Weißkopf-Büschelaffe



Der Weißkopf-Büschelaffe (Callithrix geoffroyi) oder Weißgesichtseidenaffe ist ein kleiner, tagaktiver Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini).

Lebensraum

Er lebt in Restbeständen der südostbrasilianischen Wälder zwischen den Flußläufen des Rio Jequintinhonha und des Rio Doce. Die Affen südlich des Rio Jequitinhonha stammen von Tieren ab, die 1975 in der Nähe der Mündung ausgewildert wurden. Diese Population hat sich seitdem nach Osten ausgebreitet. Entlang des des Rio Piracicaba in der Serra da Piedade wurde eine Hybrid-Population zwischen Schwarzpinselaffen (Callithrix penicillata) und Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) entdeckt [8][5].

Verbreitung

Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) bewohnen sekundäre Tieflandwälder und tiefer gelegene Bergwalder in Höhenlagen zwischen 500 und 700 m, manchmal bis zu 800 m. Sie leben an Waldrändern, in immergrünen oder sommergrünen Laubwäldern und trockenen Waldinseln [4][5].

Aussehen

Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) sind sehr kleine Primaten, die nur etwa 20 cm vom Kopf bis zum Schwanzansatz messen. Der Schwanz selbst ist mit ca. 29 cm fast um ein Drittel länger als der Rest des Affen. Bei dieser geringen Körpergröße bringen es die Weibchen dieser quirligen Primaten auf gerade mal 190 g Körpergewicht, die Männchen sind mit 230 is 350 g deutlich schwerer. Das Körperfell der Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) ist überwiegend dunkel oder schwärzlich braun. Der Schwanz ist mit grauen und schwarzen Bändern geringelt. Bei Erwachsenen Tieren sind Stirn, Wangen, Schläfen und Hals von weißer Farbe, zudem wächst ein schwarzes Haarbüschel vor ihren Ohren. Neugeborene Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) unterscheiden sich von den Erwachsenen, indem ihnen diese Ohrbüschel und die weißen Stellen auf dem Gesicht fehlen. Diese Merkmale beginnen sich aber bereits nach 2 Wochen herauszubilden und im Alter von etwa 5 Monaten haben sie die gleichen Fellmerkmale wie ihre Eltern [4][6].

Steckbrief

Nahrung

Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) sind Allesfresser, die sich vor allem von Früchten, Insekten, Pflanzen und Baumsäften ernähren. Gelegentlich erweitern sie ihren Speiseplan um Blüten, Nektar, Frösche, Schnecken, Eidechsen und Spinnen. Diese kleinen Primaten sind in der Lage mit ihren Zähnen Baumstämme anzubohren, um an die Exsudate zu gelangen [2][4][5]. Es gibt Berichte, wonach Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) Schwärmen von Wanderameisen folgen, um die Insekten zu fangen, die von ihnen aufgescheucht werden [4].

Weißkopf-Büschelaffe (Callithrix geoffroyi)
Weißkopf-Büschelaffe (Callithrix geoffroyi) im Zoo Rostock.

Fortpflanzung

Das dominante Männchen und das dominante Weibchen einer jeden Gruppe gehen eine monogame Paarbindung ein, und nur diese beiden Affen pflanzen sich fort. Man spekuliert, dass das Verhalten sowie die Produktion bestimmter Pheromone des dominanten Weibchens den Sexualzyklus anderer Weibchen unterbindet. Als Ergebnis können sich die untergeordneten Weibchen in einer Gruppe von Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) nicht fortpflanzen. Diese extreme Dominanzhierarchie ist bei Männchen weniger ausgeprägt. Normalerweise paart sich nur ein einziges Männchen mit dem dominanten Weibchen, jedoch ist auch schon die unter Säugetieren seltene Polyandrie beobachtet worden [7].

Der Sexualzyklus der Weibchen dauert zwischen 14 und 21 Tage. Das Vorspiel beginnt bei Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) mit dem gegenseitigen Beschnuppern der Schnauzen und Genitalien, sowie mit Duftmarkierungen, mit Lecken, gegenseitigem Putzen und indem sich die Geschlechtspartner zusammenkauern. Diese Verhaltensweisen sind während des Höhepunkts des weiblichen Sexualzyklus am ausgeprägtesten, wurden aber auch schon nach der Kopulation beobachtet [7]. Nach einer Tragzeit von etwa 140 bis 148 Tagen kommen in der Regel Zwillinge zur Welt, manchmal aber auch nur ein einzelnes Neugeborenes oder Drillinge. Der Geburtsvorgang kann bis zu einer Stunde dauern, wobei das Männchen behilflich ist, indem es die Neugeborenen reinigt, bevor es sie an die Mutter abgibt. Andere Familienmitglieder können dazu beitragen, indem sie die Plazenta fressen.

Im Falle einer Zwillingsgeburt werden die Kleinen gleichzeitig gesäugt, und zwar so lange, bis sie im Alter von 5 oder 6 Monaten entwöhnt werden. In der ersten Woche werden die Babys ausschließlich vom Vater herumgetragen, danach erlaubt er aber allen Familienmitgliedern, sich ebenfalls um die kleinen zu kümmern, so erlernen ältere Geschwister bereits früh gewisse Fertigkeiten im Umgang mit Neugeborenen, die sie gut brauchen können, wenn sie einmal eigenen Nachwuchs haben. Die Mütter spielen bei den Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) tatsächlich die zweite Geige: sie stellen lediglich die Milch für die Säuglinge zur Verfügung und geben die Kleinen nach dem Säugen sofort wieder an den Vater ab [7].

Verhalten und Gruppenleben

Während der Regenzeit verbringen die Tiere 32,1% ihrer Zeit mit Ruhen, 21% widmen sie der Nahrungsaufnahme, 20% ihrer Zeit streifen sie umher, 14% ihrer Zeit benötigen sie, um nach Nahrung zu suchen, 13% benötigen sie, um mit ihren Zähnen Bäume anzubohren, um an deren Exsudate zu gelangen, und 3% ihrer Zeit widmen sie anderen Aktivitäten wie Spielen oder Fellpflege. Während der Trockenzeit verringern sie ihre Ruhezeit auf 17,8%, gleichzeitig steigt der Anteil der Zeit, den sie für die Nahrungssuche benötigen auf 20,6% [4].

Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) leben in Familiengruppen, die aus 8 - 10 Individuen bestehen. Die territorialen Primaten bewohnen Reviere, die zwischen 10 und 40 ha umfassen. Auf der Suche nach Nahrung tun sich die Affen gelegentlich mit Maskenspringaffen (Callicebus personatus) zusammen [5]. Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) warnen ihre Artgenossen durch Alarmrufe, wenn sie eine Bedrohung wahrnehmen. Allogrooming wird vermutlich auch praktiziert, um nach einer überstandenen Bedrohung wieder Ruhe in die Gruppe zu bringen [1][2].

Gefahren und Bedrohungen

Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) haben eine Lebenserwartung von etwa 10 Jahren[3]. Wie alle Mitglieder der Familie Callithrix (Krallenaffen) werden sie häufig Opfer von Raubtieren, wahrscheinlich sogar häufiger als alle anderen Primaten. Feldforschungen zeigen, dass die Wachsamkeit gegenüber Raubtieren einen hohen Stellenwert im Leben der Krallenaffen hat. Gruppen von Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) reagieren auf mögliche Raubtierbedrohungen mit erhöhter Wachsamkeit, so teilen sich die Gruppenmitglieder die Aufgabe der Umgebungsüberwachung, indem immer wieder ein anderes Individuum die besten Aussichtspunkte einnimmt und Ausschau nach Gefahren hält. Weißkopf-Büschelaffe (Callithrix geoffroyi) haben eine Vielzahl von Antworten auf Greifvögel, Schlangen, Katzen und andere Raubtiere, so reagieren wilde Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) auf Raubtiere mit Kombinationen aus Überwachung, Alarm-Rufen, Mobbing des Raubtiers, Flucht und Stillhalten [1]. Durch den Menschen sind diese kleinen Primaten hauptsächlich wegen des Haustierhandels bedroht [5].

Obwohl sehr anpassungsfähig, befinden sich die Populationen der Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) wegen der weitläufigen Zerstörung des Atlantischen Regenwaldes in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais und Espirito Santo auf einem Abwärtstrend. In Minas Gerais sind weniger als 6,8% der ursprünglichen Fläche der atlantischen Küstenwälder übrig, und so haben einige Primatologen bereits empfohlen, die Art als gefährdet einzustufen. Andere sind der Meinung, dass Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) trotz der Zerstückelung ihres Lebensraums in einigen Regionen sehr zahlreich sind und zogen den Schluß, dass die Art gegenwärtig nicht ernsthaft bedroht ist.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Art derzeit als nicht gefährdet (Least Concern) ein, nicht zuletzt wegen der Tatsache dass viele Populationen in Schutzgebieten existieren. Auch reiche das Tempo der Abwärtsentwicklung laut IUCN nicht aus, um die Art als bedroht zu klassifizieren [5].

Systematik


Literatur

[1] Caine, 1998; [2] Passamani, 1998; [3] Richardson, 2007; [4] Rowe, 1996; [5] Rylands, A.B. & Mendes, S.L. 2008. Callithrix geoffroyi. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 21 April 2010; [6] Stevenson et al., 1988; [7] Wakenshaw, 1999; [8] MacDonald, 2003

Die News der letzten 7 Tage