Thymianöl


Thymianöl ist ein ätherisches Öl, das durch Wasserdampfdestillation aus Pflanzenteilen des Thymians gewonnen wird. Zur Herstellung werden frische, blühende, oberirdische Pflanzenteile verschiedener Thymianarten verwendet. Thymianöl ist ein Gemisch verschiedener Substanzen, dessen Zusammensetzung je nach Chemotyp erheblich schwankt. Der Gehalt an Thymianöl ist ausschlaggebend für die Verwendung von Thymian als Heilpflanze und als Küchenkraut, da es für den Geschmack und den Geruch der Pflanze entscheidend ist. Von Bedeutung für den Menschen sind hier vor allem die beiden offizinellen (arzneilichen) Arten Echter Thymian (Thymus vulgaris) und Joch-Thymian (Thymus zygis).[1]

Gewinnung

Thymianöl wird durch achtstündige Wasserdampfdestillation aus den getrockneten oberirdischen Teilen der Pflanzen gewonnen, die zur Blütezeit geerntet wurden. Herkunftsländer sind vor allem Frankreich, Spanien, die Türkei und Nordafrika.[2]

Zusammensetzung

Standardisiertes Thymianöl, Aetheroleum Thymi, enthält als Hauptwirkstoff Thymol.[1]

Es gibt sieben definierte Chemotypen des Echten Thymians, sie werden nach ihrem jeweiligen Hauptbestandteil benannt. Die Verteilung und Häufigkeit der Chemotypen innerhalb eines Bestands hängt insbesondere von genetischen und klimatischen Bedingungen ab. Die Zusammensetzung der ätherischen Öle der Chemotypen ist jeweils verschieden.[3]

  • Der Geraniol-Chemotyp enthält bis zu 90 % Geraniol und Geraniol-Acetat, das Verhältnis der beiden Substanzen zueinander wird jahreszeitlich beeinflusst, der Esteranteil ist während des Hochsommers besonders groß.
  • Der Linalool-Chemotyp besteht zu 95 % aus Linalool, mit einem geringen Anteil Linalylacetat, der nur selten bis zu 30 % beträgt. Das Verhältnis von Alkohol zu Ester unterliegt nur geringen jahreszeitlichen Schwankungen.
  • Der Chemotyp α-Terpineol enthält bis zu 96 % α-Terpineol. Hier beträgt das Verhältnis von Ester zu Alkohol stets 2:1.
  • Der Chemotyp trans-Thuyanol-4-terpineol-4 besteht aus bis zu 56 % Thujanol. Terpineol ist mit bis zu 43 % enthalten, ein weiterer Bestandteil ist cis-Myrcenol mit einem Gehalt von 10 bis 20 %.
  • Der Carvacrol-Chemotyp besteht aus bis zu 85 % aus Carvacrol, nur rund 0,5 % sind Thymol.
  • Der Thymol-Chemotyp enthält im Sommer bis zu 65 % Thymol und einen Anteil von 5 bis 10 % Carvacrol.
  • Ein 1,8-Cineol-Chemotyp wurde aus Spanien beschrieben, er fehlt in Frankreich.[2]

Wichtige weitere Komponenten sind p-Cymol, über zwanzig verschiedene Flavone, Gerbstoffe, Triterpene, Phenolcarbonsäuren und Biphenyle.[1]

Eigenschaften und Anwendungsgebiete

Thymianöl ist je nach Herkunft der Thymiane, aus denen es gewonnen wird, eine farblose bis gelbliche, gelegentlich auch rötlich gefärbte ölige Flüssigkeit.[4] Die Relative Dichte schwankt zwischen 0,895 und 0,937. In Wasser ist es praktisch unlöslich, mit vielen organischen Lösungsmitteln wie Ethanol, Ether oder Chloroform ist es in beliebigen Verhältnissen mischbar.[2]

Thymianöl wirkt im Laborversuch nachweislich antibakteriell und antiviral, klinische Untersuchungen zu seiner Wirksamkeit fehlen jedoch.[5] Als wertgebender Inhaltsstoff ist der medizinische Einsatz von Thymianöl durch die Kommission E gegen Katarrhe der oberen Luftwege, bei Bronchitis und Keuchhusten anerkannt worden. Alle anderen Anwendungen, zum Beispiel gegen Halsentzündungen, Darm- und Harnwegsinfektionen, Rheuma, Desinfektion von Wunden, zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten sowie gegen unerwünschte Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze wurden von ihr verworfen und gelten als unbelegt.[6]

In der Aromatherapie wird es gegen ähnliche Symptome angewandt, auch zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten sowie gegen unerwünschte Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze.[7] Wie bei allen aromatherapeutischen Methoden gibt es hier aber bisher keinen Nachweis der Wirksamkeit.[8]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 K.U.Heyland, H. Hanus, E.R. Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen In: Handbuch des Pflanzenbaues, Bd. 4, S. 512/513, ISBN 3800132036
  2. 2,0 2,1 2,2 Franz von Bruchhausen, S. Greiner, Rudolf Hänsel, G. Heubl, Hermann Hager, E. Stahl-Biskup, Walter Reuss: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. 6. Drogen, 5. Auflage, 1994, ISBN 3540526390
  3. Granger R, Passet J.: Thymus vulgaris spontane de France: races chimiques et chemotaxonomie. In: Phytochemistry 12:7, 1973, S. 1683-1691
  4. Hans-Dieter Jeschkeit: Brockhaus ABC Chemie. Band 2, VEB F. A. Brockhaus Verlag, 5. Auflage Leipzig 1987, ISBN 3-325-00099-1
  5. Phytodoc: Informationen zur Heilpflanze Echter Thymian, Einleitung, Online, Zugriff am 5. März 2009
  6. Phytodoc: Informationen zur Heilpflanze Echter Thymian, Anwendungsgebiete und Wirkungsweise, Online, Zugriff am 5. März 2009
  7. Jean Valnet: Aromatherapie, S.204 Heye, Paris 1986, ISBN 3-453-41728-3
  8. B. Cooke, E. Ernst: Aromatherapy: a systematic review. In: The British Journal of General Practice, 50:455, 2000, S. 493–496

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