Fingertier



Das Fingertier (Daubentonia madagascariensis) ist der einzige, heute noch lebende Vertreter der Familie Daubentoniidae. Erst in historischer Zeit ist eine größere Art, das Riesenfingertier (Daubentonia robusta) ausgestorben.

Aussehen

Sein ungewöhnliches Äußeres war Anlass, diesen Primaten ursprünglich als Nagetier zu klassifizieren. Die einheimische Bevölkerung auf Madagaskar sah in ihm lange Zeit einen Unglücksbringer und töteten das Tier, wann immer sie es zu Gesicht bekamen. Bei Freilanduntersuchungen konnte festgestellt werden, dass der lange Zeit für nahezu ausgestorben gehaltene Primat doch weiter verbreitet ist, als angenommen.

Steckbrief

Intensive Schutzmaßnahmen auf Madagaskar scheinen das Fingertier (Daubentonia madagascariensis) nun vor dem Aussterben bewahrt zu haben. Für das ästhetische Empfinden mancher Menschen ist das Fingertier besonders häßlich, aber genau das kennzeichnet sein unverwechselbares Äußeres.

Verbreitung

Sein langes, struppiges Fell besteht aus Haaren, die in weißen Spitzen auslaufen. Das Gesicht und die Bauchseite sind cremeweiß oder von hellem Grau. Die Augen des Fingetiers sichd von dunklen Ringen umgeben und seine großen Ohren fühlen sich lederartig an. Der Schwanz ist lang und sehr buschig. Seine sehr langen Finger sind an den Enden mit gebogenen Nägeln besetzt. Die Beine des Fingertiers sind etwas länger als die Arme - beide ermöglichen es ihm sich behende auf allen vieren durch das Geäst zu bewegen, wobei sie in der Lage sind, große Sprünge zu vollbringen. Die langen Mittelfinger des Aye-ayes (Fingertiere) sind eins der auffallendsten Merkmale dieser Primaten.

Aye-aye (Daubentonia madagascariensis), aufgenommen im November 2008 im Nationalpark Antananarivo.

Das Fingertier (Daubentonia madagascariensis) ist ein Baumbewohner, der sich für die Nacht hoch oben in den Wipfeln aus Zweigen und Blättern Nester baut, die oft untereinander ausgetauscht werden. So wird ein einziges Nest an aufeinanderfolgenden Tagen von mehreren Aye-ayes benutzt. Um größere Vegetationslücken zu überwinden steigt das Fingertier von den Bäumen herab.

Fortpflanzung

Das Aye-aye oder Fingertier (Daubentonia madagascariensis) wird im Alter von 2 bis 3 Jahren geschlechtsreif. Es kennt keine feste Paarungszeit. Die Weibchen sind nur alle zwei bis drei Jahre empfängnis bereit - dies jedoch unabhängig von der Jahreszeit, was bei Lemuren ungewöhnlich ist. Sie kündigen ihre Brunft mit lauten Rufen an und paaren sich mit mehreren Mannchen, die von diesen Rufen angelockt wurden. Nach einer Tragzeit von 170 Tagen kommt ein einzelnes Junges zur Welt, das während der ersten beiden Monatem im Nest verbringt. Der Nachwuchs der Fingertiere wird ca. 7 Monate gesäugt, bevor er selbstständig wird.

Ernährungsweise

Die langen Finger sind eines der hervorstechendsten Merkmale des Fingertiers (Daubentonia madagascariensis), wobei die langen Mittelfinger besonders auffallen. Zusammen mit den ständig nachwachsenden Schneidezähnen werden sie bei der Nahrungssuche eingesetzt, die hauptsächlich aus Insektenlarven und Nüssen besteht. Auch Mangos aus und andere Früchte aus Plantagen werden sehr gerne verzehrt. Um an die Insektenlarven zu kommen, meißelt das Fingertier mit seinen Zähnen löcher in totes Holz - somit nutzt es auf Madagaskar eine ökologische Nische, die andernorts von Vögeln, insbesondere Spechten, ausgefüllt werden. Sobald es dunkel ist, gehen Fingertiere (Daubentonia madagascariensis) auf Nahrungssuche, bei der sie in jeder Nacht mehrere Kilometer zurücklegen. An ergiebigen Futterbäumen kann es vorkommen, dass mehrere Tiere zusammentreffen, ansonsten leben, fressen und schlafen Fingertiere allein. Weibchen beanspruchen bis zu 30 ha große Reviere, die sie durch Urin, Duftmarken und laute Rufe abgrenzen. Die Reviere der Männchen sind bis zu viermal größer.

Evolution

Eine größere verwandte Art des Fingertiers, Daubentonia robusta, starb vor wenigen Jahrhunderten aus. Heute sind Fingertiere vor allem durch den Verlust ihrer Lebensräume sowie durch Bejagung abergläubischer Einheimischer oder Landwirten bedroht. Letztere wollen ihre Plantagen schützen, in denen Fingertiere zwecks Nahrungssuche des öfteren anzutreffen sind.

Systematik


Literatur

Macdonald, D. (2001) The New Encyclopedia of Mammals: 1;. Oxford University Press, London.

Die News der letzten 7 Tage