Zimbelkraut



Zimbelkraut

Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Gattung: Zimbelkräuter (Cymbalaria)
Art: Zimbelkraut
Wissenschaftlicher Name
Cymbalaria muralis
G.Gaertn., B.Mey. et Scherb.
Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis)
Cymbalaria muralis close up.jpg

Das Zimbelkraut, auch Zymbelkraut oder Mauer-Zimbelkraut, (Cymbalaria muralis, Syn.: Linaria cymbalaria) gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae).

Beschreibung

Das Zimbelkraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit fadenförmigen, bis zu 60 cm langen, kletternden oder hängenden Stängeln. Die herzförmigen Laubblätter sind unterseits meist rötlich gefärbt. Die zygomorphen Blüten sind gespornt und meist hellviolett.

Die Blütezeit reicht von Juni bis September, die Fruchtreife von August bis September.[1]

Ökologie

Das Mauer-Zimbelkraut ist ein ausdauernder Hemikryptophyt bzw. ein krautiger Chamaephyt.

Die Blüten sind kleine homogame „Maskenblumen“ mit Kronblattsporn. Die gelben Blütenmale außen auf der Unterlippe der Blüte wirken als Staubbeutelattrappen. Die Blüten wenden sich zum Licht (sie sind positiv phototrop). Bestäuber sind Bienen und Schwebfliegen. Auch Selbstbestäubung in den Blütenknospen kurzer, sich in die Erde einbohrender Seitenzweige mit geschlossen bleibenden Blüten (Kleistogamie) kommt vor.[1]

Der Fruchtstiel wächst nach der Befruchtung aus. Die kleinen, dreiklappigen Porenkapseln springen auf und setzen die Samen frei. Der letzte Samen bleibt mit der Frucht fest verbunden, deren Fruchtstiel schließlich weg vom Licht (negativ phototrop) und damit beispielsweise in Mauerspalten hinein wächst. So erhalten die Samen mit großer Sicherheit ein günstiges Keimbett. Zimbelkraut ist damit das klassische Lehrbuchbeispiel für Phototropismus. Die Art ist ein Selbstaussäer, ein Dunkelkeimer und ein Gartenflüchter.[1]

Vorkommen

Das Mauer-Zimbelkraut stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet. Ursprüngliche Standorte waren Felsen der Gebirge Norditaliens und der nördlichen Adria. Das Zimbelkraut wurde etwa im 16. Jahrhundert in Mitteleuropa als Zier- und Heilpflanze eingebürgert (angesalbt) und ist heute weltweit an Felsen, aber vor allem in Mauerritzen zu finden. Das Zimbelkraut bevorzugt warme, aber halbschattige bis sonnige, etwas feuchte Mauern und Mauerritzen.

Nach Ellenberg ist es eine Halblichtpflanze, ein Wärmezeiger, subozeanisch verbreitet, mäßig stickstoffreiche Standorte bevorzugend und eine Klassencharakterart Wärmeliebender Mauer-Kraut-Gesellschaften (Parietarietea, Parietarietalia judaicae).[2]

Botanische Geschichte und Systematik

Geschichte

Die erste Erwähnung findet diese Pflanze in den Kräuterbüchern von Lonicer (1582)[3] und Matthiolus (1586),[4] wo sie auch als Heilpflanze beschrieben wird.

Die Bezeichnung 'Zymbalkraut' wird erstmals von Zwinger (1696)[5] verwendet. Die therapeutischen Anwendungsgebiete für diese Pflanze waren sehr unterschiedlich, doch scheinen die Hauptindikationen Wunden, Entzündungen verschiedenster Art und Frauenleiden gewesen zu sein. Hauptinhaltsstoffe sind Iridoide.

Der Schriftsteller Heinrich Seidel beschreibt in der Skizze „Linaria cymbalaria“, wie er ab 1890 die Pflanze in Berlin „ansalbte“.[6]

Systematik

Die Gattung Cymbalaria wurde früher zu den Braunwurzgewächsen (Scrophulariaceae) gestellt. Die Zuordnung zu den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) erfolgte auf Grund molekulargenetischer Untersuchungen.

Zitat

In dem Gedichtszyklus "Die Blumen und das Leben" schreibt Ludwig Bechstein (1801-1860) über das Zimbelkraut: „Niedliche Pflanze, du kleidest der alten Ruine Gemäuer, rankend hinab und hinauf blühest du einsam für dich. Sey der Erinnerung Bild, die, der Einsamkeit traute Genossin, oft des vergangenen Glücks sinkendes Luftschloss, umgrünt.“

Verwendung

Das Mauer-Zimbelkraut findet als Gartenzierpflanze an Mauern und in Steingärten Verwendung.[1]

Literatur

  • Axel R. Bretthauer: Isolierung und Identifizierung von Inhaltsstoffen aus Linaria cymbalaria L. Dissertation, Univ. Basel 1991.
  • Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.); Siegmund Seybold (Hrsg.): Die Flora von Deutschland, interaktiv. Sehen - Bestimmen - Wissen ; der Schlüssel zur Pflanzenwelt ; jetzt mit: zusätzlichen Bestimmungsmöglichkeiten nach einfachen Merkmalen, mehr als 4000 farbigen Pflanzenabbildungen, erweiterter Datenbank u.v.a.m. CD-ROM. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6. völlig neu bearb. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 156–157.
  2. Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
  3. Adam Lonitzer: Kräuterbuch. Frankfurt 1582, S. 176
  4. Pietro Andrea Matthiolus: Kräuterbuch. Nürnberg 1586, S. 395.
  5. Theodor Zwinger der Ältere: Theatrum botanicum, Neu vollkommenes Kräuterbuch. Basel 1696, Caput LXXIII.
  6. Heinrich Seidel: Vorstadtgeschichten 1890 bzw. 1900. Gesammelte Werke. Band 2, Stuttgart/Berlin 1925, S. 344 ff.

Weblinks und weiterführende Literatur

Commons: Zimbelkraut – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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