Saite
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Eine Saite (von ahd. seito „Strick, Darmsaite“; im 17. Jahrhundert orthografisch von Seite geschieden) ist ein dünner Strang aus Naturdarm, Pflanzenfasern, Draht, Kunststoff, Tierhaar oder anderem Material, der zum Beispiel auf ein Saiteninstrument, einen Tennis- oder Badmintonschläger gespannt wird.
Unterscheidung
Man unterscheidet bei Saiten nach:
- Beschaffenheit: Naturdarm, Seide, Messing, Stahl, Kunststoff, …
- Spannung oder Saitenstärke
- Konfektionierung für ein Instrument: Klaviersaite, Gitarrensaite, Geigensaite, …
Bei wenig genormten Instrumenten oder Stimmungen wird zudem die Mensur (Länge der schwingenden Saite) und die Tonhöhe genannt.
Aufbau
Saiten können ein- oder mehrlagig mit Silber-, Bronze-, Kupfer- oder Aluminiumdraht umsponnen sein (die sogenannte Umspinnung), um die Massenbelegung zu erhöhen und damit die Eigenfrequenz zu verringern. Die Seele (der Kern) kann auch aus Stahlseil bestehen, wodurch die Elastizität gegenüber dem Draht steigt, was besonders bei verkürzten Mensuren von Vorteil ist.
Funktion
Eine Saite erklingt, wenn sie zum Schwingen gebracht wird. Dies kann auf verschiedene Weise erfolgen:
- Streichen mit einem Bogen (siehe Streichinstrument), die Klangerzeugung basiert auf dem Stick-Slip-Effekt.
- Zupfen mit Fingern (Pizzicato), einem Plektrum oder einem Federkiel (siehe Zupfinstrument und Cembalo)
- Anschlagen mit den Fingern oder Hämmern, z. B. beim Klavier
- Indirekte Anregung durch andere tonerzeugende Elemente des Instruments, wie etwa bei Resonanzsaiten oder bei Windharfen.
Dadurch wird ein Ton erzeugt, der bei den meisten Instrumenten durch einen mit der Saite verbundenen Klangkörper verstärkt wird. Der Ton wird höher, wenn man die Länge der schwingenden Saiten (Mensur) verkürzt, ihre Spannung erhöht oder ihren Durchmesser (und dadurch die Massenbelegung) verringert, eine Saite erklingt tiefer, wenn sie verlängert wird, ihre Spannung verringert wird oder wenn man ihren Durchmesser erhöht.
Bereits 1636 beschrieb der französische Mathematiker Marin Mersenne (1588–1648) in seiner Harmonie Universelle die Schwingungseigenschaften unterschiedlicher Saitentypen bezüglich Länge, Material und Querschnitt. Siehe hierzu Saitenschwingung.
Geschichte
Das Herstellen von Darmsaiten hat eine jahrtausendealte Tradition, die von der Herstellung von Bogensehnen herrührt. Bereits im alten Griechenland kannte man Darmsaiten. Das Material für Darmsaiten wird aus den Därmen von Schafen oder anderen Huftieren gemacht. Der Darm wird gereinigt und in Säure getaucht, anschließend mit Asche gewaschen, entfettet und zu Streifen geschnitten. Nach der Verdrehung und der Lufttrocknung wird er mit Schwefel behandelt und geschliffen.
Bis zum Anfang des 20. Jahrhundert wurden Darmsaiten auch im Uhrenbau verwendet. Bei Pendeluhren nutzte man sie zur Befestigung der Antriebsgewichte, bei frühen Taschenuhren verwendete man sie zur Verbindung von Schnecke und Federhaus, bevor dafür eine Kette üblich wurde.
In China waren Seidensaiten bekannt, die auch bis ins frühe 18. Jahrhundert in Europa benutzt wurden. Im vorderasiatischen Raum und in Nordafrika sind seit Jahrhunderten Metallsaiten (Eisen und Messing) in Gebrauch.
Gitarrensaiten werden heute überwiegend entweder aus Metall oder, seit den 1930er Jahren, aus künstlichem Material wie Polyamid (Nylonsaiten) und heute zunehmend aus Polyvinylidenfluorid (Carbonsaiten) hergestellt.
Bezüglich der Besaitung von Streichinstrumenten schreibt Michael Praetorius 1619 in seinem Syntagma musicum II S. 48, Abschnitt Violn de bracio:
„Deroselben Baß- Tenor- und Discantgeig (welche Violino, oder Violetta picciola, auch Rebecchino genennet wird) seynd mit 4 Säiten […] bezogen und werden alle durch Quinten gestimmet. Und demnach dieselbige jedermänniglichen bekandt / ist darvon (ausser diesem / daß wenn sie mit Messings- und Stälenen Säiten bezogen werden / ein stillen und fast lieblichen Resonantz mehr / als die andern / von sich geben) […] zu schreiben unnötig.“
Siehe auch
- Tennissaite, Catgut
- Abgeleitete Begriffe Saitling (Wurstherstellung) und Saitenwurst