Tournaisium


System Subsystem Stufe ≈ Alter (mya)
höher höher höher jünger
Karbon Pennsylvanium Gzhelium 303,4–299
Kasimovium 307,2–303,4
Moskovium 311,7–307,2
Bashkirium 318,1–311,7
Mississippium Serpukhovium 328,3–318,1
Viséum 345,3–328,3
Tournaisium 359,2–345,3
tiefer tiefer tiefer älter

Das Tournaisium (im deutschen Sprachgebrauch meist verkürzt zu Tournai) ist in der Erdgeschichte ein Zeitabschnitt des (Karbon (Paläozoikum). In der Chronostratigraphie ist es die unterste Stufe des Mississippiums bzw. die einzige Stufe der unteren Mississippium-Serie. Die Stufe umfasst geochronologisch den Zeitraum von etwa 359,2 Millionen bis etwa 345,3 Millionen Jahren. Die Stufe folgt auf das Famennium-Stufe des Devons und wird vom Viséum-Stufe des Karbons abgelöst.

Namensgebung und Geschichte

Die Stufe ist nach der Stadt Tournai (Doornik) in Belgien benannt. Die Unterteilung des mitteleuropäischen Unterkarbons (oder Dinantium) in zwei Stufen geht auf André Dumont (1832) zurück. Laurent-Guillaume de Koninck (1842-44) benannte diese beiden Teile mit "calcaire carbonifère de Tournai" und "calcaire carbonifère de Visé". Es war in erster Linie eine lithostratigraphische Unterteilung. 1860 führte Gosselet die "étage du calcaire de Tournai". In der Legende zu den sechs Blättern der Geologischen Karte von Belgien (Dupont, 1882-1883) wurde daraus die "étage de Tournai"[1].

Definition und GSSP

Die Basis der Stufe ist durch das Erstauftreten der Conodonten-Art Siphonodella sulcata innerhalb der Entwicklungslinie von Siphonodella praesulcata zu Siphonodella sulcata definiert. Die Grenze wurde an die Basis der Bank 89 des La Serre-Profils gelegt. Die obere Grenze der Stufe wird durch das Erstauftreten der Fusulinen-Art Eoparastaffella simplex (Morphotype 1/Morphotype 2) markiert. Das offizielle Referenzprofil der Internationalen Kommission für Stratigraphie ("Global Stratotype Section and Point" = GSSP) für das Tournaisium ist das La Serre-Profil in der südöstlichen Montagne Noire (Frankreich). Es handelt sich um einen etwa 80 cm tiefen Schurf am Südabhang des Berges La Serre, ungefähr 125 m südlich des Gipfels (252 m), ungefähr 525 m östlich der Maison La Roquette, 2,5 km nordöstlich der Ortschaft Fontès (Dépt. Hérault, Cabrières, Frankreich).

Nach neueren Untersuchungen setzt die Conodonten-Art Siphonodella sulcata allerdings schon an der Basis der Bank 85 des La Serre-Profils ein. Der ursprüngliche GSSP und das Erstauftreten der Conodonten-Art Siphonodella sulcata stimmt daher nicht mehr exakt überein[2].

Regionale Untergliederung

Das Tournaisium war ursprünglich eine regionale Stufe, die fast ausschließlich in Mittel- und Westeuropa benutzt wurde. In anderen Regionen wurden andere Untergliederungen des Karbons benutzt. 1990 wurde das Tournaisium durch die International Commission on Stratigraphy der International Union of Geological Sciences (IUGS) als globale Stufe ratifiziert. In Mittel- und Westeuropa wird das Tournaisium je nach Region in unterschiedliche Unterstufen untergliedert. In Deutschland korreliert es mit dem Balvium und dem unteren Teil des Erdbachium; beide Unterstufen sind heute wenig gebräuchlich. In Belgien wird es in die Unterstufen Hastarium und Ivorium unterteilt. In England korreliert es mit der Unterstufe Courceyium und dem unteren Teil des Chadium. In anderen Regionen sind weitere regionale Stufen und Unterstufen zur Gliederung des Mississippiums in Gebrauch.

Biostratigraphische Untergliederung

Das Tournaisium wird in acht Conodonten-Biozonen untergliedert[3]:

  • Gnathodus pseudosemiglaber/Scaliognathus anchoralis-Zone
  • Gnathodus semiglaber/Polygnathus communis-Zone
  • Dollimae bouckaerti-Zone
  • Gnathodus typicus/Siphonodella isosticha-Zone
  • Siphonodella quadruplicata/obere Patrognathus andersoni-Zone
  • untere Patrognathus andersoni-Zone
  • Patrognathus variabilis-Zone
  • Patrognathus crassus-Zone

Es korreliert mit den MFZ1 bis MFZ8 der Foraminiferen-Intervalzonen des Mississippiums[4]. In der Zonierung der rugosen Korallen entspricht es den Zonen RC1 bis RC3 sowie dem unteren Teil der RC4-Zone.

Quellen

Literatur

  • André Hubert Dumont: Mémoire sur la constitution géologique de la province de Liège. Mémoires couronnés par l'Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles, 8(3): VII, 374 S., Brüssel 1832.
  • Felix Gradstein, Jim Ogg, Jim & Alan Smith: A Geologic timescale. Cambridge University Press 2004, ISBN 9780521786737.
  • Luc Hance, Edouard Poty und François-Xavier Devust: Tournaisian. Geologica Belgica, 9(1-2): 47-53, Brüssel 2006 PDF.
  • Hans Murawski & Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 10., neu bearb. u. erw. Aufl., 278 S., Enke Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-432-84100-0.
  • E. Paproth, R. Feist und G. Flaijs: Decision on the Devonian-Carboniferous boundary stratotype. Episodes, 14(4): 331-336, Beijing 1991 ISSN 0705-3797
  • Dieter Stoppel und Michael R. W. Amler: Zur Abgrenzung und Untergliederung des Unterkarbons. In: Stratigraphie von Deutschland VI Unterkarbon (Mississippium), Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 41: 15-26, Hannover 2006 ISBN 3-932537-37-8.

Einzelnachweise

  1. Hance et al. (2006: S.47ff.)
  2. GSSP Table - Paleozoic Era Subcommission for Stratigraphic Information
  3. Timescale Creator von Jim Ogg und Adam Lugowski [1]
  4. Édouard Poty, François-Xavier Devuyst und Luc Hance: Upper Devonian and Mississippian foraminiferal and rugose coral zonations of Belgium and northern France: a tool for Eurasian correlations. Geological Magazine, 143(6): 829-857, Oxford 2006 doi:10.1017/S0016756806002457

Weblinks