Temperatur
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Physikalische Größe | |||||||||||||
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Name | Thermodynamische Temperatur | ||||||||||||
Formelzeichen der Größe | $ T $ (nur für Angaben in Kelvin) | ||||||||||||
Formelzeichen der Dimension | θ | ||||||||||||
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Die Temperatur ist eine physikalische Größe, die vor allem in der Thermodynamik eine wichtige Rolle spielt. Ihre SI-Einheit ist das Kelvin (K). In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Einheit Celsius (°C) ebenfalls zulässig.
Beschreibung
Die Temperatur eines Körpers ist eine stoffliche Eigenschaft (intensive Größe, die durch Teilen gleich bleibt), während Energie Eigenschaften einer Menge hat (extensive Größe, die aufgeteilt werden kann). Bringt man zwei Körper unterschiedlicher Temperatur in Kontakt, fließt solange Wärme vom Körper mit der höheren Temperatur zum Körper mit der geringeren Temperatur, bis beide Körper die gleiche Temperatur haben; die Endtemperatur liegt dabei nicht außerhalb der beiden Anfangstemperaturen. Viele physikalische Eigenschaften sind direkt von der Temperatur abhängig und können daher zur Bestimmung der Temperatur dienen. Als Referenz dient das Gay-Lussacsche Gesetz für ideale Gase mittels des Verhältnisses der Volumina.
Die Temperatur ist in vielen Bereichen der Natur und Technik von Bedeutung. Fast alle physikalischen und chemischen Eigenschaften von Stoffen sind zumindest schwach temperaturabhängig, siehe Temperaturkoeffizient. Manchmal macht ein kleiner Temperaturunterschied viel aus, bei Änderungen des Aggregatzustands und anderen Phasenübergängen, siehe kritischer Exponent. Die Temperatur beeinflusst Stoffwechselprozesse von Lebewesen maßgeblich. Im Rahmen der Forschung zur globalen Erwärmung wird der Einfluss einer erhöhten Konzentration von Treibhausgasen auf die Temperatur der Erdatmosphäre detailliert untersucht.
Das Temperaturempfinden des Menschen beruht nicht nur auf der Temperatur, sondern auch auf dem Wärmestrom und der körperlichen Aktivität. Die gefühlte Temperatur unterscheidet sich teilweise erheblich von der physikalischen Temperatur.
Physikalische Grundlagen
Alle festen Stoffe, Flüssigkeiten und Gase bestehen aus sehr kleinen Teilchen, den Atomen und Molekülen. Diese befinden sich in ständiger ungeordneter Bewegung und zwischen ihnen wirken Kräfte. Die Geschwindigkeiten der Teilchen eines Körpers sind verschieden. Der Mittelwert der Geschwindigkeitsbeträge aller Teilchen eines ruhenden Körpers hängt von der Art des Stoffes, vom Aggregatzustand und vor allem von der Temperatur ab. Für feste, flüssige und gasförmige Körper gilt: Je höher die Temperatur eines Körpers ist, desto größer ist der mittlere Geschwindigkeitsbetrag seiner Teilchen. Dieser anschauliche Zusammenhang legt nahe, dass es eine tiefste mögliche Temperatur gibt, den absoluten Nullpunkt, an dem sich die kleinsten Teilchen nicht mehr bewegen. Aufgrund der Unschärferelation ist eine völlige Bewegungslosigkeit jedoch nicht möglich (Nullpunktsenergie).
Eine einheitliche Temperatur ist nur für Gleichgewichtssysteme definiert (thermodynamisches Gleichgewicht). Bei Systemen, die nicht im Gleichgewichtszustand sind, werden zur Beschreibung mehrere verschiedene Temperaturen benötigt, etwa Elektronentemperatur und Ionentemperatur in einem Nichtgleichgewichts-Plasma oder Temperaturen für Translation, Rotation und Vibration für einen expandierenden Molekülstrahl.
Ideales Gas
→ Hauptartikel: Ideales Gas
Das ideale Gas ist eine Modellvorstellung, die gut geeignet ist, um Grundlagen der Thermodynamik und Eigenschaften der Temperatur zu illustrieren. Dem Modell zufolge sind die Teilchen des Gases punktförmig, können aber dennoch elastisch gegeneinander und gegen die Gefäßwand stoßen. Ansonsten gibt es keine Wechselwirkung zwischen den Teilchen. Das ideale Gas ist eine gute Näherung für Gase mit Atomen als kleinste Teilchen. Moleküle können rotieren oder vibrieren und können daher nicht als punktförmige Objekte vereinfacht werden.
Für das ideale Gas ist die Temperatur $ T $ proportional zur mittleren kinetischen Energie $ {\overline {E_{\mathrm {kin} }}} $ der Teilchen
- $ {\overline {E_{\mathrm {kin} }}}={\tfrac {3}{2}}k_{\mathrm {B} }T $
wobei $ k_{B} $ die Boltzmann-Konstante ist. In diesem Fall ist also die makroskopische Größe Temperatur auf sehr einfache Weise mit mikroskopischen Teilcheneigenschaften verknüpft. Außerdem gilt für das ideale Gas die allgemeine Gasgleichung, die die makroskopischen Größen Temperatur, Volumen $ V $ und Druck $ p $ in Beziehung setzt
- $ pV=Nk_{\mathrm {B} }T $
wobei $ N $ die Teilchenzahl des Systems ist.
Aus diesen beiden Gleichungen kann man folgern, dass ein absoluter Temperaturnullpunkt existiert, an dem sich die Gasteilchen nicht mehr bewegen, also die mittlere kinetische Energie null haben. Wenn man beim Verringern der Temperatur den Druck konstant hält, wird das Volumen des Gases immer kleiner und am Temperaturnullpunkt würde auch das Volumen null, das Gas würde sich also auf einen Punkt zusammenziehen. Andererseits lässt sich die allgemeine Gasgleichung ausnutzen, um über die Messung von Volumen und Druck die Temperatur zu bestimmen. Dies wird durch die Gasthermometer realisiert. Bei diesen Thermometern reicht im Gegensatz zu anderen Thermometern eine Zweipunkteichung aus, da der Zusammenhang der Größen bekannt ist und sie eignen sich daher dazu, andere Thermometer zu kalibrieren.
Temperatur und Wärme
Die Temperatur wird manchmal mit der Wärme eines Körpers verwechselt. Die Wärme oder Wärmeenergie ist jedoch eine andere physikalische Größe. Die Temperatur beschreibt den Zustand eines Systems, während die Änderung der Wärmeenergie die Änderung des Systemzustandes charakterisiert. Die Veränderung der Wärmeenergie führt dabei bei verschiedenen Arten von Zustandsänderungen (z. B. isobar oder isochor) zu unterschiedlichen Temperaturveränderungen. Das jeweilige Verhältnis von Wärmeänderung und Temperaturänderung heißt Wärmekapazität.
Wärme bewegt sich immer vom System höherer Temperatur zum System niedrigerer Temperatur, wenn eine Wärmeübertragung zwischen den Systemen möglich ist. Dies führt auch zu einem Temperaturausgleich, wobei die Wärmeübertragung endet, wenn die Systeme sich im thermodynamischen Gleichgewicht befinden, also dieselbe Temperatur haben. Dabei hängt die Endtemperatur von den Wärmekapazitäten der beteiligten Systeme ab. Bei einer höheren Wärmekapazität führt dieselbe Änderung der Wärme zu einer geringeren Änderung der Temperatur. Das bedeutet, dass die Endtemperatur beim Mischen gleicher Mengen zweier Stoffe mit verschiedener Wärmekapazität und Anfangstemperatur näher an der Temperatur des Stoffes mit der höheren Wärmekapazität liegt. Ein anschauliches Beispiel liefert der Vergleich von Wasser und Luft. Wasser hat eine sehr viel höhere Wärmekapazität als Luft, daher kann eine Badewanne voll heißen Wassers ein Zimmer viel mehr erhitzen als dieselbe Menge Luft derselben Temperatur.
Temperatur in der Relativitätstheorie
Ein thermodynamisches Gleichgewicht zeichnet ein Ruhesystem aus. Thermodynamische Gleichgewichtssysteme sind also nicht invariant unter Lorentztransformationen, da sich beispielsweise aus einem gleichmäßig strömenden Gas mittels eines Windrades Energie entziehen lässt. Ein System, das in seinem Ruhesystem im thermodynamischen Gleichgewicht ist, hat dabei die Eigenschaft, dass die mittels eines Windrades zu entziehende Energie minimal ist. Im Sinne der speziellen Relativitätstheorie ist ein System im thermodynamischen Gleichgewicht außer durch die Temperatur auch durch ein Ruhesystem charakterisiert. Um dies darzustellen kann die Temperatur als zeitartiger Vierervektor dargestellt werden. In einem System sind also die drei Ortskoordinaten $ 0 $ und die Zeitkoordinate ist die übliche Temperatur. Es ist allerdings im Kontext der Zustandsgleichungen günstiger und daher auch üblicher, die inverse Temperatur, genauer $ \beta ={\tfrac {1}{k_{B}T}} $ als zeitartigen Vierervektor darzustellen.
In der allgemeinen Relativitätstheorie ist die Raumzeit gekrümmt, so dass im Allgemeinen der thermodynamische Limes nicht wohldefiniert ist. Wenn die Metrik der Raumzeit zeitunabhängig, also statisch, ist, kann allerdings ein globaler Temperaturbegriff definiert werden. Im allgemeinen Fall einer zeitabhängigen Metrik, wie sie beispielsweise Grundlage der Beschreibung des expandierenden Universums ist, können Zustandsgrößen wie die Temperatur nur lokal definiert werden. Ein verbreitetes Kriterium dafür, dass ein System zumindest lokal thermisch ist, ist, dass die Phasenraumdichte die Boltzmann-Gleichung ohne Streuung erfüllt.
Temperatur in der Quantenphysik
Die thermodynamische Behandlung von Quantensystemen erfolgt meist mit den Methoden der statistischen Mechanik. Gerade im Kontext quantenfeldtheoretischer Systeme spielt dabei die Dichtematrix eine bedeutende Rolle. Da allerdings die Dichtematrix des kanonischen und großkanonischen Ensembles im thermodynamischen Limes unendlich wird und dadurch ihre Bedeutung verliert, ist für die korrekte Behandlung dieser Systeme einiger Aufwand nötig. In der axiomatischen Quantenfeldtheorie wurde erkannt, dass KMS-Zustände, die auch Gibbs-Zustände für Systeme endlichen Volumens umfassen, auch für den thermodynamischen Limes definierbar sind und sich eignen um thermische Erwartungswerte zu berechnen. In der Standardtheorie wird das Problem meist durch eine Renormierungsprozedur behoben.
Temperaturempfinden und Wärmeübertragung
Stehen zwei Körper unterschiedlicher Temperatur in Wärmekontakt, so wird nach dem nullten Hauptsatz der Thermodynamik solange Energie vom wärmeren zum kälteren Körper übertragen, bis beide im thermischen Gleichgewicht stehen und die gleiche Temperatur angenommen haben. Es gibt dabei drei Möglichkeiten der Wärmeübertragung:
- Wärmeleitung
- Konvektion
- Wärmestrahlung
Der Mensch kann Temperaturen nur im Bereich um 30 °C fühlen. Genau genommen nimmt man nicht Temperaturen wahr, sondern die Größe des Wärmestroms durch die Hautoberfläche, weshalb man auch von einer gefühlten Temperatur spricht. Dieses hat für das Temperaturempfinden einige Konsequenzen:
- Temperaturen oberhalb der Oberflächentemperatur der Haut fühlen sich warm an, solche unterhalb empfinden wir als kalt
- Materialien mit hoher Wärmeleitfähigkeit, wie Metalle, führen zu höheren Wärmeströmen und fühlen sich deshalb wärmer beziehungsweise kälter an, als Materialien mit niedrigerer Wärmeleitfähigkeit, wie Holz oder Polystyrol
- Die gefühlte Temperatur ist bei Wind niedriger als bei Windstille. Der Effekt wird bei Temperaturen < 0 °C durch den Windchill und bei höheren Temperaturen durch den Hitzeindex beschrieben.
- Ein leicht beheizter, gefliester Fußboden kann mit den nackten Füßen als angenehm warm, mit den Händen berührt hingegen als kühl empfunden werden. Dies ist der Fall, wenn die Temperatur der Fliesen zwischen der Temperatur von Händen und Füßen liegt.
- Die Hautempfindung kann Lufttemperatur von überlagerter Wärmestrahlung nicht unterscheiden. Das Gleiche gilt im Allgemeinen für Thermometer; deshalb müssen z. B. Lufttemperaturen immer im Schatten gemessen werden
- Gleiche Temperatur wird von den beiden Händen als unterschiedlich wahrgenommen, wenn diese vorher unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt waren
Genau genommen gilt dieses nicht nur für das menschliche Empfinden, auch in vielen technischen Anwendungen ist nicht die Temperatur von Bedeutung, sondern der Wärmestrom. So hat die Atmosphäre der Erde oberhalb 1.000 km Temperaturen von mehr als 1.000 °C, dennoch verglühen deshalb keine Satelliten. Auf Grund der geringen Teilchendichte ist der Energieübertrag minimal.
Temperatur, thermische Energie und der Nullte Hauptsatz der Thermodynamik
Die allgemeine formale Definition der Temperatur wird im Artikel zur absoluten Temperatur dargestellt. Die formalen Eigenschaften der Temperatur werden in der Thermodynamik behandelt. Man bezeichnet die Temperatur hier als eine systemeigene, intensive Zustandsgröße. Sie lässt sich ebenfalls über die Entropie S definieren, da aus den Eigenschaften dieser Zustandsgröße folgt, dass S konstant bei allen reversiblen Zustandsänderungen ohne Wärmeübertragung Q ist:
- $ dS={\frac {\delta Q}{T}} $
mit T als Zustandsfunktion. T wird dabei so gewählt, dass $ dS $ ein Differential einer Zustandsfunktion ist. Nach dem Poincaré-Lemma ist hierfür hinreichend und notwendig
- $ d\left({\frac {\delta Q}{T}}\right)=0 $
Beim idealen Gas erfüllt die Gastemperatur $ \Theta =T $ diese Bedingung.
Die statistische Definition der Temperatur lautet nach Boltzmann:
- $ T={\frac {1}{k_{\mathrm {B} }}}\left({\frac {\partial \ln {\Omega }}{\partial U}}\right)^{-1} $
Hierbei bedeuten:
- S die Entropie
- U die innere Energie
- $ \Omega $ die geglättete, gemittelte Kurve über $ \omega $, das angibt auf wie viele Möglichkeiten sich die Energie U im System verteilen kann; zerlegt in kleinstmögliche Energiepakete (siehe Quanten).
- $ k_{\mathrm {B} } $ die Boltzmann-Konstante
Bei einer sehr großen Ansammlung von Teilchen und dem Vorliegen eines idealen Gases kann man die Maxwell-Boltzmann-Verteilung anwenden und in der Folge die Temperatur wie folgt definieren:
- $ T={\frac {2}{3}}{\frac {\overline {E_{\mathrm {kin} }}}{k_{\mathrm {B} }}}={\frac {m{\overline {v^{2}}}}{3k_{\mathrm {B} }}} $
Hierbei bedeuten:
- m – Masse der Teilchen
- $ {\overline {v^{2}}} $ – mittleres Geschwindigkeitsquadrat
Die Temperatur ist damit ein Maß für den durchschnittlichen ungerichteten, also zufälligen, Bewegungsenergieanteil (kinetische Energie) einer Ansammlung von Teilchen. Die Teilchen sind hierbei die Luftmoleküle bzw. die Moleküle oder Atome eines Gases, einer Flüssigkeit oder eines Festkörpers. In der statistischen Mechanik steht die Temperatur mit der Energie pro Freiheitsgrad in Zusammenhang. Im idealen Gas aus einatomigen Molekülen sind das drei Translationsfreiheitsgrade pro Molekül und bei mehratomigen Gasen können weitere Rotationsfreiheitsgrade hinzu kommen.
Bei Gasen kann man diesen Zusammenhang zwischen Temperatur und Teilchengeschwindigkeit nach obiger Beziehung sogar quantitativ angeben. Eine Verdopplung der Temperatur auf der Kelvin-Skala führt bei idealen Gasen zu einer Erhöhung der quadratisch gemittelten Teilchengeschwindigkeit um den Faktor 2½ = 1,414. Zwei unterschiedliche Gase haben dann die gleiche Temperatur, wenn das Produkt aus der molaren Masse des jeweiligen Gases und dem Quadrat der quadratisch gemittelten Teilchengeschwindigkeit gleich groß ist.
Im thermischen Gleichgewicht nimmt jeder Freiheitsgrad der Materie (Physik) (Bewegung, potentielle Energie, Schwingungen, elektronische Anregungen usw.) eine der Temperatur entsprechende Menge an Energie auf. Wie viel genau muss aus der kanonischen Verteilung berechnet werden und ist durch das Verhältnis von Energie zu Temperatur mal Boltzmannkonstante kB bestimmt. Bei der kontinuierlichen (klassischen) kinetischen Energie ist dieses genau kBT/2. Die Boltzmannkonstante ergibt einen Zusammenhang zwischen Energie und Temperatur, der 11.606,7 Kelvin pro Elektronenvolt beträgt. Bei Raumtemperatur (300 Kelvin) ergibt dieses 0,0258472 eV. Die durchschnittliche kinetische Energie der Teilchen im idealen Gas beträgt ½kBT für jeden der drei Translationsfreiheitsgrade, unabhängig von der Molekülmasse bzw. molaren Masse. Wegen ½ mv2 = ½ kBT ist ein Teilchen umso langsamer, je größer seine Masse ist, und zwar im Verhältnis der Quadratwurzel aus seiner Masse. Bei idealen Gasen gleichen sich Massenerhöhung und Geschwindigkeitserniedrigung gegenseitig aus, was zum Gesetz von Avogadro führt.
Die Thermische Energie ist jedoch wie die Temperatur selbst nur ein Mittelwert innerhalb eines Vielteilchensystems und ihr Zusammenhang mit der Teilchengeschwindigkeit lässt sich ebenfalls aus der Maxwell-Boltzmann-Verteilung ableiten:
- $ {\overline {E_{\mathrm {kin} }}}={\frac {1}{2}}m{\overline {v^{2}}} $
Das thermische Gleichgewicht hat eine wichtige Eigenschaft, die in der Thermodynamik zur Formulierung des Nullten Hauptsatzes führt.
Wenn ein System A sich mit einem System B sowie B sich mit einem System C im thermischen Gleichgewicht befinden, so befindet sich auch A mit C im thermischen Gleichgewicht. Das thermische Gleichgewicht ist damit transitiv, was es möglich macht, die empirische Temperatur θ einzuführen. Diese ist so definiert, dass zwei Systeme genau dann die gleiche empirische Temperatur haben, wenn sie sich im thermischen Gleichgewicht befinden.
Messung
Messung durch thermischen Kontakt
Die Temperaturmessung erfolgt hierbei mit Hilfe von Thermometern oder Temperatursensoren. Das Herstellen eines thermischen Kontaktes erfordert ausreichende Wärmeleitung, Konvektion oder ein Strahlungsgleichgewicht zwischen Messobjekt (Festkörper, Flüssigkeit Gase) und Sensor. Die Messgenauigkeit kann z. B. durch nicht ausgeglichene Wärmestrahlungs-Bilanz, Luftbewegungen oder durch Wärmeableitung entlang des Sensors beeinträchtigt sein. Die Messgenauigkeit wird theoretisch durch die zufällige Brownsche Molekularbewegung begrenzt.
Die Temperaturerfassung durch Wärmekontakt kann in vier Methoden unterteilt werden:
- mechanische Erfassung durch Ausnutzen der unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Materialien mittels
- Gas- oder Flüssigkeitsthermometer (z. B. traditionelle Quecksilber- oder Alkoholthermometer)
- Bimetallthermometer
- Messen elektrischer Größen
- Nutzung des temperaturabhängigen elektrischen Widerstandes von Leitern und Halbleitern: Kaltleiter (PTC) und Heißleiter (NTC), siehe auch Widerstandsthermometer
- Thermoelemente liefern Spannungen, die von Temperaturdifferenzen abhängen.
- Spezielle Halbleiterschaltungen nutzen die Bandlücke, um eine zur absoluten Temperatur proportionale Spannung zu erzeugen, siehe Bandabstandsreferenz.
- Zeit- bzw. Frequenzmessung
- Die temperaturabhängige Differenzfrequenz verschieden geschnittener Schwingquarze ist langzeitstabil und mit hoher Auflösung zu messen.
- Die temperaturabhängige Abklingrate der Fluoreszenz eines Leuchtstoffes kann über eine optische Faser gemessen werden.
- Die faseroptische Temperaturmessung nutzt den Raman-Effekt in Lichtwellenleitern zur ortsaufgelösten Messung der absoluten Temperatur über die gesamte Länge der Faser.
- indirekte Messung über temperaturabhängige Zustandsänderungen von Materialien
- Seger-Kegel (Formkörper, die ihre Festigkeit und dadurch ihre Kontur bei einer bestimmten Temperatur ändern)
- Temperaturmessfarben (auch thermochromatische Farben; Farbumschlag bei einer bestimmten Temperatur)
- Beobachten des Erweichens, Schmelzens, des Glühens oder der Anlauffarben
Messung anhand der Wärmestrahlung
Die Temperatur kann berührungslos durch Messung der Wärmestrahlung bestimmt werden, die alle Körper aussenden. Die Messung erfolgt z. B. mit einem Pyrometer oder mit einer Thermografie-Kamera.
Je nach Temperatur kommen dabei verschiedene Wellenlängenbereiche in Frage (siehe hierzu Stefan-Boltzmann-Gesetz oder Wiensches Verschiebungsgesetz). Bei niedrigen Temperaturen kommen Bolometer, Mikrobolometer oder gekühlte Halbleiterdetektoren in Frage, bei hohen Temperaturen werden ungekühlte Fotodioden oder auch der visuelle Vergleich der Intensität und Farbe des Glühens angewendet (Wolframfaden-Pyrometer).
Rechts ist eine Thermografie zu sehen; hierbei wird eine Falschfarbendarstellung der Strahlungsemission im Mittleren Infrarot (ca. 5…10 µm Wellenlänge) erzeugt, die sich durch Kalibrierung in Form einer Farbskala an die Temperaturskala koppeln lässt. Links im Bild ist die Spiegelung der Strahlung des heißen Bechers zu erkennen. Messfehler entstehen hierbei wie auch bei Pyrometern durch unterschiedliche Emissionsgrade der Messobjekte, bei bekannten Emissionsgraden sind Messgenauigkeiten bzw. Kontraste bis herab zu Temperaturdifferenzen von 0,01 K möglich.
Die berührungslose Temperaturmessung anhand der Wärmestrahlung wird auch bei der Fernerkundung und zur Bestimmung der Oberflächentemperatur von Sternen angewendet.
Siehe hierzu auch Messgeräte, Messtechnik, Messung und Kategorie Temperaturmessung
Temperaturskalen und ihre Einheiten
Eine empirische Temperaturskala ist eine willkürliche Festlegung der Größenordnung der Temperatur und gestattet die Angabe der Temperatur in Bezug zu einem Vergleichswert.
Es gibt zwei Methoden, eine Skala zu definieren:
Nach der ersten Methode werden zwei Fixpunkte festgelegt. Diese Fixpunkte sind zweckmäßigerweise in der Natur vorkommende und durch Experimente reproduzierbare Werte. Der Abstand zwischen den Fixpunkten wird dann anhand einer temperaturabhängigen Stoff- oder Prozesseigenschaft gleichmäßig aufgeteilt: Z. B. wurde bei der Celsius-Skala die Volumenänderung von Quecksilber in 100 gleiche Teile geteilt, während die Fahrenheit-Skala sich auf die etwas anders verlaufende Volumenänderung von Alkohol bezieht.
Bei der zweiten Methode genügt ein Fixpunkt, der wie zuvor durch eine Stoffeigenschaft (z. B. Schmelzpunkt des Eises) definiert wird. Nun muss der Abstand (Skalenstrich zu Skalenstrich) bzw. die Größe der Einheit festgelegt werden.
Eine Methode, die sich trotz einiger Vorteile nicht etablieren konnte, orientiert sich an der Volumenänderung von Gasen bei konstantem Druck. Als Einheit wurde von Rudolf Plank der Temperaturunterschied vorgeschlagen, der einer Volumenänderung um den Faktor (1 + 1/273,15) entspricht. Eine solche logarithmische Temperaturskala erstreckt sich von minus Unendlich bis plus Unendlich. Es ist kein absoluter Nullpunkt erforderlich, dessen Bestimmung nicht exakt möglich ist.
Die bekanntesten Temperaturskalen mit ihren verschiedenen Charakteristika sind weiter unten tabellarisch dargestellt. Die heute gültige Temperaturskala ist die „International Temperature Scale of 1990“ (ITS-90).
SI-Einheit
Die SI-Einheit der thermodynamischen Temperatur (Formelzeichen: T) ist das Kelvin mit dem Einheitenzeichen: K. Ein Kelvin ist der 273,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes von Wasser, bei dem dessen feste, flüssige und gasförmige Phase koexistieren. Der Nullpunkt der Kelvinskala liegt beim absoluten Nullpunkt. Der Wert 273,16 ist so gewählt, dass die Fixpunkte der historischen Celsius-Skala (siehe Grad Celsius) etwa 100 K auseinander liegen.
Nicht-SI-Einheiten
Die Celsiustemperatur (Formelzeichen: t oder auch $ \vartheta $ oder $ \theta $), gibt nach ihrer modernen Definition nicht mehr die empirische Temperatur der historischen Celsius-Skala an, sondern ist die thermodynamische Temperatur der Kelvin-Skala mit um 273,15 kleineren Zahlenwerten:
- $ t/^{\circ }\mathrm {C} $ bzw. $ \vartheta /^{\circ }\mathrm {C} =T/\mathrm {K} -273,\!15 $.
Die Größe der Einheit Grad Celsius (°C) ist identisch zum Kelvin. Es ist erlaubt, Temperaturdifferenzen sowohl in °C als auch in K anzugeben; der Zahlenwert ist gleich. Empfohlen wird jedoch, Temperaturdifferenzen in K anzugeben.
In den USA ist die Fahrenheit-Skala mit der Einheit Grad Fahrenheit (Einheitenzeichen: °F) immer noch sehr gebräuchlich. Die absolute Temperatur auf Fahrenheit-Basis wird mit Grad Rankine (Einheitenzeichen: °Ra) bezeichnet. Die Rankine-Skala hat den Nullpunkt wie die Kelvin-Skala beim absoluten Temperaturnullpunkt, im Gegensatz zu dieser jedoch die Skalenabstände der Fahrenheit-Skala.
Vorlage:Temperaturskalen Vorlage:Temperaturumrechnung Vorlage:Temperaturvergleich
Temperaturbeispiele
In der folgenden Tabelle sind Beispiele einiger Temperaturen genannt. Spezifische Stoffwerte können Artikeln wie beispielsweise Siedepunkt und Schmelzpunkt entnommen werden. Weitere Temperaturbeispiele sind im Artikel Größenordnung (Temperatur) aufgeführt.
Temperatur in °C | Objekt |
---|---|
150.000.000 | Temperatur des Plasmas in einem Kernfusionsreaktor |
14.800.000 | Zentrum der Sonne |
1.000.000 bis 2.000.000 | Sonnenkorona |
30.000 | Chromosphäre der Sonne |
7.000 | Erdkern |
5.500 | Oberfläche der Sonne |
5.000 | Butindinitril-Sauerstoff-Flamme |
3.000 | Flamme eines Schweißbrenners (Acetylen+Sauerstoff) |
2.500 | Glühwendel von Glühlampen |
700–1.250 | Magma |
1.200 | basaltische Lava |
950 | Flamme eines Gasherdes |
800 | rhyolithische Lava |
800 | Streichholzflamme |
< 590 | Karbonatitlava |
> 400 | Pizzaofen |
ca. 300 | Selbstentzündung von Speiseölen |
ca. 230 | Bügeleisen (Einstellung: Leinen) |
100 | Siedepunkt von Wasser bei Normaldruck |
36 bis 37 | Körpertemperatur eines gesunden Menschen |
0 | Gefrierpunkt von Wasser bei Normaldruck |
−78,5 | Sublimation von Trockeneis bei Normaldruck |
−195,8 | Siedepunkt von Flüssigstickstoff bei Normaldruck |
−270,4 | Temperatur des Weltalls (Hintergrundstrahlung) |
−273,15 | absoluter Nullpunkt |