Zoologische Staatssammlung München


Zoologische Staatssammlung München (ZSM)
Zoologische Staatssammlung München (ZSM)
Haupteingang der Zoologischen Staatssammlung München
Träger: Freistaat Bayern
Standort der Einrichtung: München
Art der Forschung: Grundlagenforschung
Fächer: Zoologie
Leitung: Gerhard Haszprunar
Homepage: http://www.zsm.mwn.de/

Die Zoologische Staatssammlung München (kurz ZSM) ist eine Forschungseinrichtung des Freistaates Bayern für zoologische Systematik und ihre Anwendungen im weiteren Sinne. Gleichzeitig gehört die Zoologische Staatssammlung zu den ältesten und traditionsreichsten sowie zu den zehn bedeutendsten zoologischen Forschungssammlungen der Welt. Sie untersteht der Dienst- und Fachaufsicht der Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und ist dadurch in deren Forschungsverbund integriert.

Lage

Die Zoologische Staatssammlung hat ihren Sitz im Münchner Stadtviertel Obermenzing, in der Münchhausenstr. 21.

Sammlung und Bibliothek

Die Zoologische Staatssammlung hat circa 25 Millionen Inventareinheiten (zoologische Sammlungs-Objekte) archiviert. Praktisch das gesamte Tierreich ist somit vertreten. Im Laufe der Sammlungsgeschichte haben sich Schwerpunkte herausgebildet, so bei den wirbellosen Tieren: Nesseltiere, Krebstiere, Milben, Stachelhäuter und Tausendfüßer; bei den Insekten: Hautflügler, Käfer, Schmetterlinge und Zweiflügler; bei den Wirbeltieren: Fische, Lurche, Kriechtiere, Vögel und vor allem Säugetiere.

Mit mehr als 10 Millionen Einzelobjekten besitzt die Zoologische Staatssammlung die größte bekannte Schmetterlingssammlung der Welt. Auch sind seltene, teilweise ausgestorbene Tierarten archiviert, so ein Quagga, das im Museum Mensch und Natur ausgestellt ist.

Die Präsenzbibliothek umfasst mehr als 120.000 Bände und 1000 laufende Zeitschriften. Die Staatssammlung ist Herausgeberin mehrerer eigener zoologischer Fachzeitschriften, von denen als wichtigste die "Spixiana" zu nennen ist.

Wichtige Sammlungserweiterungen

  • Brasilianische Forschungsexpedition (Johann Baptist von Spix, 1817 bis 1820)
  • Sammlung des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg (erworben 1858)
  • Sammlung der Gebrüder Sturm (erworben 1874)
  • Zoologische Objekte der sogenannten „Amerikanischen Sammlung“ der Prinzessin Therese von Bayern (erworben 1926 durch testamentarische Verfügung)
  • Museum Witt (Kooperation seit 2000)

Fachliche Unterstützung

Neben ihren Forschungsauftrag unterstützt die Zoologische Staatssammlung die Naturkundemuseen durch fachkundige Beratung und zum Teil durch Objekte, die sie zu Ausstellungszwecken zur Verfügung stellt. Gleichzeitig erstellt sie Gutachten für die Bayerische Staatsregierung und Kommunen. Auch können Bürger bei Fragen über Schädlinge Rat bei den Naturwissenschaftlern erhalten.

Geschichte

Vorgeschichte

König Max I. Joseph unterstellt der Kgl. Akademie der Wissenschaften durch deren Verfassungsurkunde vom 1. Mai 1807 die zoologischen, botanischen und mineralogischen Privatkabinette des Hauses Wittelsbach, die vor allem aus der sogenannten Herzoglichen Sammlung und der Kurpfälzisch-Zweibrückener Riedlschen Sammlung bestand. Die Sammlungen wurden von der Residenz in das damals Wilhelminum genannte Jesuitenkolleg St. Michael in der Neuhauser Straße (heute Fußgängerzone), die später zusätzlich die Akademie und daher auch als Alte Akademie bezeichnet wird, überführt. Die Sammlungen wurden kontinuierlich durch das Königshaus erweitert, so dass die Sammlungen verselbständigt werden sollten.

Gründung bis heute

1811 wurde für die zoologisch-anthropologische Abteilung ein eigenes Konservatorium errichtet und mit Johann Baptist Ritter von Spix der erste Konservator berufen. Dieser Moment gilt als Gründung der Zoologischen Staatssammlung. Spix erweiterte die Sammlung durch seine Forschungsreisen vor allem nach Brasilien erheblich. Spix formulierte Prinzipien der Sammlungstätigkeit und der wissenschaftlichen Untersuchung der Präparate, die zum Teil heute noch gültig sind.

Nachdem 1827 die Ludwig-Maximilians-Universität von Landshut nach München verlegt wurde, wurden im selben Jahr neue Statuten erlassen, die die Konservatorien auch rechtlich zu selbständigen Einheiten erhoben. Gleichzeitig entsteht aus der Sammlung das Zoologische Institut der Ludwig-Maximilians-Universität. Die Leitung beider selbständigen Institutionen wurde dem Ordinarius für Zoologie übertragen, der gleichzeitig auch Mitglied der Akademie wurde. Um 1885 wurde die heutige Zoologische Staatssammlung von Richard Goldschmidt als das „größte und internationalsten akademisches Zentrum der Zoologie“ bezeichnet.

Das Ende der Monarchie in Bayern 1918 brachte für die Zoologische Staatssammlung wenig Änderung. Im Gegensatz zu den meisten Ländern, wo die selbständigen Sammlungen, die aus den Privatkabinette der regierenden Häusern entstanden sowie die noch vorhandenen Privatkabinette mit den Sammlungen der jeweiligen Universitäten verschmolzen wurden, blieb in Bayern beim Status quo. Die Königliche Sammlung wurde gemäß neuer Terminologie zur „Staatssammlung“. Allerdings erlischt durch die Inflation während der Weltwirtschaftskrise der „Fonds zur naturwissenschaftlichen Erforschung des Königreiches“, den König Maximilian II. bei seiner Thronbesteigung 1848 eingerichtet hatte, vollständig. Nachdem 1925 bis 1927 die Personalunion zwischen Universität und Staatssammlung aufgehoben und die organisatorische Trennung von Staatssammlung und Universitätsinstitut vollzogen wurde, erfolgte 1932 die räumliche Trennung. Seitdem sind Universitätsinstitut und Zoologische Staatssammlung vollständig eigenständige Forschungsinstitutionen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden trotz Auslagerungsverbotes, wodurch der Zugang zum Museum für die Bevölkerung erhalten werden sollte, im Sommer 1943 die Sammlungsbestände und die Bibliothek zum größten Teil ausgelagert. Beim alliierten Bombenangriff 1944 auf die Münchner Altstadt wurde auch die Alte Akademie schwer getroffen. Die Mitarbeiter der Zoologischen Staatssammlung, unter ihnen der Herpetologe Lorenz Müller, retteten noch während des Angriffs soviele Sammlungsobjekte wie möglich. Dennoch wurde durch den Brand die Schausammlung zerstört, die Fischabteilung, zahlreiche wertvolle Skelette und Rohskelette wurden zerstört. Die in Planegg ausgelagerten herpetologischen Bestände wurden durch einen Volltreffer dezimiert, so die Schildkrötensammlung vollständig zerstört. Die Alkoholpräparate der Wirbellosen-Sammlung wurden dann während des Einmarschs der US-amerikanischen Besatzungsmacht von Unbekannten geplündert.

Nachdem die Alte Akademie zerstört war, in der sie seit 1807 beheimatet war, bezog die Zoologische Staatssammlung im Rohbau des damals im Schloss Nymphenburg geplanten Jagdmuseums (heute Deutsches Jagd- und Fischereimuseum in der Neuhauser Straße) ein Provisorium. Erst 1981 konnte der Grundstein für ein eigenes Sammlungsgebäude gelegt werden, das 1985 bezogen werden konnte. Das Gebäude hat (unter anderem aus energetischen Gründen) seine Magazinräume halb unterirdisch angelegt und ist mit moderner Technik ausgestattet.

Preise

Die Zoologische Staatssammlung hat eine Fördergesellschaft, die „Freunde der Zoologischen Staatssammlung e.V.“. Diese vergibt seit 1981 an Mäzene und Stifter von besonders wertvollen Sammlungen die Ritter-von-Spix-Medaille. Seit dem Jahr 2000 vergibt die Fördergesellschaft jährlich an hervorragende junge Wissenschaftler aus dem Fachbereich der zoologischen Systematik den R. J. H. Hintelmann Wissenschafts-Preis, der mit 5000.- Euro dotiert ist.

Weblinks

Commons: Zoologische Staatssammlung München – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 9′ 52,8″ N, 11° 28′ 55,8″ O