Wolfgang Scherzinger


Wolfgang Scherzinger (links) und Theodor Mebs am 31. Oktober 2009

Wolfgang Scherzinger (* 20. Jänner 1944 in Wien) ist ein österreichischer Zoologe, Ethologe und Ökologe. Als Ornithologe ist er vor allem als Spezialist für Eulen hervorgetreten. Intensiv hat er zudem den Nationalpark Bayerischer Wald und seine Lebewelt erforscht und war maßgeblich an dessen Entwicklung seit 1971 beteiligt.

Leben

Wolfgang Scherzinger studierte in seiner Geburtsstadt an der Universität Wien Zoologie und Botanik sowie Philosophie und Psychologie. 1969 wurde er dort mit der Dissertation Zum Aktionssystem des Sperlingskauzes [Glaucidium passerinum, L.] zum Dr. phil. promoviert. [1] Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften war er von 1971 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2007 als Zoologe bei der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald beschäftigt. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte, eine Tierhaltung für die Wiederansiedlung von den ehemals im Bayerischen Wald heimischen Tierarten Uhu, Habichtskauz, Auerhuhn und Kolkrabe sowie für öffentliche Schaugehege aufzubauen und zu betreuen. [2]

Wolfgang Scherzinger war von 1971 bis 2007 Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
Scherzinger forscht intensiv über die 13 europäischen Eulenarten – wie hier den Sperlingskauz

Scherzinger verfasste zahlreiche Publikationen über den Nationalpark, speziell zu dessen Vogelwelt, insbesondere zu Raufußhühnern und Spechten. Er unternahm Freilandarbeiten zu Ökologie und Schutz von Vogelarten natürlicher Bergwälder und beschäftigte sich mit der Dynamik natürlicher Waldlebensgemeinschaften. Seine Erkenntnisse fasste er in dem Buch Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung (1996), das zu seinen Hauptwerken zählt, zusammen. Scherzinger vertritt darin das Mosaik-Zyklus-Konzept.

Weite Bekanntheit – auch über den engeren ornithologischen Fachkreis hinaus – erlangte er jedoch durch seine Arbeiten über Eulen. Scherzinger hat nicht nur sämtliche heimischen Eulenarten nachgezüchtet und gehalten[3], sondern deren Lebensweise auch jahrzehntelang intensiv erforscht. Neben zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften und anderen Printmedien legte er größere wissenschaftliche Untersuchungen vor, so in seiner Dissertation zur Verhaltensbiologie des Sperlingskauzes (1969) und in seiner Monographie Zur Ethologie der Fortpflanzung und Jugendentwicklung des Habichtskauzes (Strix uralensis) mit Vergleichen zum Waldkauz (Strix aluco), mit der er sich 1986 an der Universität Wien habilitierte. Neben Fachberichten zur Zucht und Wiederansiedlung von Uhu und Habichtskauz im Bayerischen Wald veröffentlichte Scherzinger Beiträge zu Verhalten und Stimmen von Uhu, Habichtskauz, Schneeeule und Steinkauz sowie Kanincheneule und Brahma-Kauz. Er arbeitete an dem Kapitel Eulen im Handbuch der Vögel Mitteleuropas mit. Ein Standardwerk ist das zusammen mit Dr. Theodor Mebs verfasste Buch Die Eulen Europas (2000), in dem alle 13 in Europa vorkommenden Eulenarten ausführlich beschrieben werden. Es gilt als das zu Anfang des 21. Jahrhunderts umfassendste deutschsprachige Nachschlagewerk über diese Vogelgruppe. [4] Neuere Veröffentlichungen beschäftigten sich mit der Reaktion der Vogelwelt, insbesondere der Spechte, auf die „Borkenkäfer-Problematik“ im Nationalpark Bayerischer Wald; Verhaltensskizzen des China-Haselhuhns und des Davidskauz.

Zur praktischen Umsetzung der Erkenntnisse zum Eulen- und Naturschutz engagiert sich Scherzinger in ornithologischen Fachverbänden. So war er von 1994 bis 1998 Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft zum Schutz bedrohter Eulen“ (AG Eulen)[2] und leitet bei der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) zusammen mit Dr. Norbert Schäffer die Projektgruppe „Naturschutz & Ethologie“. [5] Er ist seit 1997 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Nationalpark Donau-Auen GmbH. [6]

Für seine naturschützerische Arbeit zeichnete ihn der Freistaat Bayern 1997 mit der Bayerischen Umweltmedaille aus.

Wolfgang Scherzinger lehrte von 1986 bis 1988 an der Universität Wien und ist als Universitätsdozent Lehrbeauftragter an der Universität Salzburg.[1] Im Jahr 2004 ging er in Altersteilzeit. Er lebt mit seiner Frau seit Dezember 2008 in Bischofswiesen.

Schriften

  • Zum Aktionssystem des Sperlingskauzes [Glaucidium passerinum, L.], 2 Teile, Dissertationsschrift, Wien 1969 (im Druck in Zoologica, Heft 118, Band 41, Lieferung 3, Stuttgart 1970, ISBN 3-510-55001-3)
  • Rauhfuß-Hühner, Nationalpark Bayerischer Wald (Heft 2), München 1976
  • Zur Ethologie der Fortpflanzung und Jugendentwicklung des Habichtskauzes (Strix uralensis) mit Vergleichen zum Waldkauz (Strix aluco), Bonner zoologische Monographien Nr. 15, Bonn 1980/1985 (als Habilitationsschrift Wien 1986)
  • als Mitarbeiter: Der Sperlingskauz. Glaucidium passerinum passerinum, 2. Auflage, Die neue Brehm-Bücherei (Band 513), Wittenberg Lutherstadt 1980
  • zusammen mit Hans Bibelriether: Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald, Grafenau 1980 (ISBN 3-87553-092-6)
  • als Mitarbeiter: Das Haselhuhn. Bonasa bonasia, 3. Auflage, Die neue Brehm-Bücherei (Band 77), Wittenberg Lutherstadt 1982
  • Die Spechte im Nationalpark Bayerischer Wald, Nationalpark Bayerischer Wald (Heft 9), Grafenau 1982
  • Erlebnis Nationalpark. Natur-Geschichten zum Lesen und Vorlesen aus dem Bayerischen Wald, Grafenau 1984 (ISBN 3-87553-231-7)
  • Die Vogelwelt der Urwaldgebiete im Inneren Bayerischen Wald, Nationalpark Bayerischer Wald (Heft 12), München 1985
  • Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung, Reihe Praktischer Naturschutz, Stuttgart-Hohenheim 1996 (ISBN 3-8001-3356-3)
  • Wilde Waldnatur. Der Nationalpark Bayerischer Wald auf dem Weg zur Waldwildnis, Grafenau 2000
  • zusammen mit Theodor Mebs: Die Eulen Europas. Biologie, Kennzeichen, Bestände, Reihe Kosmos-Naturführer, Stuttgart 2000 (überarbeitete und aktualisierte Ausgabe, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11642-5)
  • Artenschutzprojekt Auerhuhn im Nationalpark Bayerischer Wald von 1985–2000, Nationalpark Bayerischer Wald – Wissenschaftliche Reihe (Heft 15), Grafenau 2003 (ISBN 3-930977-27-3)

Darüber hinaus arbeitete Scherzinger auch an dem Kapitel Eulen im Handbuch der Vögel Mitteleuropas sowie an der Monographie Die Haselhühner(Die Neue Brehm-Bücherei, Band 77) mit.

Literatur

  • Wolfgang Scherzinger. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2003. 19. Ausgabe. Band II: K – Scho. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-23607-7, S. 2877
  • Im Bann der Eule. Wolfgang Scherzinger erforscht die Geister der Nacht In: Vögel – Magazin für Vogelbeobachtung, Nr. 3/2009, ISSN 1862-8397, S. 70-73

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2003. 19. Ausgabe. Band II: K – Scho.. K. G. Saur, München 2003, S. 2877
  2. 2,0 2,1 Kurzporträt bei der AG Eulen; abgerufen am 8. Juli 2008
  3. Angabe bei www.perlentaucher.de; abgerufen am 8. Juli 2009]
  4. Rezension bei www.ornithologie.net; abgerufen am 8. Juli 2008
  5. Projektgruppen der DO-G; abgerufen am 8. Juli 2008
  6. Leistungsbericht der Nationalpark Donau-Auen GmbH 1997 – 2006, S. 77(pdf)

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