Tasitolu


Tasitoluseen
Die drei Salzseen von Tasitolu
Geographische Lage Suco Comoro, Osttimor
Zuflüsse Mota Tasitolu (temporär)
Ufernaher Ort Dili, 12 de Outubro, Lih Baulelo
Daten
Koordinaten 8° 34′ 0″ S, 125° 30′ 0″ OKoordinaten: 8° 34′ 0″ S, 125° 30′ 0″ O

Besonderheiten

Drei nebeneinander liegende Salzseen, Important Bird Area

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Tasitolu (auch Taci Tolu) ist ein Außenbezirk der osttimoresischen Landeshauptstadt Dili. Er liegt acht Kilometer westlich des Stadtzentrums im äußersten Westen des Sucos Comoro (Subdistrikt Dom Aleixo, Distrikt Dili). Tasitolu (Tetum für Drei Wasser oder Drei Seen)[1] ist nach den drei dort liegenden Salzseen benannt und liegt zwischen den Hügeln im Landesinneren und der Küste der Straße von Wetar.

Geographie

Tasitolu bildet keine geschlossene Siedlung oder eigenständige Verwaltungseinheit, sondern die Region um die namensgebenden Salzseen. Das Gebiet hat eine Fläche von 1540 Hektar und reicht von Meereshöhe bis auf 403 m Höhe, wovon 700 Hektar von der Regierung als Friedenspark Tasitolu ausgewiesen wurden.[1][2] Entlang der Küste führt eine Überlandstraße, die grob dem gesamten Verlauf der Nordküste Osttimors folgt und einer der wichtigsten Verkehrswege des Landes ist. Südlich der Straße liegen die Kapelle von Tasitolu und ein mit Bäumen bepflanzter Bereich. Ihm folgen ein großer Bereich, der für Großveranstaltungen dient, und die drei Seen.[3] Von Süden führen in der Regenzeit einige Zuflüsse zu den Seen, darunter der Mota Tasitolu (Tasitolu-Fluss). Die Seen treten dann über die Ufer und können benachbarte Straßen und Siedlungen überfluten. Die Pläne für einen Kanal, der das überschüssige Wasser direkt ins Meer geleitet hätte, wurden aufgegeben, da sie das anliegende Tauchgebiet durch mitgeführte Sedimente gefährdet hätten. In der Trockenzeit schrumpfen die Seen wieder, trocknen aber nicht komplett aus. Rund um das Areal befinden sich Siedlungen, so westlich Lih Baulelo und nordöstlich 12 de Outubro. Da sie keine eigenständige administrativen Einheiten bilden, gibt es keine Angaben über die Bevölkerungszahl in Tasitolu. 2010 gehörten zur Aldeia 12 de Outubro 3803 Menschen.[4] Dilis internationaler Flughafen Presidente Nicolau Lobato liegt etwa anderthalb Kilometer nordöstlich von Tasitolu.[5][6]

Geschichte

Die Kapelle von Tasitolu im timoresischen Stil
Karte von Tasitolu

Zahlreiche timoresische Opfer der indonesischen Invasion im Jahr 1975 und der nachfolgenden Besetzung bis 1999 wurden in Tasitolu verscharrt. Das Areal galt als ein „well-known killing place“ (allgemein bekannter Ort, an dem getötet wird). Menschen wurden von indonesischen Soldaten hierher verschleppt, hingerichtet und vergraben.[7]

Am 12. Oktober 1989 feierte Papst Johannes Paul II. in Tasitolu eine Großmesse auf Tetum und Englisch.[8] Der Besuch stärkte das Selbstbewusstsein der Bevölkerung und rückte die indonesische Besetzung Osttimors für kurze Zeit wieder in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Nach der Messe entfaltete eine Gruppe junger Leute Transparente. Sie demonstrierten für Selbstbestimmung und gegen Menschenrechtsverletzungen. Diesem für Indonesien peinlichen Moment folgte eine Welle von Verhaftungen und Folter.[9] Daran erinnert eine Kapelle mit dem Dach eines traditionellen, timoresischen heiligen Hauses (Uma lulik)[10] und seit 2008 eine sechs Meter hohe Monumentalstatue von Papst Johannes Paul II. Sie steht auf einem Hügel und bildet so ein Gegenstück zur Jesusstatue auf der Ostseite der Bucht von Dili in Cristo Rei.[11]

Nach dem Abzug der Indonesier wurden 1999 internationale Friedenstruppen im Gebiet von Tasitolu stationiert. Die UN-Verwaltung Osttimors (UNTAET) stellte im Jahr 2000 700 Hektar Tasitolus, zusammen mit 14 anderen als Wildschutzgebiet (Protected Natural Areas PNA) unter Schutz.[1][12]

Am 20. Mai 2002 wurde in Tasitolu in einer Zeremonie Osttimor aus der UN-Verwaltung in die Unabhängigkeit entlassen.[1] Aufgrund der historischen und gesellschaftlichen Bedeutung erklärte Präsident Xanana Gusmão am 12. Februar 2004 das Areal zum Friedenspark. Zu diesem Anlass wurden 200 Bäume gepflanzt; insgesamt plante man, 40 Hektar wiederaufzuforsten.[2]

Während der Unruhen in Osttimor 2006 wurden in Tasitolu etwa hundert Häuser niedergebrannt.[13] Man errichtete drei Lager, in denen mehrere hundert Flüchtlinge untergebracht wurden.[14] Im größten Lager, westlich der Seen, fanden 371 Familien Zuflucht.[15] Die Lager wurden 2009 geschlossen.[16]

Ende Oktober 2008 wurden Pläne für ein Fünf-Sterne-Hotel mit 350 Zimmern in Tasitolu bekannt. Dieses erste Luxushotel im Land mit Namen Pelican Paradise Hotel sollte zwischen zwei Bergrücken bis 2012 errichtet werden. Zum Hotel sollte auch ein Golfplatz mit 27 Löchern zwischen den Seen und ein Business Park entstehen.[17] Bei den Erdarbeiten für das Hotel wurden die sterblichen Überreste von neun Menschen gefunden. Die Toten waren gefesselt und man fand Hinweise darauf, dass sie erschossen worden waren. Es handelt sich bei ihnen um Opfer aus der indonesischen Besatzungszeit. Zwei trugen portugiesische Militäruniformen, weswegen man vermutet, dass es sich bei ihnen um Freiheitskämpfer der FALINTIL handelt.[18][19][20][21]

2012 wurden am 20. Mai die Feiern zum 10. Jahrestag der Unabhängigkeit und die Vereidigung des neuen Präsidenten Taur Matan Ruak in Tasitolu begangen.[22] Jährlich finden in Tasitolu Pferderennen statt.[1]

Fauna und Flora

IBA-"Trigger" Vogelarten in Tasitolu
Vogelart[1] Status In der Region Timor/Wetar[23][24]
Timortaube (Schwarze Timortaube, Turacoena modesta) gering gefährdet endemisch
Rosakopf-Fruchttaube (Ducula rosacea) gering gefährdet nicht endemisch
Gelbkopflori (Trichoglossus euteles) nicht gefährdet endemisch
Timorsittich (Aprosmictus jonquillaceus) gering gefährdet endemisch
Temminckhonigfresser (Meliphaga reticulata) nicht gefährdet endemisch
Timorlederkopf (Philemon inornatus) nicht gefährdet endemisch
Timorhonigfresser (Lichmera flavicans) nicht gefährdet endemisch
Dreifarben-Honigfresser (Myzomela vulnerata) nicht gefährdet endemisch
Timor-Gerygone (Gerygone inornata) nicht gefährdet endemisch
Orpheusdickkopf (Pachycephala orpheus) nicht gefährdet endemisch
Sundapirol (Oriolus melanotis) nicht gefährdet endemisch
Timorschmätzer (Saxicola gutturalis) gering gefährdet endemisch
Macklot-Mistelfresser (Dicaeum maugei) nicht gefährdet endemisch
Sonnennektarvogel (Cinnyris solaris) nicht gefährdet nicht endemisch
Timor-Reisfink (Padda fuscata) gering gefährdet endemisch

Zum Schutzgebiet gehören neben den Seen die dazwischenliegenden Feuchtgebiete, der Sandstrand und umliegendes Grasland, Mangroven und Waldungen mit Eukalyptusbäumen (Eucalyptus alba savanna). In geschützten Schluchten und Stellen mit Oberflächenwasser gibt es kleine tropische Trockenwälder. Vor allem das Sammeln von Feuerholz bedroht den Baumbestand. Außerdem sind das Abladen von Müll und der Abbau von Sand und Felsen ein Problem. Belastet wird das Areal auch durch das jährlich stattfindende Pferderennen und durch Fahrschüler, die auf den ausgetrockenen Salzplatten üben. Zusammen mit Tibar (Distrikt Liquiçá), Areia Branca, Hera und Metinaro (Distrikt Dili) bildet Tasitolu ein Netzwerk kleiner Feuchtgebiete an der Küste westlich und östlich des Stadtzemntrums von Dili.[1]

An den Seen überwintern jedes Jahr Hunderte von Wasservögeln aus Nordostasien. Auch viele einheimische Vögel leben hier, weswegen Tasitolu 2007 von BirdLife International zur Important Bird Area (IBA) erklärt wurde. Anders als der Friedenspark Tasitolu umfasst das Important Bird Area Tasitolu das gesamte Gebiet. BirdLife International hat hier fünf bedrohte Vogelarten und zehn weitere registriert, die es als restricted-range species (Arten mit beschränkter Verbreitung) einstuft und sie deshalb als Trigger-Arten betrachtet.[1] Die meisten von ihnen sind sogar in der Region Timor/Wetar endemisch, weswegen BirdLife International Timor und Wetar zusammen zum „Endemic Bird Area“ (EBA), genauer zum „Timor and Wetar Endemic Bird Area“, erklärt hat. Dazu gehören auch die Timor vorgelagerten indonesischen Inseln Sawu, Roti und Semau und die osttimoresischen Inseln Atauro und Jaco. Im Timor and Wetar Endemic Bird Area gibt es insgesamt 23 Trigger-Arten.[25]

700 Hektar von Tasitolu stehen als Friedenspark unter besonderem Schutz, womit er in Osttimor das zweite Großschutzgebiet nach dem Nino Konis Santana Nationalpark ist.[1][12]

In manchen Jahren färbt sich das Wasser der Seen rot, wahrscheinlich durch eine Alge. Viele Menschen glauben, dass es die vielen Opfer in der indonesischen Besatzungszeit (1975–1999) sind, die in diesem Gebiet begraben worden sein sollen, durch die sich das Wasser rot färbt. Auch der Umstand, dass zu den letzten Verfärbungen in den Jahren 1975, 1999 und 2006 kam, in denen Osttimor den Bürgerkrieg und die indonesische Invasion 1975, die Krise in Osttimor 1999 und die Unruhen 2006 erleiden musste, führt dazu, dass die Rotfärbung als schlechtes Omen angesehen wird.[26]

Direkt an der Meeresküste von Tasitolu befinden sich die touristisch erschlossenen Tauchplätze Tasitolu und Dili Rock. In zwei bis 40 m Tiefe kann man hier farbenprächtige Weichtiere, Fische, Anemonen und Korallen beobachten.[27][28] Die Region gehört zum Korallendreieck mit einer der höchsten Biodiversitäten in der Welt.[29][30]

Weblinks

Commons: Tasitolu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Birdlife IBA Factsheet - Tasitolu Peace Park
  2. 2,0 2,1 Tasi Tolu Peace Park project kicks off with tree planting ceremony, abgerufen am 25. Juli 2012
  3. Google-Maps
  4. Population and Housing Census 2010, Volume 2, Population Distribution by Administrative Areas, abgerufen am 25. August 2012
  5. Karte von Dili
  6. Diving Timor Leste: Diving Timor Leste (East Timor): Dili Dive Sites – Tasi Tolu, abgerufen am 25. Juli 2012
  7. Rei, Naldo (2007). Resistance: A Childhood Fighting for East Timor. Univ. of Queensland Press. S. 62 ff. ISBN 978-0-7022-3632-7
  8. Vatican.va: Holy mass at Tasi-toli in Dili, abgerufen am 25. Juli 2012
  9. Geoffrey C. Gunn: History of Timor, S. 165, Technische Universität Lissabon (englisch, PDF, 805 KiB)
  10. Tony Wheeler, Xanana Gusmao, Kristy Sword-Gusmao: East Timor Lonely Planet, London 2004, ISBN 1740596447
  11. Kirsty Sword-Gusmao, Pat Walsh: “Opening up”: travellers' impressions of East Timor, 1989-1991, 1991, Australia East Timor Association
  12. 12,0 12,1 Important Bird Areas in Timor-Leste (englisch, PDF, 1,9 MiB)
  13. Agence France Presse: Troops on the streets after riots in East Timor, 29. April 2006, abgerufen am 26. Juli 2012
  14. Internal Displacement.org: Dili IDP Camp Size Based on Number of Food Recipients
  15. UNHCR: Map of IDPs Areas of Origin (Dili) - Tasitolu F-FDTL Transitional Shelter, Based on Information from the Government's Hamutuk Hari'i Futuru Registration Database as of 16 October 2008, abgerufen am 25. Juli 2012
  16. Timor today: Ministra Solidariedade Sosial Anunsia Uma Transitorio Quarantina no Tasi-Tolu atu taka, 11. September 2009, abgerufen am 25. Juli 2012
  17. Rahil, S. 2008. East Timor To Get Its 1st Luxury Resort. East Timor & Indonesia Action Network
  18. Meldung von Timor Newsline, 1. März 2010, Pelican Paradise workers discovered fifteen human skeletons in Tasi-Tolu auf easttimorlegal.blogspot.com
  19. TV New Zealand, 5. März 2010, Remains of nine people found in Timor graves , abgerufen am 25. Juli 2012
  20. Guido Goulart: Grave likely holds East Timorese freedom fighters, 12. März 2010
  21. Forgotten Diaries: The Tasi Tolu Exhumations, 25. März 2010, abgerufen am 25. Juli 2012
  22. Channel news asia: Ruak sworn in as Timor Leste's new president, 20. Mai 2012, abgerufen am 25. Juli 2012
  23. Colin R. Trainor und Thomas Soares: Birds of Atauro Island, Timor-Leste (East Timor), Forktail 20 (2004), S. 41–48
  24. Bird life International, 27. Oktober 2009, Endemics thrive on Timor-Leste's "Lost World" mountain
  25. BirdLife International: Sites - Important Bird Areas (IBAs), abgerufen am 25. August 2012
  26. Webseite von Watch Indonesia!, abgerufen am 25. Juli 2012
  27. Wanna Dive: Tasi Tolu
  28. Dive Timor, abgerufen am 25. Juli 2012
  29. The Nature Conservancy - Coral Triangle Center, abgerufen am 26. Juli 2012
  30. WWF: Coral Triangle - Home to the world’s most abundant variety of corals and sea life, abgerufen am 26. Juli 2012