Diademsifaka



Diademsifakas (Propithecus diadema) bewohnen den Regenwald im Norden und Osten Madagaskars sowie die Dornen- und Trockenwälder im Süden und Westen der Insel.

Verbreitung

Lebensraum

Sifakas bewohnen im Allgemeinen Regenwälder in mittlerer Höhenlage. Diademsifakas findet man vor allem in Höhenlagen oberhalb 800 Meter. Die jahrlichen Niederschlagsmengen in ihrem Lebensraum sind sehr unterschiedlich und variieren zwischen 2000 bis 4000 mm pro Jahr, wobei es am häufigsten während der Sommermonate von Dezember bis März regnet [1][5].

Steckbrief

Aussehen

Diademsifakas (Propithecus diadema) werden bei einer Körperlänge von 48 - 52 Zentimeter ungefähr 5,5 bis 7,3 kg schwer. Der Schwanz dieser Primaten ist zwischen 41 und 60 cm lang. In der Regel ist das Fell dieses schönen und interessanten Primaten weißlich-grau, während der untere Teil der Gliedmaßen orangefarben ist.

Diademsifaka (Propithecus diadema) - biologie-seite.de
Diademsifaka in Moramanga, Toamasina, Madagaskar

Ernährung

Diademsifakas (Propithecus diadema) sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich von Blättern, Blüten, Früchten und jungen Trieben. Etwa 25 Pflanzenarten gehören zu den wichtigsten Nahrungsquellen. Sifakas nehmen gelegentlich Erdreich zu sich, möglicherweise um Pflanzengifte zu neutralisieren oder die Nahrung mit Spurenelementen aufzuwerten [1].

Fortpflanzung

Über das Fortpflanzungssystem weiß man nicht viel. Paarungen finden nur zwischen Männchen und Weibchen innerhalb der gemeinsamen Gruppe statt, es gibt keinen dokumentierten Fall, in dem sich ein gruppenfremdes Männchen mit einem ansässigen Weibchen gepaart hätte. Wegen der Gruppenhierarchie scheint es, dass sich nur das dominante Männchen mit den Weibchen paart. Untergeordnete Männchen sind während der Paarungszeit oft aggressiv und versuchen, das dominante Männchen von der Paarung abzuhalten.

Paarungen finden in den Sommermonaten Dezember und Januar statt. Nach einer Tragzeit von rund 180 Tagen (ca. 6 Monate) gebären die Weibchen in den Wintermonaten Mai, Juni und Juli ein oder zwei Nachkommen.

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Zwei wilde Diademsifakas, die sich unter dem Blätterdach eines Regenwaldbaumes ausruhen. Mantadia National Park, Madagaskar.

Die Kleinen werden von der Mutter getragen und können bis zum Alter von 2 Jahren gesäugt werden, owohl zu diesem Zeitpunkt die Muttermilch kein wesentlicher Teil der Ernährung mehr ist. Junge Weibchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von etwa vier Jahren, Männchen sind mit fünf Jahren wesentlich später dran. Statistisch liegen die Geburtenraten bei 0,5 Nachkommen pro Weibchen und Jahr [1][6].

Die Kinder klammern sich zunächst an den Bauch der Mutter und wechseln dann im Alter von rund einem Jahr auf den Rücken. Ab einem Alter von zwei Monaten nimmt die Stillzeit ab und der langwierige Prozess der Entwöhnung beginnt. Bereits im Alter von sechs Monaten besteht die Nahrung der Kleinen aus weniger als der Hälfte aus Muttermilch. Im Alter von einem Jahr hören die Kleinen während der Tageszeit auf zu saugen. Nachts kann sich das Säugen jedoch bis zu einem Alter von zwei Jahren fortsetzen.

Verhalten

Wie alle Sifakas halten sich auch Diademsifakas in aufrechter Position im Geäst fest und sind ausgezeichnete Springer. Sie verbringen fast ihr gesamtes Leben auf den Bäumen, kommen aber von Zeit zu Zeit auf den Boden, um nach Nahrung zu suchen oder zu spielen. Diademsifakas (Propithecus diadema) sind tagaktive Primaten und leben in sozialen Gruppen von 2 bis 9 Individuen. Die Gruppen können aus mehreren Männchen und Weibchen bestehen, die sich miteinander paaren, sowie aus mehreren Jugendlichen und Kleinkindern. Der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe ist groß, besonders unter Weibchen.

Das Revier einer Gruppe umfasst etwa 20 bis 30 Hektar und wird durch Duftmarkierungen abgegrenzt. Männchen markieren öfter als Weibchen und bei der Annäherung an die territorialen Grenzen erhöht sich die Häufigkeit der Duftmarkierung aufs Zweifache [4].

Nach Erreichen der Geschlechtsreife bleiben die Weibchen entweder in ihrer Geburtsgruppe oder sie schließen sich anderen Gruppen an, besonders wenn dominante Weibchen den jungen Weibchen gegenüber aggressiv sind. Die Männchen scheinen bei Erreichen der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppe zu verlassen. Treten sie dann einer anderen Gruppe bei, kommt es oft zum Infantizid (Kindstötung), um sich schneller mit den Müttern paaren zu können. Allerdings sind die Weibchen nicht sofort nach dem Verlust ihrer Nachkommen wieder empfängnisbereit.


Systematik

Kommunikation

Wie bei allen Primaten ist die Kommunikation komplex und vielfältig. Vokalisationen dienen vor allem dem Zusammenhalt in der Gruppe. Zur Warnung vor unterschiedlichen Räubern kennen Diademsifakas (Propithecus diadema) zwei unterschiedliche Alarmrufe. Droht Gefahr aus der Luft, hören sich ihre Lautäußerungen an wie "honk-honk-honk". Nähert sich ein Raubtier auf dem Boden hören sich ihre Rufe an wie "tzisk-tzisk-tzisk" [4][5][1][2].

Neben der stimmlichen und chemischen Kommunikation (Duftmarken) gibt es noch die taktile Kommunikation in Form von gegenseitiger Pflege, Spiel und Aggression. Taktile Kommunikation ist wahrscheinlich von großer Bedeutung zwischen Müttern und ihren Kindern sowie zwischen Sexualpartnern. Höchstwahrscheinlich spielen visuelle Signale - wie bei anderen tagaktiven Primaten auch - ebenfalls eine große Rolle bei der Kommunikation. Dazu gehören beispielsweise Mimik und Körperhaltung [3].

Gefahren und Bedrohungen

Diademsifakas (Propithecus diadema) jeden Alters und beiderlei Geschlechts werden Opfer von Raubtieren. Zwar gibt es keine dokumentierten Fälle durch Reptilien oder Raubvögel, aber zu den verdächtigen Greifvögeln gehören die beiden auf Madagaskar endemischen Harrier-Falken (Polyboroides radiatus) und Henst-Habichte (Accipiter henstii). Der Hauptfeind ist allerdings die Fossa (Cryptoprocta ferox), ein aus dem Hinterhalt jagender Räuber, der alle Möglichkeiten nutzt, die ihm zur Verfügung stehen.

Die fortgesetzte Zerstörung des Regenwaldes im Osten Madagaskars durch Brandrodung und Holzeinschlag ist die größte Bedrohung für das Überleben dieser schönen Primaten. Aber auch die Jagd hat sehr ernste Auswirkungen auf die verbliebenden Populationen, denn sie findet auch innerhalb bestehender Schutzgebiete statt [8]. Darüber hinaus ist in Tsinjoarivo ? die illegal Rumproduktion zu einer Bedrohung für die dortigen Populationen geworden, da dies das Anlegen Zuckerrohrfeldern erfordert [7]. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft Diademsifakas (Propithecus diadema) als stark gefährdet ein.


Literatur

[1] Garbutt, 1999; [2] Mittermeier et al., 1994; [3] Nowak, 1999; [4] Wright, 1988; [5] Wright, 1992; [6] Wright, 1995; [7] Irwin und Ravelomanantsoa, 2004; [8] Mittermeier et al., 2008; [9] Rowe, 1996.

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