Wolfspinnen
Wolfspinnen | ||||||||||||
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Alopecosa spec. | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lycosidae | ||||||||||||
Sundevall, 1833 |
Der Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) gehören derzeit ca. 2300 Arten in 102 Gattungen an, darunter auch die ungefährlichen „Taranteln“ (ehem. Tarentula, vorwiegend Alopecosa zugerechnet). Wolfspinnen bilden die größte Familie der Überfamilie der Lycosoidea.
Bis auf wenige Ausnahmen erbeuten Wolfspinnen Insekten nicht durch Fangnetze, sondern lauern ihnen auf. Auffällig sind die vergrößerten hinteren Mittelaugen, die direkt nach vorn angeordnet sind. Der Sehsinn ist bei ihnen für die Jagd und die Balz von Bedeutung, aber nicht so gut entwickelt wie bei Springspinnen. Mit ihren sehr kräftigen Cheliceren (Kieferklauen) können die größeren Exemplare auch die menschliche Haut durchdringen. Die Menge und Konzentration des Giftes reicht jedoch selbst bei den 3 cm großen Exemplaren nicht aus, einem Menschen ernsthafte Probleme zu bereiten.
Lebensweise
Die größeren, in Mitteleuropa heimischen Wolfspinnen (Arctosa, Trochosa, manche Alopecosa) bewohnen wie die meisten Arten dieser Familie Erdhöhlen, die sie, ähnlich wie die Tapezier- (Atypus) oder Falltürspinnen (Ctenizidae), von innen mit Seide auskleiden. Die meisten anderen heimischen Arten leben in der Krautschicht oder zwischen Steinen, wo sie sich Wohngespinste anlegen.
Nachts verlassen sie das Versteck und begeben sich auf die Jagd: Sie warten an günstigen Plätzen darauf, dass ein Insekt vorbeikommt. Aus wenigen Zentimetern Entfernung schnellt die Wolfspinne vor und ergreift die Beute.
Angehörige der Gattung Pirata (Wasserjäger) bevorzugen die Nähe eines stehenden Gewässers. Auf der glatten Wasseroberfläche laufen sie ohne einzusinken und jagen Insekten auf der Wasseroberfläche.
Fortpflanzung
Das Wolfspinnenmännchen nähert sich dem paarungsbereiten Weibchen mit angehobenem vorderen Beinpaar. Die Paarungsbereitschaft riecht das Männchen wahrscheinlich schon aus einer Entfernung von einem Meter. Das Balzverhalten wird auch ausgelöst, wenn Fäden eines paarungsbereiten Weibchens gefunden werden. Das Männchen von Lycosa rabida vibriert mit dem Hinterleib auf dem Substrat, anschließend vollführt es kreisende Bewegungen nach einem festen Muster mit den Pedipalpen, in denen sich die Samentaschen (Bulbus) befinden. Diese Bewegung geht in ein hörbares „Palpentrommeln“ über, das mit einem Stridulationsorgan erzeugt wird.
In einer Pause antwortet das paarungswillige Weibchen mit Klopfzeichen der Vorderbeine und läuft einige Schritte auf das Männchen zu, was daraufhin die Balzbewegung erneut startet. Dies geht solange, bis sich beide fast berühren; der erste Kontakt bleibt dem Weibchen vorbehalten. Handelt es sich bei dem Gegenüber irrtümlicherweise ebenfalls um ein Männchen, wird die Balz sofort mit einem drohendem Stelzgang beantwortet. Bei nachtaktiven Arten spielen akustische Signale eine größere Rolle, bei tagaktiven die optischen.
Das Männchen kriecht von vorne auf das Weibchen und beugt sich zunächst auf einer Seite des Hinterleibs herab, um den ersten Palpus einzuführen. Das Weibchen richtet ihren Hinterleib danach aus. Dann wird der zweite Palpus von der anderen Seite inseriert.
Brutpflege
Wolfspinnen (Lycosidae) betreiben Brutpflege. Der Eikokon wird von den Wolfspinnen bei der Jagd an die Spinnwarzen (Pardosa) geheftet oder auf dem Hinterleib (Wasserjäger, Pirata) mitgenommen, um ihn vor Feinden verteidigen zu können. Der Eikokon wird energisch verteidigt. Nimmt man dem Weibchen den Kokon weg, werden auch dem Kokon ähnliche Gegenstände, zum Beispiel Papierkugeln oder kleine Schneckenhäuser umhergetragen.
Das Weibchen leistet den Jungspinnen Schlupfhilfe, in dem sie den Kokon aufbeißt. Die Jungtiere klettern sofort auf ihren Rücken. Während sich bis zu hundert kleine Wolfspinnen an den Haaren der Mutter festhalten, oft in mehreren Lagen übereinander sitzen und sich von ihrem Eidotter ernähren, streift die Mutter umher, vermutlich um möglichst optimale mikroklimatische Bedingungen und gute Verstecke zu finden. Um sich nicht all zu großer Gefahr auszusetzen, verzichtet sie während dieser etwa acht Tage dauernden Phase auf die Jagd.
Einem Wolfspinnenweibchen kann man sogar einen artfremden Kokon „unterschieben“, um welchen sie sich ebenso kümmern wird. Die schlüpfenden Jungtiere klettern dann auf die Stiefmutter und lassen sich herumtragen.
Gattungen und Arten
In Europa heimische Gattungen und Arten sind zum Beispiel:
- Hogna
- Deserta-Tarantel (H. ingens) (Blackwall, 1857) (ex. Geolycosa ingens)
- H. radiata
- Alopecosa
- A. accentuata (ex. Tarentula accentuata)
- A. cuneata
- A. fabrilis
- A. trabalis
- Arctosa
- Flussuferwolfspinne (A. cinerea)
- A. perita (Latreille, 1799)
- Lycosa
- L. carolinensis
- Apulische Tarantel (L. tarentula)
- Spanische Tarantel (L. fasciiventris)
- Südrussische Tarantel (L. singoriensis)
- Pardosa
- Gartenwolfspinne (P. hortensis)
- P. lugubris
- P. palustris
- P. monticola
- Pirata (Wasserjäger)
- P. piraticus
- Trochosa
- T. hispanica
- T. ochracea
- T. robusta
- T. ruricola
- T. spinipalpis
- T. terricola
- Aulonia
- A. albimana (Walckenaer, 1805)
- Xerolycosa
- X. miniata (C. L. Koch, 1834)
- X. nemoralis (Westring, 1861)
Literatur
- Rainer F. Foelix: Biologie der Spinnen, Thieme, Stuttgart 1979, ISBN 3-13-575802-8
- Dick Jones: Der Kosmos Spinnenführer. Über 350 mitteleuropäische Spinnen und Weberknechte, Franckh, Stuttgart, 1990, ISBN 3-440-06141-8