Virusinaktivierung
Unter Virusinaktivierung versteht man den Verlust der Infektiosität von Viren durch die Einwirkung verschiedener Substanzen, Hitze oder Strahlung. Die Virusinaktivierung mit verschiedenen technischen Methoden ist eine spezielle Form der Sterilisation beziehungsweise der Desinfektion. Da man bei Viren nicht die Begriffe „keimfrei“ oder „abgetötet“ anwenden kann (Viren sind weder Keime noch selbständig lebende Organismen), hat sich in der Virologie der Begriff der Virusinaktivierung etabliert.
Je nach Virusspezies und dem Material, in oder auf dem Viren inaktiviert werden sollen, kommen verschiedene Inaktivierungsmethoden zur Anwendung. Am häufigsten ist die Anwendung von Viruziden. Diese Stoffe können die Oberflächenproteine eines Virus denaturieren (z. B. Formaldehyd), die Lipide aus einer Virushülle entfernen (Alkohole, Detergentien) oder direkt die Nukleinsäure des viralen Genoms schädigen (Alkylantien). Viren können auch durch Hitzeeinwirkung oder die Bestrahlung mit UV-Licht inaktiviert werden. Eine besondere Bedeutung hat die Virusinaktivierung bei der Herstellung von Totimpfstoffen und von Blutprodukten in der Transfusionsmedizin. Bei letzterem müssen Viren inaktiviert werden, ohne die gewünschten Blutbestandteile zu beeinträchtigen.
Dies ist besonders bei der Gewinnung von Gerinnungsfaktoren bei der Plasmafraktionierung wie beispielsweise Faktor VIII, Faktor IX oder PPSB, sowie bei der Reinigung von Humanalbumin-, Fibrinkleber-, Hyperimmunglobulin- und Immunglobulin-Präparaten wichtig. Neben der Bestrahlung mit UV-Licht und eventuell einer Kombination mit Methylenblau oder Riboflavin, kommen auch beim sogenannten Solvent-Detergent-Verfahren (S/D) milde Detergenzien zum Einsatz. Die Hauptgefahr der Methylenblau-Photo-Inaktivierung von Viren ist die Methylenblau-Photo-Aktivierung des Fibrinogens, dies kann eine disseminierte intravasale Gerinnung auslösen.
Quellen
- Allan D. Russell, William B. Hugo, Graham A. Ayliffe (Hrsg.): Principles and Practice of Disinfection, Preservation and Sterilization. 3. Aufl. Blackwell, Oxford 1999, ISBN 0-632-04194-3, S. 168ff.
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