Südlicher Kielnagelgalago



Der Südliche Kielnagelgalago (Euoticus elegantulus), manchmal auch Westlicher Kielnagelgalago, ist ein Primat aus der Gruppe der Feuchtnasenaffen (Strepsirrhini), der in West- und Zentral-Afrika beheimatet ist.

Lebensraum

Südliche Kielnagelgalagos bewohnen die oberen Etagen der Regenwälder in den Ländern Süd-Kamerun südlich des Sanaga Flusses, am Rio Muni auf dem Festland Äquatorialguineas, sowie in Gabun, Kongo und Süd-Nigeria [4].

Verbreitung

Südliche Kielnagelgalagos sind baumlebende, nachtaktive Primaten, die den Tag in den Kronen dicht belaubter Bäume bis in etwa 50 m Höhe [9] verschlafen. Zusammen mit Eoticus pallidus ist Eoticus elegantulus der einzige Galago, der weder in Baumhöhlen schläft noch Nester baut.

Name

Der Name Kielnagelgalago geht auf die besonderen, nadelähnlichen Nägel dieser Primaten zurück, die auf allen Fingern und Zehen sitzen, mit Ausnahme der zweiten Zehe, welche mit der bei Feuchtnasenaffen üblichen Putzkralle besetzt ist. Die Nägel weisen einen zentralen, spitzen Kiel auf und die Fingerspitzen sind gut gepolstert, was sich in Kombination vorzüglich zum Festkrallen in der Baumrinde eignet, während sie auf der Suche nach Baumsäften sind.

Steckbrief

Aussehen

Kielnagelgalagos sind monomorph und erreichen vom Kopf bis zum Schwanzende eine Gesamtlänge von 49,5 bis 55,5 cm. Die Kopf- Rumpflänge ohne Schwanz variiert von 21,5 bis 23,5 cm. Kielnagelgalagos wiegen zwischen 270 und 360 g.

Das sehr weiche und dichte Fell des Südlichen Kielnagelgalagos ist rötlich mit einer dunklen Linie, die über den Rücken verläuft. Die Bauchseite und die Flanken sind aschgrau. Der zylindrisch geformte Schwanz ist grau und endet in einer weißen Spitze. Südliche Kielnagelgalagos haben kurze Schnauzen, große Augen und große, bewegliche Ohren. Damit sind sie bestens ausgerüstet, um Raubtiere frühzeitig zu erkennen. Außerdem können sie ihren Kopf um 180 Grad drehen.

Bei Galagos sind vier Schneidezähne und zwei Eckzähne zu einem "Zahnkamm" umgebildet. Diese Struktur hilft den Primaten, ihr Fell zu säubern. Die gleiche Funktion hat ein zweiter, fleischiger Kamm unter der Zunge, der vorne mit harten spitzen Hörnern besetzt ist. Eouticus elegantulus unterscheidet sich von anderen Buschbabys in der Fellfarbe, durch ein unterschiedliches Gebiss und durch einen dickeren Schwanz [3][6][8].

Fortpflanzung

Das Paarungsverhalten dieser kleinen, nachtaktiven Primaten wurde noch nicht untersucht. Die Reviere der Männchen überschneiden sich mit denen der Weibchen, was auf ein gewisses Maß an Polygynie hinweisen könnte. Eoticus elegantulus hat keine feste Paarungszeit. Studien haben gezeigt, dass sie sich zweimal pro Jahr fortpflanzen. Je nach Nahrungsangebot finden Paarungen einmal im Hochsommer und einmal um die Mitte des Winters herum statt. Nach einer Tragzeit von 4 Monaten kommt ein einzelnes Junges zur Welt. Der Nachwuchs wird im Alter von 6 bis 11 Wochen entwöhnt und ist bereits nach 4 bis 8 Wochen in der Lage, Insekten zu fangen. Nach 4 Monaten sind junge Südliche Kielnagelgalagos völlig selbstständig, legen aber während des folgenden Jahres noch an Gewicht und Größe zu. Wann der Nachwuchs geschlechtsreif wird, ist noch nicht untersucht worden.

Gleich nach der Geburt verstecken sich die Mütter für 3 Tage vor den Männchen, welche die Neugeborenen töten könnten. Die Nachkommen werden vollkommen mit Fell bedeckt und mit offenen Augen geboren. Obwohl die Koordination der Gliedmaßen anfangs noch nicht besonders gut klappt, sind sie gleich nach der Geburt in der Lage, sich im Fell der Mutter festzuklammern. Die Mütter tragen ihre Kleinen während der Nahrungssuche mit sich im Mund herum und parken sie gelegentlich auf einem Ast in der Nähe, um besser fressen zu können. Ob sich die Männchen in irgendeiner Weise an der Aufzucht der Jungen beteiligen, ist nicht bekannt [8].

Südliche Kielnagelgalagos (Euoticus elegantulus) werden in Gefangenschaft 10 bis 15 Jahre alt. Daher schätzt man die Lebenserwartung in freier Wildbahn auf 3 bis 4 Jahre [2].

Systematik

Verhalten

Eoticus elegantulus gilt als nachtaktiver Einzelgänger, auch wenn er nicht ausschließlich nachts oder ausschließlich einzeln auf Nahrungssuche geht. Nach der nächtlichen Futtersuche bilden Weibchen im Morgengrauen matriarchale Gruppierungen, dabei halten sie engen Kontakt und pflegen sich gegenseitig das Fell. Weibchen schlafen mit ihren Jungen in Gruppen von durchschnittlich 2 bis 8 Tieren, die aber auch schon mal aus bis zu 20 Tieren bestehen können. Diese Schlafgruppen stärken die sozialen Bindungen der Weibchen untereinander. Männchen halten immer engen Kontakt mit den Gruppen der Weibchen und manchmal schlafen Geschlechtspartner auch gemeinsam.

Die Weibchen der Südlichen Kielnagelgalagos (Euoticus elegantulus) gehen in kleinen Gruppen auf Nahrungssuche, Männchen allein. Beobachtungen haben gezeigt, dass Weibchen andere erwachsene Weibchen verjagen, sobald sie in ihre Reviere eindringen. Galagos sind territorial und grenzen ihre Reviere mit Warnrufen und Duftmarken aus verschiedenen Duftdrüsen ab. Die genaue Reviergröße ist nicht bekannt.

Das dominante Männchen in einem Gebiet ist in der Regel auch das größte und schwerste. Sein Territorium überschneidet sich mit denen der meisten Weibchen. Kleine Männchen werden oft innerhalb der Grenzen des Territoriums toleriert, mittelgroße Mänchen nur am Rande des Territoriums. Kleine, junge Männchen sind Nomaden, bis sie genügend Gewicht zugelegt haben, um ein eigenes Territorium zu besetzen. Bei Südlichen Kielnagelgalagos (Euoticus elegantulus) verstreuen sich die Männchen mit Erreichen der Geschlechtsreife, Weibchen sind philopatrisch [2][8].

Nahrung

Südliche Kielnagelgalagos (Euoticus elegantulus) gehen während der Nacht auf Nahrungssuche und ernähren sich in erster Linie von Pflanzensäften und Baumharzen. Ihre Nägel mit den nadelartigen Spitzen sind speziell an diese Ernährung angepasst. Darüber hinaus ernähren sich auch von Insekten und Früchten. 70 % der Nahrung besteht aus Harz, 20 % aus Insekten, 5 % aus Früchten und einigen Knospen [6][9].

Bedrohung

Der Südliche Kielnagelgalago ist weit verbreitet und häufig, er wird von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „nicht gefährdet“ (least concern) eingestuft. Die größte Bedrohung für Südliche Kielnagelgalagos (Eoticus elegantulus) geht von der Zerstörung ihres Lebensraums durch Holzeinschlag und von der illegalen Jagd aus. Um diese Primaten in Zukunft zu schützen, müssen ausreichend große Waldreservate geschaffen und ausreichende Geldmittel zur Verfügung gestellt werden [1].


Literatur

[1] Bermont, G., D. Lindberg. 1975; [2] Flannery, S. 2001; [3] Hill, W. 1953; [4] Macdonald, D. 1987; [5] Napier, J., P. Napier. 1985; [6] Nowak, R. 1999; [7] Parker, S. P., 1990; [8] Singapore Zoological Gardens Docents, 2001; [9] Sussman, R. 1979; [10] Rowe, N. 1996

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