Unterlagsrebe


Ober- und unterirdische Organe eines Rebstockes. Einflußfaktoren der Unterlagenwahl

Die Unterlage eines Rebstocks wird Unterlagsrebe genannt. Sie dient dazu, den Weinstock reblausfest zu machen und bildet seinen Wurzelstamm mit dem gesamten Wurzelsystem. Mit der Kombination von einer reblauswiderstandsfähigen Unterlagensorte mit einer Edelsorte wird die Wurzelreblaus biotechnisch bekämpft. Die Herstellung der Pfropfreben (Veredlungen) für die Neuanlage eines Weingartens erfolgt in Rebschulen.

Die europäischen Kulturreben (Vitis vinifera), die früher auf eigener Wurzel standen (Direktträger, wurzelechte Rebstöcke), wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts von der aus Amerika einschleppten Reblaus befallen. Dieser Schädling kam zunächst nach Frankreich und breitete sich schnell in den europäischen Weinanbaugebieten aus. Dort richtete er verheerende Schäden an. Die Reblaus verursachte an den Wurzeln der Europäerreben Anschwellungen (Tuberositäten), die zu anschließendem Pilzbefall und in der Folge zum Absterben der Rebstöcke führten.

Um den europäischen Weinbau zu retten, benutzte man amerikanische Wildrebenarten als Unterlagsreben für die europäischen Edelreben. Die amerikanischen Reben sind gegen die Reblaus widerstandsfähiger oder sogar ganz resistent. Die Reblaustoleranz beruht auf der Bildung einer Korkschicht, welche die Ausbreitung der Tuberositäten eingrenzt, eine Vermehrung der Rebläuse wird dadurch aber nicht verhindert. Bei starkem Befallsdruck zeigen auch Pfropfreben Rückgangserscheinungen. Die meisten heute in Europa verwendeten Unterlagsreben sind Abkömmlinge der drei amerikanischen Wildarten Vitis riparia, Vitis rupestris und Vitis berlandieri', Kreuzungen derselben oder Hybriden amerikanischer Wildarten mit der Vitis vinifera.

Auswahlkriterien: ausreichende Reblaustoleranz oder -resistenz, Wüchsigkeit, Kalkverträglichkeit, Trockentoleranz.

Unterlagensorten

Name Abstammung[1]
Hybride aus Vitis berlandieri x Vitis riparia
Kober 5 BB Vitis riparia x Vitis berlandieri
Kober 125 AA Vitis riparia x Vitis berlandieri
Selektion Oppenheim 4 (SO4) Vitis riparia x Vitis berlandieri
Binova Selektion aus (Vitis riparia x Vitis berlandieri Selektion Oppenheim 4)
Teleki 5 C Vitis riparia x Vitis berlandieri
Teleki 8 B Vitis riparia x Vitis berlandieri
161-49 Couderc Vitis riparia x Vitis berlandieri
Hybride aus Vitis riparia x Vitis cinerea
Börner Vitis riparia 183 Geisenheim x Vitis cinerea Arnold
Hybride aus Vitis riparia x Vitis rupestris
3309 Couderc Vitis riparia x Vitis rupestris
101-14 Millardet et de Grasset Vitis riparia x Vitis rupestris

Weblinks

Literatur

  • Joachim Schmid, Frank Manty, Bettina Lindner: Geisenheimer Rebsorten und Klone. Geisenheimer Berichte 67, 2009, ISBN 978-3-934742-56-7.
  • Karl Müller: Weinbau-Lexikon. Verlag P. Parey, Freiburg 1930.
  • Karl Bauer et al.: Weinbau. 8. Auflage, Österr. Agrarverlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7040-2284-4.
  • Edgar Müller, Hans-Peter Lipps, Oswald Walg: Weinbau. 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2008, ISBN 978-3-8001-1241-8.
  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. 3. Auflage, Hallwag, 2006, ISBN 978-3-8338-0691-9.

Einzelnachweise

  1. Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten, 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, S. 48, ISBN 978-3-8001-5957-4.