Die Große Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus nictitans) ist ein tagaktiver Primat aus der Gruppe der Meerkatzenverwandten (Cercopithecinae).

Obwohl der taxonomische Status der Großen Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus nictitans) noch unklar ist, gibt es derzeit zwei anerkannte Unterarten, die in verschiedenen Regionen leben. Die am weitesten verbreitete Unterart ist Cercopithecus n. nictitans aus dem südlichen Teil von Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik, sowie aus dem Norden der Demokratischen Republik Kongo, dem Kongo, Äquatorialguinea und Gabun. Im Gegensatz dazu lebt die Unterart Cercopithecus n. martini nördlich des Sanaga Flusses in Kamerun und im westlichen und südlichen Nigeria. Isolierte Populationen kommen in Liberia, Elfenbeinküste und auf der Insel Bioko vor [6].


Lebensraum

Die Große Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus nictitans) ist vor allem im Flachland und in montanem, primären, tropischen Regenwald zu finden, lebt aber auch in Galeriewäldern und sekunkären Wäldern [6].


Aussehen

Große Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) sind die größten unter den waldbewohnenden, afrikanischen Meerkatzen. Ihr extrem langer Schwanz (bis zu 1 m) hilft bei der Balance, da sie die oberen Stockwerke des Regenwaldes als Lebensraum bevorzugen. Jedoch sind sie sehr anpassungsfähig, was die Wahl des Lebensraums betrifft, so kann man sie in mittleren und unteren Ebenen des Sumpfwaldes genauso beobachten, wie in den hohen Baumwipfeln des Regenwaldes.

Ihre unverwechselbare weiße Nase und die helle Brust stehen in krassem Kontrast zu ihren schwarzen oder dunklen, graugrünen Köpfen, Körpern und Schwänzen. Große Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) erreichen eine Körperlänge einschließlich Kopf von 43,2 bis 66,0 cm. Sie sind sexuell dimorph, so erreichen die Männchen ein Gewicht von rund 6,4 kg, die leichteren Weibchen nur etwa 4,1 kg [7].


Taxonomie

Traditionell erkennen die Wissenschaftler drei Unterarten der Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus nictitans) an, nämlich Cercopithecus n. nictitans, Cercopithecus n. martini und Cercopithecus n. stampflii. Eine neue Unterart, Cercopithecus n. ludio wird nun für die Arten im nigerianischen Bundesstaat Cross River vorgeschlagen, Teil eines Gebietes, die als Kamerun-Fauna bekannt ist. Zusätzlich zu ihren markanten weißen Markierungen haben sie eine rostrote Färbung im Bereich unterhalb des Schwanzes, der anderen Unterarten fehlt.


Ernährung

Große Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) ernähren sich hauptsächlich von Früchten (bis zu 90%), gefolgt von Blättern und tierischer Beute. Wenn Früchte knapp sind, fressen sie mehr Blätter. Zu ihrer Beute gehören Raupen und Ameisen und es gibt Berichte, wonach sie Hühner aus den Ställen der Menschen stahlen [1] [3][7].


Gruppenleben, Kommunikation

Große Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) sind laute und gesellige Baumbewohner, die in der Regel in großen Gruppen zwischen 12 und 30 Tieren leben und die aus einem einzigen erwachsenen Männchen und mehreren Weibchen und deren Nachwuchs bestehen [1] [2]. Während der Nahrungssuche sieht man sie häufig in größeren Verbänden mit verwandten Meerkatzenarten, so bilden sie etwa mit der Kronenmeerkatze (Cercopithecus pogonias) große, gemischte Artengruppen. Das hilft, sich gegen Räuber zu schützen, ermöglicht aber auch den Austausch von Informationen über die besten Futterstandorte [3].

Männliche Große Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) produzieren eine Reihe von Lautäußerungen einschließlich tiefe, dröhnende Rufe, um den eigenen Status und die Präsenz zu kommunizieren, sowie Alarmrufe, die sich wie "pyow" und "hack" anhören. Die Reihenfolge dieser beiden Alarmrufe informiert andere Artgenossen, von welcher Art das Raubtier ist, etwa ob es sich um einen Raubvogel oder eine Raubkatze handelt. So sind Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) in der Lage die geeignete Fluchtrichtung einzuschlagen [2].


Fortpflanzung

Das Fortpflanzungssystem der Großen Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus nictitans) ist meist polygyn geprägt, da nur das dominante Männchen einer Gruppe ausschließlichen Zugang zu allen Weibchen hat [2] [5]. Paarungen treten wahrscheinlich das ganze Jahr über auf [5]. Das Weibchen bringt nach einer Tragzeit von etwa 5 oder 6 Monaten ein einzelnes Junges zur Welt [4][5]. Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit etwa 4 Jahren, sind aber bei ihrer ersten Geburt ca. 5 Jahre alt, danach werden sie etwa alle 2 Jahre schwanger. Männchen erreichen die Geschlechtsreife etwa im Alter von 5 bis 6 Jahren [7].


Gefahren

Die größten Bedrohungen, mit denen Große Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus nictitans) konfrontiert sind, ist der Verlust von Lebensraum durch Abholzung und Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen, sowie die Jagd wegen ihres Fleisches. Diese Bedrohungen gelten vor allem für den westlichen Teil ihres Verbreitungsgebietes, wo die Unterart Cercopithecus n. martini heimisch ist. Insbesondere auf Bioko Island ist der Jagddruck sehr hoch und so hat die Population dort zwischen 1986 und 2006 einen dramatischen Rückgang erlebt, bei dem 50 Prozent der Population verloren gingen. Als Ergebnis ist diese Unterart stärker gefährdet als Cercopithecus n. nictitans, und wird daher von der Weltnaturschutzunion IUCN auch als gefährdet (Vulnerable) geführt [6].

Eine weitere Sorge um die Große Weißnasenmeerkatze ist in der Unsicherheit über den taxonomischen Status begründet. Zurzeit gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Erscheinungsformen der Großen Weißnasenmeerkatze, die man in der Unterart Cercopithecus n. martini gruppiert. Sollten diese Gruppen als eigene Unterarten anerkannt werden, so würden viele am Rande des Aussterbens stehen [6].


Systematik


Literatur

[1] Alden et al., 1996; [2] Arnold und Zuberbühler, 2006; [3] Boinski und Garber, 2000; [4] Macdonald, 2001; [5] Nowak, 1999; [6] Oates, J.F. & Groves, C.P. 2008. Cercopithecus nictitans. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 15 June 2010; [7] Rowe, 1996

Die News der letzten 7 Tage

31.05.2023
Klimawandel | Meeresbiologie
Meeresspiegel, Monsun und die Entwicklung von Koralleninseln
Koralleninseln drohen angesichts des steigenden Meeresspiegels langsam zu versinken.
31.05.2023
Anthropologie | Bioinformatik | Neurobiologie
Intelligente Gehirne nehmen sich mehr Zeit für schwierige Aufgaben
Haben intelligente Menschen ein "schnelleres" Gehirn?
31.05.2023
Biodiversität | Klimawandel | Ökologie
Entwicklung der Artenvielfalt auf brachliegenden Flächen
In den vergangenen 50 Jahren sind immer mehr Menschen vom Land in die Stadt gezogen - Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in oder nahe einer Stadt.
31.05.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Mikrobiologie
Mikroben unter Strom
Bei der mikrobiellen Elektrosynthese nutzen Mikroorganismen CO2 und Elektrizität, um zum Beispiel Alkohol zu produzieren.
30.05.2023
Mikrobiologie | Neobiota
Frosch mit Fracht: Invasive Arten kommen nicht allein
Senckenberg-Forschende haben neues invasionsbiologisches Konzept, die „nested invasions“ (verschachtelte Invasionen) vorgestellt.
27.05.2023
Klimawandel | Ökologie
Küsten als Klimaschützer
Die Küstenökosysteme in acht von zehn Weltregionen sind eine Netto-Treibhausgas-Senke.
26.05.2023
Biochemie | Klimawandel | Mikrobiologie
Mikroorganismen sind entscheidend für die Speicherung von Kohlenstoff in Böden
Laut einer neuen Studie spielen Mikroorganismen eine entscheidende Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung in Böden.
26.05.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Mikrobiologie | Mykologie
Raps und der Feind im Boden
Nutzpflanzen haben einen hohen Nährwert, das macht sie für uns Menschen essenziell – und auch attraktiv für schädliche Mikroorganismen.
25.05.2023
Meeresbiologie | Mikrobiologie | Ökologie
Unterwasserschall stört Meeresorganismen bei der Nahrungsaufnahme
Viele Meeresbewohner wie etwa Fische, Meeressäuger oder auch Krebstiere produzieren und nutzen Schall für ihre Navigation, Fortpflanzung oder Beutejagd.
18.05.2023
Biodiversität | Taxonomie
Neue Erkenntnis: Die Vielfalt des Lebens wurd durch Dark Taxa bestimmt
20 Insektenfamilien weltweit sind für 50 Prozent der Artenvielfalt der Fluginsekten verantwortlich – egal ob auf heimischen Wiesen oder in tropischen Wäldern.
17.05.2023
Biochemie | Genetik
Versteckspiel im Centromer
Centromere sind DNA-Abschnitte, die häufig im Zentrum der Chromosomen zu finden sind und die verschiedenen Arten weisen eine enorme Vielfalt auf.