Scinax
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Knickzehenlaubfrösche | ||||||||||||
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Scinax fuscovarius | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Scinax | ||||||||||||
Wagler, 1830 |
Die artenreichen Knickzehenlaubfrösche (Scinax) stellen die zweitgrößte Gattung der Unterfamilie Hylinae innerhalb der Familie der Laubfrösche dar. Der Gattungsname stammt vom griechischen Wort skinos = schnell, flink; hier in seiner ins Lateinische übernommenen Form scinax.
Verbreitung
Diese Anuren kommen von Ost- und Südmexiko bis Argentinien und Uruguay sowie auf den karibischen Inseln Trinidad und Tobago und St. Lucia vor.[1]
Beschreibung
Diese meist eintönig gefärbten Laubfrösche besitzen im Vergleich zu anderen Laubfröschen eine kleine bis mittelgroße Kopf-Rumpf-Länge und mittelgroße Augen. Die Haftscheiben an den Fingern sind breiter als lang. An den Fingern fehlen die Schwimmhäute gänzlich oder sind reduziert. Die Schwimmhaut zwischen der ersten und zweiten Zehe fehlt oder diese ist zu einem Saum an der zweiten Zehe reduziert.[2] Weitere morphologische Merkmale, mit denen man Scinax-Arten von anderen Laubfröschen unterscheiden kann, sind u.a. die Fontanelle, welche hinter den Augen (in unterschiedlichem Maße) hervorgehoben ist, das Integument des Kopfes, welches nicht mit dem Schädel verschmolzen ist, der vordere Teil des Schuppenbeins, welcher nicht bis zum Oberkiefer reicht und der kleine Kieferknochen, der gering ausgebildet ist und mit dem Oberkiefer ein Gelenk bildet.[2] Vertreter der verschiedenen Artengruppe besitzen gemeinsame Merkmale, wie etwa eine charakteristische Färbung der Innenseiten der Schenkel bei der S. rubra-Gruppe (sogenannte „flash colors“).[3][4] Jungfer (1987) beschrieb die auffällige Fähigkeit, den ersten Finger und die erste Zehe um 90° nach vorne zu beugen, wahrscheinlich um sicherer „kopfunter“ zu sitzen. Duellman & Wiens (1992) ordnen diese Sitzweise zwar nur bestimmten Arten der Gattung zu (der S. rostrata-Gruppe) (vgl. unten Systematik). In der Literatur taucht trotzdem für alle Scinax-Arten der deutsche Trivialname „Knickzehenlaubfrösche“ auf.
Lebensweise
In ihrem großen Areal finden sich Scinax-Arten in fast allen tropischen und subtropischen Lebensräumen mit einer besonders hohen Diversifikation in der Mata Atlântica Südostbrasiliens.[5] Diese Laubfrösche nutzen normalerweise Tümpel oder Sümpfe, oftmals auch temporärer Natur, zur Reproduktion. Eine Artgruppe in Südamerika reproduziert sich in Bächen (S. catharinae-Gruppe), eine andere legt Eier in Wasseransammlungen in terrestrischen Bromelien (S. perpusilla-Gruppe). Die Kaulquappen sind freischwimmend.
Systematik
Diese Laubfrösche wurden bis 1977 in der Hyla catharinae-Gruppe und der Hyla rubra-Gruppe geführt. Fouquette & Delahoussaye (1977) stellten sie in die Gattung Ololygon Fitzinger, 1843. Diese veraltete Einteilung beruht hauptsächlich auf der Morphologie der Spermien: Ololygon-Spermien besitzen zwei, die meisten anderen Laubfrosch-Spermien nur einen Schwanz. Jedoch besitzen viele andere Anurenarten ebenfalls zweischwänzige Spermien.[2] Pombal & Gordo (1991) bemerkten zudem, dass sich unter den von Fouquette & Delahoussaye (1977) zur Gattung Ololygon gestellten Arten auch die Typspezies von Scinax Wagler, 1830 befand, welche Vorrang vor Ololygon besitzt. Duellman & Wiens (1992) zeigten zusätzlich anhand von morphologischen, osteologischen, larvalen und Reproduktionsmerkmalen, dass Scinax Wagler, 1830 Vorrang vor Ololygon hat. Sie ordneten die (damals bekannten) Arten sieben Gruppen zu:
- Scinax catharinae-Gruppe
S. albicans, S. ariadne, S. argyreornata, S. brieni, S. catharinae, S. flavoguttatus, S. heyeri, S. humilis, S. littoralis, S. machadoi und S. obtriangulatus
Duellman & Wiens (1992) modifizierten die Gruppeneinteilung nach Peixoto & Weygoldt (1987). Die Arten dieser Gruppe besitzen als gemeinsame, abgeleitete Merkmale, dass sie ihre Eier in Bächen ablegen und den Kaulquappen mancher Arten eine dorsale Lücke in der Dentalpapille fehlt (S. albicans, S. ariadne, S. flavoguttatus, S. heyeri, S. machadoi) oder stark reduziert ist (S. obtriangulatus).
- Scinax perpusilla (S. perpusillus)-Gruppe
S. alcatraz, S. atratus, S. littoreus, S. melloi, S. perpusillus und S. v-signata
Diese Gruppe wurde erstmals von Peixoto (1987) erkannt. Ihre Arten kennzeichnen sich v.a. dadurch, dass sie ausschließlich Phytotelme von Bromelien zur Reproduktion nutzen und charakteristische Rufer besitzen. [6] [7]
Arten der S. catharinae-Gruppe und der S. perpusillus-Gruppe besitzen aus dorsaler Sicht eine kurze und stumpfe Schnauze, eine charakteristisches dorsales Farbmuster und Kaulquappen mit abgerundeter Schnauze (soweit die Larven beschrieben sind bzw. 1992 waren). Duellmann & Wiens (1992) sehen auch darin abgeleitete Merkmale.
- Scinax rizibilis-Gruppe
S. jureia, S. ranki und S. rizibilis
Diese Gruppe wurde zuerst von Andrade & Cardoso (1988) erkannt. Als Synapomorphie besitzen die drei Arten paarige Schallblasen.[3]
- Scinax rubra (S. ruber)-Gruppe:
S. blairi, S. chiquitanus, S. elaeochrous, S. funereus, S. fuscovarius, S. hayii, S. quinquefasciatus, S. ruber und S. similis
Mexiko bis Argentinien, die meisten Arten in Südostbrasilien; kleine bis mittlere Größe, einzelne kehlständige Schallblase, Schnauze ungepunktet, Innenseite der Hinterbeine auffällig gefärbt, Ruf aus mehreren Impulsen; Reproduktion hauptsächlich im Offenland.[4]
- Scinax rostrata (S. rostratus)-Gruppe
S. boulengeri, S. garbei, S. kennedyi, S. nebulosus, S. pedromedinae, S. proboscideus, S. rostratus und S. sugillatus
Die Gruppe wurde von Duellman (1972) definiert. Alle Arten besitzen eine spitze, flache Schnauze. Außer bei S. nebulosa besitzen die bekannten Kaulquappen charakteristische Zahnformeln. Außer S. kennedyi und S. rostratus besitzen alle Arten konische, ulnare, tarsale und labiale Tuberkel. Duellman & Wiens (1992) sehen es als einheitliches Merkmal dieser Gruppe an, „kopfunter“ an vertikalen Oberflächen zu sitzen (vgl. oben Beschreibung) und dabei zu rufen.
- Scinax staufferi-Gruppe
S. agilis, S. baumgardneri, S. berthae, S. danae, S. exiguus, S. fuscomarginatus, S. nasicus, S. parkeri, S. squalirostris, S. staufferi, S. trilineatus und S. wandae
- Scinax x-signata (S. x-sigantus)-Gruppe
S. acuminatus, S. boesemani, S. crospedospilus, S. cruentommus, S. cuspidatus und S. x-sigantus
Die Einteilung in diese sieben Gruppen basiert aber teilweise auf von Fouquette & Delahoussaye (1977) beschriebenen Unterschieden in der Morphologie der Spermienköpfe. Zudem konnten Duellman & Wiens (1992) die Monophylie der S. ruber-, S. staufferi- und S. x-siganatus-Gruppen nicht bestätigen und auch nicht alle damals bekannten Arten den sieben Gruppen zuordnen.
Faivovich (2002) führte daher eine kladistische Analyse mit 36 Vertretern der Gattung und acht außenstehenden Arten anhand von osteologischen, myologischen, morphologischen Merkmalen der Adulti und Larven sowie Merkmalen in der Reproduktionsbiologie und Karyotypen durch. Nach diesen Resultaten ergeben sich nur noch zwei Kladen: die Scinax catharinae-Klade (mit den S. catharinae- und der S. perpusillus-Artgruppen) und die Scinax ruber-Klade (mit den S. rostratus-, S. ruber- und S. staufferi-Artgruppen). Zudem wurden einige Arten umgruppiert.
Faivovich et al. (2005) zeigten in ihrer molekulargenetischen Untersuchung an der Familie Hylidae, dass die Gattung Scinax monophyletisch ist. Duellman & Wiens (1992) stellten die Hypothese auf, dass Scinax das Adelphotaxon von Scarthyla und diese Klade wiederum das Adelphotaxon von Sphaenorhynchus ist. Faivovich et al. (2005) testeten diese Hypothese ebenfalls und zeigten, dass Scinax nicht die Schwestergruppe von Scarthyla ist, sondern entweder von einer Klade, die aus Scarthyla, Lysaphus und Pseudis besteht, oder einer sogenannten "South America II"-Klade, die neben den bereits genannten Gattungen zusätzlich die Gattungen Sphaenorhynchus und Xenohyla sowie einige Arten einschließt, die momentan noch unter Hyla geführt werden. Die Systematik der Gattung Scinax ist somit noch nicht endgültig geklärt.
Arten
Zu der Gattung werden derzeit 98 Arten gezählt:
- Scinax acuminatus (Cope, 1862)
- Scinax agilis (Cruz & Peixoto, 1983)
- Scinax albicans (Bokermann, 1967)
- Scinax alcatraz (Lutz, 1973)
- Scinax altae (Dunn, 1933)
- Scinax alter (Lutz, 1973)
- Scinax angrensis Lutz, 1973
- Scinax arduous Peixoto, 2002
- Scinax argyreornatus (Miranda-Ribeiro, 1926)
- Scinax ariadne (Bokermann, 1967)
- Scinax aromothyella Faivovich, 2005
- Scinax atratus (Peixoto, 1989)
- Scinax auratus (Wied-Neuwied, 1821)
- Scinax baumgardneri (Rivero, 1961)
- Scinax berthae (Barrio, 1962)
- Scinax blairi (Fouquette & Pyburn, 1972)
- Scinax boesemani (Goin, 1966)
- Scinax boulengeri (Cope, 1887)
- Scinax brieni (De Witte, 1930)
- Scinax cabralensis Drummond, Baêta & Pires, 2007
- Scinax caldarum (Lutz, 1968)
- Scinax camposseabrai (Bokermann, 1968)
- Scinax canastrensis (Cardoso & Haddad, 1982)
- Scinax cardosoi (Carvalho e Silva & Peixoto, 1991)
- Scinax carnevallii (Caramaschi & Kisteumacher, 1989)
- Scinax castroviejoi De la Riva, 1993
- Scinax catharinae (Boulenger, 1888)
- Scinax centralis Pombal & Bastos, 1996
- Scinax chiquitanus (De la Riva, 1990)
- Scinax constrictus Lima, Bastos & Giaretta, 2005
- Scinax crospedospilus (Lutz, 1925)
- Scinax cruentommus (Duellman, 1972)
- Scinax curicica Pugliese, Pombal & Sazima, 2004
- Scinax cuspidatus (Lutz, 1925)
- Scinax danae (Duellman, 1986)
- Scinax dolloi (Werner, 1903)
- Scinax duartei (Lutz, 1951)
- Scinax elaeochrous (Cope, 1875)
- Scinax eurydice (Bokermann, 1968)
- Scinax exiguus (Duellman, 1986)
- Scinax faivovichi Brasileiro, Oyamaguchi & Haddad, 2007
- Scinax flavidus La Marca, 2004
- Scinax flavoguttatus (Lutz & Lutz, 1939)
- Scinax funereus (Cope, 1874)
- Scinax fuscomarginatus (Lutz, 1925)
- Scinax fuscovarius (Lutz, 1925)
- Scinax garbei (Miranda-Ribeiro, 1926)
- Scinax granulatus (Peters, 1871)
- Scinax hayii (Barbour, 1909)
- Scinax heyeri (Peixoto & Weygoldt in Weygoldt, 1986)
- Scinax hiemalis (Haddad & Pombal, 1987)
- Scinax humilis (Lutz, 1954)
- Scinax ictericus Duellman & Wiens, 1993
- Scinax jolyi Lescure & Marty, 2000
- Scinax juncae Nunes & Pombal Jr., 2010
- Scinax jureia (Pombal & Gordo, 1991)
- Scinax karenanneae (Pyburn, 1993)
- Scinax kautskyi (Carvalho e Silva & Peixoto, 1991)
- Scinax kennedyi (Pyburn, 1973)
- Scinax lindsayi Pyburn, 1992
- Scinax littoralis (Pombal & Gordo, 1991)
- Scinax littoreus (Peixoto, 1988)
- Scinax longilineus (Lutz, 1968)
- Scinax luizotavioi (Caramaschi & Kisteumacher, 1989)
- Scinax lutzorum Cardoso & Pombal Jr., 2010
- Scinax machadoi (Bokermann & Sazima, 1973)
- Scinax maracaya (Cardoso & Sazima, 1980)
- Scinax melloi (Peixoto, 1989)
- Scinax nasicus (Cope, 1862)
- Scinax nebulosus (Spix, 1824)
- Scinax obtriangulatus (Lutz, 1973)
- Scinax oreites Duellman & Wiens, 1993
- Scinax pachycrus (Miranda-Ribeiro, 1937)
- Scinax parkeri (Gaige, 1929)
- Scinax pedromedinae (Henle, 1991)
- Scinax peixotoi Brasileiro, Haddad, Sawaya & Martins, 2007
- Scinax perereca Pombal, Haddad & Kasahara, 1995
- Scinax perpusillus (Lutz & Lutz, 1939)
- Scinax pinima (Bokermann & Sazima, 1973)
- Scinax proboscideus (Brongersma, 1933)
- Scinax quinquefasciatus (Fowler, 1913)
- Scinax ranki (Andrade & Cardoso, 1987)
- Scinax rizibilis (Bokermann, 1964)
- Scinax rostratus (Peters, 1863)
- Scinax ruber (Laurenti, 1768)
- Scinax similis (Cochran, 1952)
- Scinax squalirostris (Lutz, 1925)
- Scinax staufferi (Cope, 1865)
- Scinax strigilatus (Spix, 1824)
- Scinax sugillatus (Duellman, 1973)
- Scinax trapicheiroi (A. Lutz & B. Lutz in Lutz, 1954)
- Scinax trilineatus (Hoogmoed & Gorzula, 1979)
- Scinax tripui Lourenço, Nascimento & Pires, 2010 "2009"
- Scinax tupinamba Silva & Alves-Silva, 2008
- Scinax uruguayus (Schmidt, 1944)
- Scinax v-signatus (Lutz, 1968)
- Scinax wandae (Pyburn & Fouquette, 1971)
- Scinax x-signatus (Spix, 1824)
Literatur
- Andrade, G.V. & A.J. Cardoso (1987): Reconhecimento do grupo rizibilis; descrição de uma espécie de Hyla (Amphibia, Anura). Rev.Brasil.Zool. 3: 433-440.
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