Smilodon


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Smilodon

Lebendrekonstruktion von Smilodon fatalis

Zeitliches Auftreten
Oberpliozän bis Spätes Pleistozän
2,588 Mio. Jahre bis 12.000 Jahre
Fundorte
Systematik
Höhere Säugetiere (Eutheria)
Raubtiere (Carnivora)
Katzenartige (Feloidea)
Katzen (Felidae)
Säbelzahnkatzen (Machairodontinae)
Smilodon
Wissenschaftlicher Name
Smilodon
Lund, 1842
Arten
  • Smilodon gracilis
  • Smilodon populator
  • Smilodon fatalis

Smilodon ist eine Gattung der ausgestorbenen Säbelzahnkatzen (Machairodontinae), die während des Pleistozäns in Amerika weit verbreitet war. Häufig wird die Gattung als Säbelzahntiger bezeichnet. Er war jedoch kein näherer Verwandter des Tigers und unterschied sich entwicklungsgeschichtlich und morphologisch deutlich von heute lebenden Großkatzen. Smilodon überlebte bis zum Ende des Pleistozäns und starb erst am Beginn des Holozäns vor etwa 12.000 Jahren aus.

Aussehen

Skelettrekonstruktion von Smilodon populator, Museo de La Plata

Im Gesamterscheinungsbild dürfte Smilodon an eine heutige Großkatze erinnert haben, unterschied sich von diesen jedoch in einigen charakteristischen Merkmalen. Mit seinem abschüssig verlaufenden Rücken, den kurzen Beinen und der extrem kraftvollen Schulter- und Nackenpartie war Smilodon etwas kleiner, aber dafür viel muskulöser und schwerer gebaut als die großen Raubkatzen von heute. Die größten Vertreter der Gattung erreichten geschätzt über 300 kg und waren damit schwerer als heutige Löwen und Tiger. Charakteristisch waren der kurze Stummelschwanz und die langen Säbelzähne, die bis zu 20 cm aus dem Kiefer ragten. Diese riesigen Eckzähne hatten keinen runden, sondern einen ovalen Querschnitt, was das Eindringen in das Fleisch des Opfers erleichterte.

Arten

Obwohl im Laufe der Forschungsgeschichte eine Reihe verschiedener Taxa von Smilodon beschrieben wurde, sind heute nur drei Arten allgemein anerkannt. Smilodon gracilis, die kleinste Art war mit 55 bis 100 kg[1] etwa so groß wie ein Jaguar und lebte ca. 2.500.000 bis 500.000 Jahre vor unserer Zeit. Sie ging wohl direkt aus dem Megantereon hervor und ist uns vor allem durch Funde aus den östlichen USA bekannt. Wahrscheinlich entstanden aus Smilodon gracilis die beiden späteren Arten Smilodon populator und Smilodon fatalis, die sich in erster Linie geographisch vertraten. Beide starben vor etwa 12.000 Jahren aus. Der Südamerikanische Säbelzahntiger Smilodon populator lebte in den östlichen Gebieten Südamerikas und war die größte Art, die die Säbelzahnkatzen hervorbrachten. Er erreichte ein Gewicht von 220–360 kg[1] und eine Schulterhöhe von etwa 1,2 m. Seine bis zu 28 cm langen Eckzähne ragten ungefähr 17 cm aus dem Oberkiefer hervor. In Nordamerika und den pazifischen Teilen Südamerikas wurde er von Smilodon fatalis vertreten. Diese Art lag größenmäßig zwischen den anderen beiden Arten und wog etwa 160–280 kg[1] bei einer Schulterhöhe von rund einem Meter. Sie unterscheidet sich in einigen wesentlichen Merkmalen des Schädels und der Proportionen von Smilodon populator. Die Verbreitungsgebiete von Smilodon populator im Osten und Smilodon fatalis im Westen wurden durch die Anden getrennt. Gelegentlich werden auch Smilodon californicus und Smilodon floridanus als eigene Arten aufgeführt. Sie gelten meist aber als Unterarten von Smilodon fatalis.

Funde und Verbreitung

Schädel eines Smilodon fatalis, San Diego Natural History Museum, Kalifornien, USA

Die bekanntesten Fundstellen liegen bei Rancho La Brea im heutigen Kalifornien. Zahlreiche weitere Überreste dieser Gattung wurden in vielen Teilen Nord- und Südamerikas gefunden, so in Florida und Patagonien. In Nordamerika beschränkte sich ihr Verbreitungsgebiet auf die südlichen Gebiete. Weiter nördlich kam zur gleichen Zeit in Nordamerika die Scimitarkatze (Homotherium) vor, deren Verbreitungsgebiet im Süden etwas mit dem des Smilodon überlappte. Im Gegensatz zum Homotherium drang der Smilodon niemals bis Eurasien vor.

Lebensweise

Aus den zahllosen Überresten, die in den Teergruben von Rancho La Brea in Kalifornien geborgen wurden, lässt sich viel über den Smilodon rekonstruieren. Man fand dort etwa 160.000 Knochen von mindestens 1200 Individuen. Aus diesen Knochenfunden gelingt es Wissenschaftlern sogar, Rückschlüsse auf die Lebensweise und das Sozialverhalten der Tiere zu ziehen. 5000 der 160.000 Knochenreste aus Rancho La Brea zeigten starke Krankheitsmerkmale. Diese reichten von Fehlstellungen der Hüfte über gebrochene Wirbelsäulen bis zu deformierten Beinknochen. Offenbar war ihr Körper oft starken Belastungen ausgesetzt, die wahrscheinlich von Kämpfen mit äußerst wehrhaften Beutetieren stammten. Erstaunlicherweise zeigten viele dieser Knochen Anzeichen von Verheilung, auch wenn die Verletzungen so stark waren, dass die Tiere sicher jagdunfähig waren. Die Tiere hatten offenbar noch Monate oder Jahre weitergelebt. Das deutet darauf hin, dass Smilodonten in sozialen Gruppen organisiert waren und sich gegenseitig mit Nahrung versorgten oder zumindest Gruppenmitglieder am Riss duldeten.

Eine andere Erklärungsmöglichkeit ist, dass in den Teergruben so viele Tiere verendeten, dass selbst stark verletzte Säbelzahnkatzen überleben konnten. Umstritten ist das vermutliche Beutespektrum der Katze. Die langen Eckzähne und die massige Gestalt lassen vermuten, dass sie sich von besonders großen, schwerfälligen Tieren wie Mammuts und Mastodons ernährten. So könnten sie den riesigen Tieren auf den Rücken geklettert sein, um die Zähne dort einzugraben oder ihnen vom Boden aus die Flanken aufgerissen haben. Kritiker verweisen allerdings darauf, dass die langen Eckzähne im Kampf auf Knochen treffen und dann leicht hätten brechen können. Für schnellere Tiere wie Pferde und Hirsche waren Smilodonten aber sicherlich zu schwerfällig. Am wahrscheinlichsten ist daher, dass sie vorwiegend junge und halbwüchsige Rüsseltiere und Riesenfaultiere angriffen, indem sie diese bei Ausflügen abseits der Herde überraschten oder Verwirrung in den Herden stifteten und dann schnell zuschlugen. Ein ähnliches Jagdverhalten wird auch für die zweite amerikanische Säbelzahnkatze Homotherium vermutet, bei der diese Annahme durch besondere Fossilfunde aus der texanischen Friesenhahn-Höhle gestützt wird.

Aussterben

Das Aussterben des Säbelzahntigers wird meist auf das Verschwinden der eiszeitlichen Megafauna am Ende des Pleistozäns zurückgeführt. Er verschwand vor etwa 10.000 Radiokohlenstoffjahren (entspricht etwa 12.000 Kalenderjahren), zusammen mit einer ganzen Reihe von Großtierformen am Ende des Pleistozäns. Durch das Verschwinden großer Beutetiere war er wohl seiner Existenzgrundlage beraubt und starb ebenfalls aus. Über Jahrmillionen haben Pantherkatzen und Säbelzahnkatzen nebeneinander gelebt, ohne sich gegenseitig stark zu beeinträchtigen. Nach einer Theorie, die als Overkill-Hypothese bekannt wurde, ist das Verschwinden der Großsäuger am Ende des Pleistozäns vor allem auf menschliche Einflüsse zurückzuführen.

Literatur

  • Miles Barton: Wildes Amerika. Zeugen der Eiszeit. Vgs, Köln 2003, ISBN 3-8025-1558-7.
  • Alan Turner, Mauricio Antón: The big cats and their fossil relatives. An illustrated guide to their evolution and natural history. Columbia University Press, New York NY 1997, ISBN 0-231-10229-1.
  • Dick Mol, Wilrie van Logchem, Kees van Hooijdonk, Remie Bakker: The Saber-Toothed Cat of the North Sea. DrukWare, Norg 2008, ISBN 978-90-78707-04-2.
  • Tim Haines: Im Reich der Urzeit – Die Erben der Saurier. (Sechsteilige BBC-Dokumentation).

Weblinks

Commons: Smilodon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Per Christiansen, John M. Harris: Body Size of Smilodon (Mammalia: Felidae). In: Journal of Morphology. Band 266, 2005. S. 369–384

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