Apomorphie


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Apomorphie (von gr. griechisch apo ‚ab‘ und griechisch morphē ‚Form‘, ‚Gestalt‘) ist ein Begriff der Kladistik (Methode der Evolutionsbiologie). Er bezeichnet in der Systematik der Phylogenese solche Merkmale, die im Vergleich zum Vorfahren der jeweils betrachteten Stammlinie neu erworben wurden („abgeleitetes Merkmal“). Im Gegensatz dazu steht die Plesiomorphie, also das ursprüngliche, nicht-abgeleitete Merkmal.

Als apomorph wird ein Merkmal bezeichnet, wenn es sich gegenüber dem Merkmalszustand des Vorfahren verändert hat.

Beispiele

  • Der Besitz von Milchdrüsen im Bereich von Brust und Bauch stellt ein gemeinsames Merkmal aller Säugetiere dar. Die übrigen Wirbeltiere (Fische, Amphibien, Reptilien und Vögel) besitzen dieses Merkmal nicht. Es ist also eine Synapomorphie der Säugetiere.
  • Die Entwicklung von Barten - hornigen, faserigen Platten im Maul der Bartenwale - stellt ebenfalls ein solches gemeinsames Merkmal dar, das sie von den Zahnwalen und allen anderen Säugetieren abgrenzt.
  • Die Entwicklung der artikulierten Lautsprache ist ein Merkmal, das den modernen Menschen (Homo sapiens) von anderen heute lebenden Menschenaffen abgrenzt.
  • Auch der Verlust von Merkmalen („negatives Merkmal“) kann eine Apomorphie darstellen: So ist bei allen Menschenaffen einschließlich des Menschen die Schwanzwirbelsäule so stark reduziert ("Steißbein"), dass sie von außen kaum noch erkennbar ist.

Unterteilung von Apomorphien

Abhängig davon, ob man ein einzelnes Taxon oder dessen Untergruppen im Vergleich betrachtet, spricht man bei deren Merkmalszuständen entweder von Autapomorphien oder von Synapomorphien:

  • Eine Autapomorphie ist ein apomorpher Merkmalszustand, der nur bei einer Art oder im Grundmuster eines terminalen monophyletischen Taxons vorkommt. Autapomorphien sind also die abgeleiteten Besonderheiten in der Merkmalsaustattung eines Taxons. Ein Beispiel ist die Fähigkeit zu artikulierter Lautsprache des Menschen.
  • Eine Synapomorphie ist der homologe, gemeinsame Besitz eines apomorphen Merkmalszustandes bei zwei oder mehr nächstverwandten Taxa (Schwestertaxa). Synapomorphien begründen also ein Schwestergruppenverhältnis bzw. die Monophylie eines Taxons. Aus den oben genannten Beispielen zählen die Milchdrüsen aller Säugetiere oder die Barten aller Bartenwale zu den Synapomorphien der jeweiligen Taxa.

Das Begriffspaar Autapomorphie vs. Synapomorphie ist demnach abhängig von dem hierarchischen Niveau der Betrachtung: Haare sind eine Autapomorphie des Taxons Säugetiere, aber bei Vergleich der drei Untergruppen der Säugetiere sind Haare eine Synapomorphie der Taxa Kloakentiere, Beuteltiere und Plazentatiere.

Siehe auch

Weblinks