Maskenspringaffe



Der Maskenspringaffe (Callicebus personatus) ist ein tagaktiver, baumlebender Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Sein Lebensraum ist auf die atlantischen Küstenwälder Brasiliens beschränkt [5].

Sie leben nur in den südöstlichen brasilianischen Bundesstaaten Bahia, Espirito Santo, Minas Gerais, Rio de Janeiro und São Paulo [2].

Lebensraum

Die Populationen der Maskenspringaffen (Callicebus personatus) leben in weit verstreuten Wäldern in Höhenlagen von Meeresspiegelniveau bis in 1.000 m [5], wo man sie in primären und sekundären atlantischen Küstenwäldern antreffen kann. Einige Gruppen sind auch in Bananenhainen [6] gesichtet worden. Von allen Waldtypen bevorzugen sie sekundäre Wälder mit dichtem Unterwuchs [7].

Verbreitung

Taxonomie

Innerhalb der Gattung Callicebus zählt man den Maskenspringaffen (Callicebus personatus) zur personatus-Gruppe, deren Namengeber er ist. Zu dieser Gruppe gehören noch C. nigrifrons, C. melanochir, C. coimbrai und C. barbarabrownae.

Maskenspringaffen (Callicebus personatus) sind allopatrisch mit Sumpfspringaffen (Callicebus moloch) und Witwenaffen (Callicebus torquatus) [2].

Steckbrief

Aussehen

Maskenspringaffen (Callicebus personatus) haben eine schwarze Stirn und schwarze Koteletten. Ihr Körper ist mit dickem, weichem grauen Fell bedeckt, das manchmal bis zu orange gelblich reicht. Der kleine, runde Kopf ist etwas abgeflacht und hat ein hohes Gesicht [5]. Der nicht greiffähige Schwanz ist gut behaart und hat die gleiche Farbe wie der Körper, jedoch mit Schwarz gemischt. Hände und Füße sind schwarz [6].

Maskenspringaffe (Callicebus personatus)

Weibchen erreichen eine Körperlänge von 31 - 40 cm, Männchen sind mit 35 - 42 cm größer. Dieser sexuelle Dimorphismus spiegelt sich auch im Gewicht wieder: Weibchen wiegen zwischen 970 und 1.600g, Männchen sind mit 1050 - 1650 g schwerer. Der Schwanz erreicht Längen zwischen 42 und 56 cm [6].

Ernährung

Maskenspringaffen (Callicebus personatus) verbringen mindestens die Hälfte des Tages mit ausruhen, 2 bis 3 Stunden täglich verbringen sie mit fressen, und weniger als 20% des Tages streifen sie auf der Suche nach Nahrung umher [2]. Die Ernährung der Maskenspringaffen (Callicebus personatus) besteht hauptsächlich aus Früchten, aber auch aus Blättern, kleinen Wirbellosen, Vogeleiern und kleinen Wirbeltieren [5]. Maskenspringaffen (Callicebus personatus) fressen Früchte von 27 verschiedenen Pflanzenarten, aber der Großteil stammt nur von einer kleinen Anzahl von Arten, darunter Manilkara paraensis , ein Sapotengewächs (Sapotaceae) [2]. Maskenspringaffen (Callicebus personatus) tun sich bei der Nahrungssuche gelegentlich mit Weißkopf-Büschelaffen (Callithrix geoffroyi) zusammen [6]. Ein Maskenspringaffe (Callicebus personatus) in Gefangenschaft wurde dabei beobachtet, wie er Strohhalme verwendete um Schaben aus Felsspalten zu hebeln. Dieser Affe hat auch absichtlich seinen Schlafkasten zur Seite geschoben, weil er höchstwahrscheinlich Kakerlaken darunter vermutete [8][5]. Bei Maskenspringaffen wurde Geophagie beobachtet, das Fressen von Erdreich, wobei sie sich meistens an Ameisenhaufen halten, seltener fressen sie Erde direkt vom Waldboden oder von verrotteten Baumstämmen. Der Grund für dieses Verhalten liegt vermutlich darin, zusätzliche Nährstoffe aufzunehmen [4].

Fortpflanzung

Springaffen sind monogam und bleiben meist ihr ganzes Leben zusammen [6][1]. Maskenspringaffen (Callicebus personatus) leben in Familiengruppen von 2 bis 7 Affen, die in der Regel aus einem Elternpaar und deren Nachkommen bestehen [5]. Über das Fortpflanzungsverhalten von Maskenspringaffen (Callicebus personatus) ist wenig bekannt. Die Weibchen bringen in den Monaten von August bis Oktober ein einzelnes Junges zur Welt [6][7]. Von einer eng verwandten Art, dem Sumpfspringaffen (Callicebus moloch), weiß man, dass die Tragzeit 5 bis 6 Monate dauert und die Jungen im Alter von 12 bis 16 Wochen entwöhnt werden. Man nimmt an, dass es sich bei den Maskenspringaffen ähnlich verhält.

Die Jungen werden völlig hilflos geboren. Bei der Aufzucht herrscht Arbeitsteilung: Die Mutter säugt den Nachwuchs, der Vater trägt ihn herum [6]. Aber bereits nach der ersten Lebenswoche übernimmt der Vater den Großteil der Verantwortung und wird zum primären Bezugstier für den Säugling[7].

Verhalten

Sie schlafen zusammengekauert mit verschlungenen Schwänzen in großen Bäumen, wobei sich ihre Schlafplätze im Kronendach in Höhen von 25 bis 40 m befinden [2][6]. In ihrer gewohnten Schlafposition strecken sie ihren Körper und legen ihren Kopf mit der Seite in ihre gefalteten Hände [5]. Maskenspringaffen (Callicebus personatus) verlassen ihren Schlafbaum bei Sonnenaufgang und kehren am späten Nachmittag zurück [4]. Ausgewachsene Männchen sind in der Regel immer die letzten, die den Schlafbaum verlassen [2].

Normalerweise kommen Maskenspringaffen (Callicebus personatus) nicht auf den Waldboden herunter. Sie verbringen weniger als 1 % ihres Tages in Baumschichten unterhalb von 5 m [4]. Maskenspringaffen sind ausgesprochene Vierbeiner. Beim Gehen auf allen vier Gliedmaßen formen sie ihren Rücken zu einem Buckel und die Hinterbeine rotieren nach außen. Auch ihre charakteristische Ruhestellung erscheint gekrümmt, wobei Hände und Füße sehr nahe beieinander einen Ast umfassen und der Schwanz senkrecht nach unten hängt. Aus dieser Ruhelage heraus kann ein Affe kraftvoll springen, indem er seine Hinterbeine expandiert und die Arme nach vorne streckt, damit die Hände einen anderen Ast fassen können [5].

Die Gruppen der Maskenspringaffen (Callicebus personatus) bewohnen Reviere, die mit denen anderer Gruppen überlappen. Sie sind territorial und verteidigen ihr Gebiet aggressiv, indem sie laut werden und Affen anderer Gruppen hinterherjagen, sobald sie ihnen begegnen. Die Reviere umfassen 11 - 12 km², in denen Maskenspringaffen (Callicebus personatus) etwa 1 km täglich bei der Suche nach Nahrung zurücklegen.

Systematik

Gefahren

Unter den Fressfeinden von Maskenspringaffen (Callicebus personatus) befinden sich große Schlangen wie Grubenottern und Baumboas. Auch Katzen und Greifvögeln scheinen die kleinen Affen zu schmecken [4]. Die Lebenserwartung von Maskenspringaffen (Callicebus personatus) ist in der freien Wildbahn unbekannt. Doch ein Individuum einer eng verwandten Art (C. moloch) soll mindestens 25 Jahre alt geworden sein.

Maskenspringaffen (Callicebus personatus) haben ein relativ kleines Verbreitungsgebiet, das unglücklicherweise in einer der am dichtesten besiedelten Regionen Brasiliens liegt. Die lange Geschichte der europäischen Kolonisation hat hier dazu geführt, dass schätzungsweise nur noch 5 bis 10 % des des einst riesigen Waldgebietes übrig geblieben sind. Und die Zerstörung von Lebensraum geht weiter, vor allem durch die Umwandlung der Wälder in landwirtschaftliche Flächen und Viehweiden. Diese ökonomischen Aktivitäten werden zusammen mit der Verstädterung durch lokale Regierungen vorangetrieben. Die daraus resultierenden kleinen, isolierten Populationen der Maskenspringaffen (Callicebus personatus) sind enormen demographischen und genetischen Risiken ausgesetzt. Angesichts ihrer geringen Körpergröße ist der Jagddruck in den meisten Fällen wahrscheinlich vernachlässigbar. Auch werden die kleinen Primaten im Vergleich zu den größeren Kapuzineraffen (Cebus) und den viel kleineren Marmosetten (Callithrix) nur selten als Haustiere gehalten [10].

Maskenspringaffen (Callicebus personatus) werden von der Weltnaturschutzunion aufgrund des anhaltenden Rückgangs der Populationen um mehr als 30% in den letzten 24 Jahren (=3 Generationen) als gefährdet (Vulnerable) eingestuft [10].


Literatur

[1] Heiduck, 1997; [2] Kinzey und Becker, 1983; [4] Müller et al., 1997; [5] Nowak, 1999; [6] Rowe, 1996; [7] Primate Info Net, 2001; [8] Hill, 1960; [9] Walker, 1999; [10] Veiga, L.M., Ferrari, S.F., Kierulff, C.M., de Oliveira, M.M. & Mendes, S.L. 2008. Callicebus personatus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 14 April 2010.

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