Sandsturm
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Ein Sand- oder Staubsturm ist ein Sturm oder starker Wind, der Sand oder Staub mit sich führt. Er kommt besonders in Wüsten vor. Ein Sandsturm muss von einer Sandhose, die normalerweise räumlich enger begrenzt bleibt, unterschieden werden.
Wenn man im Volksmund von einem Sandsturm spricht, meint man in den meisten Fällen einen Staubsturm.
Eigenschaften
Bei einem Sandsturm handelt es sich um einen sehr trockenen und heißen Wind, der in Trockengebieten große Mengen Sand zunächst hoch aufwirbelt und anschließend mitführt. Einige Stürme transportieren bis zu 100 Millionen Tonnen Sand über zum Teil sehr große Entfernungen. Die Entfernung, die der Sand hierbei zurücklegt, hängt von der Größe der einzelnen Sandpartikel ab. Die größten Partikel bilden an windgeschützten Stellen langsame Dünen. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2004 insgesamt durch Sandstürme etwa 2–3 Milliarden Tonnen Sand bewegt wurden.
Lose an der Oberfläche liegende Partikel können in die Luft gehoben werden oder am Boden entlang gerollt werden (Sandkriechen), dadurch also entfernt oder erodiert werden. Diesen Prozess nennt man Deflation. Wenn die feineren Partikel von der Größe des Schluffs (Korngröße von 0,002 mm bis 0,063 mm) in dichten, hohen Wolken in die Luft gehoben werden, nennt man das Phänomen einen Staubsturm. Dieser ist nicht zu verwechseln mit einem Sandsturm, bei dem die größeren Sandpartikel (Korngröße 0,063 bis 2 mm) verfrachtet werden. Bei diesem wird eine niedrige Wolke aus bewegtem Sand gebildet, die lediglich wenige Zentimeter bis max. 2 m vom Boden in die Höhe reicht.
Ein Staubsturm kommt als dunkle Wolke heran, die vom Erdboden bis zu mehreren Kilometern Höhe reicht. Die Sichtweite ist auf wenige Meter reduziert und feiner, erstickender Staub dringt überall ein. Es wird geschätzt, dass ein Kubikmeter Luft bis zu 1 g Staub enthalten kann.
Der Prozess in einem Sandsturm verläuft anders. Sand ist zu schwer, um in große Höhen und über weite Distanzen getragen zu werden. Er wird in einer springenden, Saltation genannten Bewegung über den Boden getrieben.
Beispiele, Ursachen, Auswirkungen
So wird beispielsweise afrikanischer Wüstensand, der sich in der Karibik absetzt, für das dortige Korallensterben verantwortlich gemacht. Andererseits setzt sich Sahara-Sand auch in Gebieten Europas ab und wirkt durch seine alkalischen Eigenschaften dem sauren Regen entgegen. Im südamerikanischen Regenwald dient derselbe Wüstensand als Dünger.
Der Sand aus der australischen Wüste wandert teilweise über Brisbane. Dieser Sand enthält aus Ausscheidungen der Zuchttiere in den ländlichen Steppen- und Wüstenregionen auch Bakterien des Q-Fiebers. So sorgt er hier nicht nur für Smog, sondern auch für den Anstieg der Erkrankungen. Sobald er allerdings die Küstenlinien überschreitet, ändern sich die Folgen des Wüstensturmes. Im nährstoffarmen Süd-Pazifik ist der Sand verantwortlich für eine Verzehnfachung des Algenwachstums und verbessert hierdurch die Lebensgrundlagen von Meeressäugern und Fischen.
Sande, die von den trocken gefallenen Flächen des Aralsees verweht werden, sind mit Pestiziden aus dem Baumwollanbau belastet und sorgen so für entsprechende Belastungen in den Sedimentationsgebieten.
Eine wichtige Ursache für diese Entwicklung ist die zunehmende Benutzung von Geländewagen in den Wüsten. Durch die Geländewagen werden dünne verhärtete Krusten auf den Wüstenoberflächen aufgebrochen und damit der Erosionsschutz für den darunter liegenden Sand zerstört. Zum gleichen Effekt führte die Einführung von Rindern und Schafen in das Landesinnere von Australien. Die Hufe zerstörten die dünne Bewuchsschicht.
Weitere Gründe sind die zunehmende Desertifikation, Entwaldung und der Klimawandel.
In vielen Gebieten, in denen regelmäßig Sandstürme auftreten, erhalten sie lokale Bezeichnungen:
- Buran im Steppen- und Wüstengebiet in Mittelasien
- Chamsin oder auch Khamsin im Nilgebiet und in Israel/Palästina
- Gibli oder Ghibli im Raum Tunesien und Libyen
- Habub in der Sahara-Region
- Samum im nordafrikanisch-arabischen Raum
- Scirocco
Im April 2011 war ein Sandsturm die Ursache für eine Massenkarambolage auf der Autobahn 19 zwischen Rostock und Güstrow.
Gegenmaßnahmen
Mit der Errichtung der Grünen Mauer versucht China die Sandstürme einzudämmen, die regelmäßig Peking heimsuchen. Insgesamt wollen die Chinesen 350.000 Quadratkilometer Land, eine Fläche so groß wie Deutschland, mit Bäumen bepflanzen. Damit ist die Grüne Mauer das größte Aufforstungsprojekt der Menschheitsgeschichte.
Verschlüsselung
In der Synoptik nutzt man die folgenden durch die Weltorganisation für Meteorologie definierten Symbole und Codes zur platzsparenden Angabe eines Wetterzustands mit einem Sand- oder Staubsturm. Die Symbole werden dabei als Teil der Daten einer Wetterstation in eine Bodenwetterkarte eingetragen. Der zugeordnete Zahlenschlüssel gilt sowohl für den SYNOP- als auch für den METAR-Code.
Alle Wettersymbole siehe: Wetterkarte#Wetterzustand
Symbol | Zahlenschlüssel | Beschreibung |
---|---|---|
09 | Sand- oder Staubsturm zum Beobachtungszeitpunkt in Sichtweite oder während der letzten Stunde an der Wetterstation | |
30 | Leichter oder mäßiger Sand- bzw. Staubsturm, während der letzten Stunde schwächer geworden | |
31 | Leichter oder mäßiger Sand- bzw. Staubsturm, während der letzten Stunde unverändert | |
32 | Leichter oder mäßiger Sand- bzw. Staubsturm, während der letzten Stunde stärker geworden | |
33 | Starker Sand- bzw. Staubsturm, während der letzten Stunde schwächer geworden | |
34 | Starker oder mäßiger Sand- bzw. Staubsturm, während der letzten Stunde unverändert | |
35 | Starker oder mäßiger Sand- bzw. Staubsturm, während der letzten Stunde stärker geworden | |
98 | Gewitter mit Staub- oder Sandsturm zum Beobachtungszeitpunkt |