Die Tana-Mangabe (Cercocebus galeritus) oder Haubenmangabe ist ein mittelgroßer Primat aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarhini). Sie wird zu den Meerkatzenartigen (Cercopithecinae) gezählt und bewohnt Galeriewälder auf 60 km Länge entlang des Tana Rivers in Kenia. Die Population ist zersplittert und wegen fortgesetzter Lebensraumvernichtung stark gefährdet. Wenn nichts passiert, könnte die Art innerhalb der nächsten 50 - 100 Jahre ausgestorben sein [2].


Aussehen

Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) haben ein gelblich-braunes Fell und einen Mittelscheitel auf dem Kopf mit sehr langen, dunkleren Haaren, die beidseitig herabhängen [3]. Die Bauchseite ist weiß, Hände, Füße und Schwanz sind grau. Tana-Mangaben sind sexuell dimorph, was bedeutet, dass die Männchen um einiges größer und schwerer sind als die Weibchen. Letztere erreichen eine Körperlänge (einschließlich Kopf) zwischen 44,0 und 52,5 cm, eine Schwanzlänge von durchschnittlich 57,0 cm und werden bis zu 5,4 kg schwer. Männchen sind mit 10,2 kg fast doppelt so schwer. Sie erreichen eine Körperlänge von 50,0 bis 62,5 cm, hinzu kommt der Schwanz mit etwa 70 cm [1].

Wie alle Mitglieder der Gattung Cercocebus haben auch Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) weiße Augenlider, die mit der dunklen Farbe des Gesichts in Kontrast stehen, ein Merkmal, von dem man annimmt, dass es der visuellen Kommunikation durch Gesichtsmimik dient. Die Backenzähne der Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) sind lang und die Schneidezähne sind sehr groß, so dass sich auch von harter Nahrung leben können [3].


Ernährung

Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) ernähren sich in erster Linie von Früchten und Samen, fressen aber auch Blätter, Blüten, kleine Wirbeltiere, Wirbellose und Vogeleier. Sie nutzen 61 Pflanzenarten, jedoch machen die Früchte der Senegalesischen Dattelpalme (Phoenix reclinata) 62% der gesamten Nahrung aus. Diese Ernährungsgewohnheit macht Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) zu direkten Nahrungskonkurrenten des Menschen, der die selben Früchte nutzt (Rowe, 1996). Die Reviere umfassen je nach Nahrungsangebot 17 - 100 ha, innerhalb derer Grenzen sie bei der täglichen Nahrungssuche 615 - 1.480 m zurücklegen [1].


Gruppenleben, Fortpflanzung

Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) leben in Gruppen von 17 - 36 Individuen, in denen die Weibchen in der Überzahl sind (doppelt so viele als Männchen). Ihre Jungen bringen sie nach einer Tragzeit von etwa 180 Tagen zur Welt, wobei junge Weibchen im Alter von 78 Monaten das erste Mal gebären. Bei Erreichen der Geschlechtsreife verlassen die männlichen Nachkommen ihre Geburtsgruppe und schließen sich anderen an, die Weibchen verbleiben in ihrer Geburtsgruppe [1].

Interaktionen innerhalb der Gruppe sind umso aggressiver, je unregelmäßiger die Nahrung verteilt ist. Die viel stärkeren Männchen der Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) halten die geschlechtsreifen Weibchen auf Distanz zu anderen Gruppen. Kommt es zwischen verfeindeten Gruppen zum Kampf, so beteiligen sich alle Mitglieder daran. Sie stellen sich einander zugewandt in einer Linie auf und stürzen mit gesenktem Kopf, gesenkten Lidern und mit gebogenem Schwanz aufeinander los. Physischer Kontakt wird jedoch nur selten beobachtet. Gruppen interagieren nur selten, wenn Nahrungsressourcen knapp sind. Wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, wurden verschiedene Gruppen dabei beobachtet, wie sie für Stunden zusammenhockten und gegenseitige Fellpflege betrieben [1].


Bedrohungen

Die größten Bedrohungen für Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) geht von der Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen aus. Ebenso bedrohlich ist das Abbrennen von Grasland, was die Regenerierung des Waldes verhindert und die Abweidung des Unterholzes durch Viehherden. Wenn sich die Affen über landwirtschaftliches Nutzland hermachen, dürfen sie legal geschossen werden, ansonsten gibt es keine Hinweise auf die Jagd wegen ihres Fleisches [4].

Die Weltnaturschutzunion stuft die Art als stark gefährdet (Endangerd) ein, nicht zuletzt weil es nur noch schätzungsweise 1.200 Tana-Mangaben (Cercocebus galeritus) gibt[4].


Systematik


Literatur

[1] Rowe, 1996; [2] Kinnaird und O'Brien, 1991; [3] MacDonald, 2003; [4] Butynski, T.M., Struhsaker, T., Kingdon, J. & De Jong, Y. 2008. Cercocebus galeritus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 22 April 2010.

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