Der Moholi-Galago (Galago moholi), auch Südlicher Galago oder nur Moholi, ist ein kleiner Primat aus der Gruppe der Feuchtnasenaffen (Strepsirrhini).


Lebensraum

Er bewohnt trockenes Waldland, das sich von Angola bis Tansania und Teilen von Burundi und Ruanda ersteckt. Weiter südlich kommen sie noch in Simbabwe und Transvaal (Südafrika) vor [1]. Diese Primaten galten füher als Unterart des Senegalgalagos (Galago senegalensis).

Moholi-Galagos (Galago moholi) leben in semi-ariden Wäldern, wie etwa Savannenwäldern, Galeriewäldern entlang von Flüssen und an den Rändern von Waldgebieten. Oft trifft man sie in Akazienbäumen an, deren Exsudate einen großen Teil ihrer Ernährung ausmachen. Moholi-Galagos (Galago moholi) bewohnen alle Etagen der Baumkronen; oft ruhen sie sich in Baumhöhlen von Akazien oder ausgehöhlten Stämmen von Mopani - Bäumen (Colophospermum mopani) aus, wo sie auch ihre Jungen großziehen [3][4].


Aussehen

Moholi-Galagos (Galago moholi) sind kleine Feuchtnasenaffen mit einer Kopf- Rumpflänge von 14 bis 17 cm. Männchen sind größer und erreichen ein Gewicht von 160 bis 255 g, die kleineren Weibchen sind mit 142 bis 229 g etwas leichter. Das allgemein graue bis hellbraune Fell ist an den Gliedmaßen und auf der Bauchseite etwas heller und gelblicher. Der Schwanz ist durchschnittlich 11 bis 28 cm lang und von dunkler Farbe.

Moholi-Galagos (Galago moholi) haben sehr große Ohren, die völlig unabhängig voneinander bewegt und deren Spitzen nach unten gebeugt werden können. Sie haben im Verhältnis zur Körpergröße vermutlich die größten Ohren von allen Primaten. Ihre großen, orangefarbenen Augen sind von einer dunklen Fellmaske umgeben. Moholi-Galagos (Galago moholi) haben einen Zahnkamm und eine Putzkralle, wie sie typisch für Feuchtnasenaffen sind. Die Beine sind länger als die Arme, ein Merkmal, das besonders gut für vertikales Festhalten und Springen im Geäst geeignet ist [1][6][8].


Kommunikation

Da Moholi-Galagos (Galago moholi) in der Regel in kleinen Familiengruppen leben, kommunizieren sie untereinander über weite Entfernungen mit lauten Rufen. Sie dienen dazu, um in Kontakt zu bleiben, um Reviere abzugrenzen und um Gefahr zu signalisieren. Ertönt ein solcher Alarmruf sammeln sich die Moholi-Galagos (Galago moholi) und sind dann in der Lage potentielle Fressfeinde zu vertreiben. Der Nachwuchs und ihre Mütter kommunizieren mittels Klickgeräuschen miteinander. Moholi-Galagos (Galago moholi) kommunizieren auch über Gerüche miteinander. So urinieren sie auf Hände und Füße um dann ihre Reviergrenzen abzulaufen. Dieses Verhalten ist bei dominanten Männchen häufiger als bei anderen Tieren. Es ist auch möglich, dass der klebrige Urin auf Fußsohlen und Händen beim Greifen und Springen im Gehölz behilflich ist. Zur taktilen Kommunikation gehört das Allogrooming als soziale Interaktion [9][8].


Video

Fortpflanzung

Das Fortpflanzungsverhalten der Moholi-Galagos (Galago moholi) ist polygyn geprägt, die Territorien von dominanten Männchen überlappen die von mehreren Weibchen. Letztere haben einen kurzen Sexualzyklus von 1 bis 3 Tagen, während derer Männchen in hohem Maße miteinander wetteifern, was sich u. a. durch Versuche, ihre Territorien auszuweiten, durch Zunahme an Körpergewicht und durch Volumenvergrößerung der Hoden bemerkbar macht. Beim Fortpflanzungsverhalten der Männchen scheint es zwei Strategien zu geben. Die größeren und dominanten Männchen paaren sich mehrmals mit den Weibchen, deren Territorien innerhalb des Territoriums des Männchens liegen. Kleinere Männchen paaren sich nur, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Grosse Männchen sind bei der Paarung erfolgreicher als kleine [1][9][10].

Männchen und Weibchen der Moholi-Galagos (Galago moholi) werden im Alter von rund 10 Monaten geschlechtsreif. Paarungszeit ist zwischen Januar und Februar sowie zwischen Oktober und November. Nach einer Tragzeit von 121 bis 124 Tagen bringen die Weibchen der Moholi-Galagos (Galago moholi) Zwillinge zur Welt, wobei aber junge Weibchen bei ihrer ersten Geburt nur ein einzelnes Junges zur Welt bringen. Die etwa 10 g schweren Neugeborenen sind mit Fell bedeckt und ihre Augen sind bereits geöffnet. Die Mütter bauen entweder eigene Nester aus Laub für den Nachwuchs oder übernehmen verlassene Vogelnester oder beziehen einen hohlen Baum. Im Alter von etwa 93 Tagen werden die Säuglinge entwöhnt [1][5][10].

Die Jungen bleiben für die ersten 10 bis 11 Tage im Nest. Bei Moholi-Galagos (Galago moholi) in Gefangenschaft konnte man beobachten, dass die Jungen bereits nach den ersten Tagen Zweige umklammerten und sich innerhalb weniger Tage selbstständig fortbewegen konnten. Nach 4 Wochen können sie schon Insekten fangen, obwohl sie bis zum Alter von etwa 11 Wochen weiterhin gesäugt werden. Während der ersten 50 Tage trägt die Mutter das Neugeborene im Mund mit sich herum, indem es die Kleinen am Nacken packt. Während der Nahrungssuche "parken" die Mütter ihre Jungen oft in Astgabeln oder Laubknäueln, um ungehindert fressen zu können. Die Jungen halten sich selbstständig fest und sind für bis zu zwei Stunden mucksmäuschenstill. Gelegentlich unterbricht die Mutter die Nahrungssuche und kommt zurück, um nachzuschauen, ob es dem Nachwuchs gut geht. Wenn die Jungen in Gefahr sind oder sich zu lange allein gelassen fühlen, geben sie Kummerlaute von sich, die schnell die Mutter herbeirufen. Sobald sie Gefahr wittert, bringt sie den Nachwuchs an einen anderen Ort. Die jungen Moholi-Galagos (Galago moholi) werden nach 10 Monaten geschlechtsreif, zu der Zeit beginnen die Söhne, die Mutter zu verlassen, Töchter bleiben oft länger [9].


Gruppenleben und Territorialität

Moholi-Galagos (Galago moholi) leben in kleinen sozialen Gruppen. Während des Tages schlafen sie in Gruppen von 2 bis 7 Tieren zusammen. Diese Gruppen bestehen in der Regel aus mehreren Weibchen und ihren Jungen. Nachts trennen sich die Tiere wieder, um allein auf Nahrungssuche zu gehen. Moholi-Galagos (Galago moholi) verbringen rund 70% ihrer wachen Zeit allein.

Die Reviergrößen der Weibchen hängen mit ihrem Alter zusammen. Die Territorien älterer Weibchen überlappen eher die Territorien junger Weibchen als umgekehrt. An den Grenzen der Territorien verhalten sich auch Weibchen aggressiv. Das Dominanzverhalten bei Männchen hängt ebenfalls mit dem Alter zusammen. Dominante Männchen sind die größten und schwersten Tiere und die einzigen, die ihre Territorien aggressiv verteidigen. Juvenile Männchen verlassen ihre Geburtsregion und wandern ein paar Kilometer ab. Wenn sie auf einen Artgenossen treffen, beschnuppern sie sich gegenseitig und berühren einander mit der Nase. Je nach Gemütsverfassung folgt dann entweder soziale Fellpflege oder aber aggressives Verhalten [3][6][9].


Ernährung

Moholi-Galagos (Galago moholi) ernähren sich fast ausschließlich von Arthropoden . Schmetterlinge, Motten und Käfer bilden dabei den Großteil der Nahrung. Pflanzen- und Baumausscheidungen, besonders von den Akazienarten Acacia karroo, Acacia tortilis und Acacia nilotic, spielen ebenfalls eine große Rolle in der Ernährung [2]. Die Pflanzenexsudate, welche austreten, wenn Motten- oder Käferlarven unter der Rinde den Stamm anbohren, werden mit den Zähnen des Unterkiefers vom Baum gekratzt. Baumsäfte und -harze sind ganzjährig verfügbar; Moholi-Galagos (Galago moholi) greifen oft während der Wintermonate darauf zurück, wenn Insekten rar sind. Anatomisch sind sie mit ihrer rauhen, schmalen Zunge und dem Zahnkamm im Unterkiefer hervorragend dafür ausgerüstet, in Baumspalten oder Insektenlöchern nach dieser Nahrung zu suchen. Auch das Verdauungssystem ist mit seinem verhältnismäßig langen Blind- und Enddarm sehr gut geeignet, um komplexe Kohlenhydrate zu verdauen. Baumharze werden in flüssigem Zustand verdaut und schneller fermentiert als qualitativ hochwertigere Nahrung, wie etwa Insekten. Dies ermöglicht Moholi-Galagos (Galago moholi) auch von relativ nährstoffarmer Nahrung leben zu können [9].


Natürliche Feinde und Schutz

Natürliche Feinde der Moholi-Galagos (Galago moholi) sind große Raubvögel wie Adler und Eulen, aber auch Schlangen, Mungos, Schleich- und Ginsterkatzen können ihnen gefährlich werden. Sie schützen sich vor dieser Bedrohung, indem sie ihre Nester in Baumhöhlen bauen und nur während der Nacht aktiv sind. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Moholi-Galagos (Galago moholi) nicht wie manche anderen Feuchtnasenaffen in saisonalen Torpor fallen, um den Fortpflanzungserfolg in einer von vielen Raubtieren bewohnten Umgebung zu maximieren. Moholi-Galagos (Galago moholi) entwischen Raubtieren oft durch weite Sprünge und dadurch, dass Artgenossen mit Alarmrufen vor Gefahr gewarnt werden [9][9][5].

Moholi-Galagos (Galago moholi) werden in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) geführt und die Weltnaturschutz union (IUCN) stuft diese Primaten auf ihrer Roten Liste als "least concern" (nicht gefährdet) ein [3], da die Population stabil ist und keine größeren Bedrohungen zu erkennen sind. In der Tat haben sich die Bestände in einigen Regionen sogar vergrößert.


Systematik


Literatur

[1] BBC- Science & Nature- Wildfacts, 2009; [2] Bearder, S., R. Martin. 1980; [3] Bearer, S., T. Butynski, M. Hoffmann. 2008; [4] Caton, J., M. Lawes, C. Cunningham. 2000; [5] de Magalhaes et al., 2009; [6] Fleagle, J. 1999; [7] Gron, K. 2008.; [8] Harcourt, C., S. Bearder. 1989; [9] Mzilikazi, 2006; [10] Pullen, 2004; [11] Rowe, N. 1996

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