Der Schwarzstirn-Springaffe (Callicebus nigrifrons) lebt in einem relativ großen Gebiet in Südostbrasilien. Sein Verbreitungsgebiet umfasst große Teile des Bundesstaates São Paulo, den Süden von Minas Gerais und den Osten des Bundesstaates Rio de Janeiro.


Taxonomie

Innerhalb der Gattung Callicebus zählt man den Schwarzstirn-Springaffen (Callicebus nigrifrons) zur personatus-Gruppe, zu der noch C. personatus, C. melanochir, C. coimbrai und C. barbarabrownae gehören.


Verbreitung

In der personatus-Gruppe ist der Schwarzstirn-Springaffe am weitesten verbreitet. Man findet ihn nördlich des Flusses Tietê, östlich der Flüsse Paraná and Parnaíba sowie beidseitig des oberen Rio São Francisco [2]. Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Mantiqueira und Espinhaço, wo es an das Gebiet von C. personatus stößt.

Die Populationsdichte in einem 50 ha großen Waldfragment belief sich auf schätzungsweise 80 bis 100 Individuen pro km² [3] - das ist sechsmal mehr als bei C. personatus, der ähnlich groß ist und den selben Lebensraum bewohnt.


Ökologie

Als Bewohner der Atlantischen Wälder Brasiliens kommt der Schwarzstirn-Springaffe sowohl in gewachsenen Regenwäldern als auch in gestörten Waldfragmenten vor. Die Ökologie der Art ist relativ unbekannt - die meisten Daten sind Rückschlüsse von Studien von anderen Mitgliedern in der Gattung Callicebus. So ernährt sich auch der Schwarzstirn-Springaffe von Früchten, lebt monogam in kleinen Familiengruppen (2 - 5 Individuen) und ist territorial. Die meiste Zeit des Tages widmen sich Schwarzstirn-Springaffen der Nahrungssuche (47%), gefolgt von Ruhezeiten mit 21% des Tages. [4].


Bedrohung

Der Schwarzstirn-Springaffe bewohnt eine der am weitesten entwickelten und bevölkerungsreichsten Regionen Brasiliens und leidet stark unter dem umfangreichen Verlust von Lebensräumen und der Fragmentierung der Wälder. Verstädterung, Ausbau der Landwirtschaft und Abholzung haben zu einer extremen Fragmentierung der Wälder geführt und obwohl der Schwarzstirn-Springaffe weit verbreitet ist, resultieren daraus kleine, isolierte Populationen. An vielen Orten ist der Schwarzstirn-Springaffe bereits ausgerottet, auch dort, wo es noch einige Waldinseln gibt.


Systematik


Literatur

Veiga, L.M., Kierulff, C.M., de Oliveira, M.M. & Mendes, S.L. 2008. Callicebus nigrifrons. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 02 October 2011.; [2] Van Roosmalen, M. G. M.et al. 2002; [3] Franco, E. S. 2006; [4] Soares, G. C. N. 2006.

Die News der letzten 7 Tage

18.09.2023
Mikrobiologie
Stinkender Schleim: Wohlfühlort für Würmer und Mikroben
Kieler Forschungsteam untersucht am Beispiel von Fadenwürmern in einem naturnahen Kompost-Experiment, welchen Beitrag Wirtslebewesen und Mikroorganismen zur gemeinsamen Anpassung an einen neuen Lebensraum leisten.
18.09.2023
Anthropologie | Evolution | Neurobiologie
Evolution der sprach-relevanten Hirnstrukturen aufgedeckt
Sprache ist ein Aspekt, der uns zu Menschen macht.
18.09.2023
Mikrobiologie | Taxonomie
Darmmikrobe produziert stinkendes Giftgas, schützt aber vor Krankheitserregern
Taurin abbauende Bakterien beeinflussen das Darmmikrobiom, so ein internationales Team von Wissenschafter*innen unter der Leitung des Mikrobiologen Alexander Loy von der Universität Wien.
17.09.2023
Insektenkunde | Ökologie
Dieselabgase schädigen Insekten: erstmals Auswirkungen auf Hummeln erforscht
Der Rückgang der Insekten bedroht weltweit viele Ökosysteme - Während die Auswirkungen von Pestiziden gut erforscht sind, fehlte es bisher an Erkenntnissen über die Folgen anderer anthropogener Schadstoffe.
17.09.2023
Mikrobiologie | Toxikologie
Wie man Giftschlangen auf den Zahn fühlt
Nicht nur in den Tropen führen Schlangenbisse zu gefährlichen Vergiftungen – auch Bisse europäischer Giftschlangen können ernste körperliche Beschwerden hervorrufen.
16.09.2023
Evolution | Paläontologie
Langzeitseen als Motor für die Evolution von Süßwasserschnecken
In Millionen Jahre existierenden Langzeitseen entwickelten Süßwasserschnecken im Laufe der Erdgeschichte eine besonders große Vielfalt an Arten.
13.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Neue Bienenart aus dem Osten in Regensburg aufgetaucht
Neben der allseits bekannten Honigbiene sind aus Deutschland nach neuestem Stand 604 Wildbienenarten bekannt.
12.09.2023
Biochemie | Entwicklungsbiologie | Physiologie
Neues zur Bildung von Wurzelhaaren
Wurzelhaare sind ein wichtiger Bestandteil der Wurzeloberfläche, über die Pflanzen Nährstoffe aufnehmen: Bekannt ist, dass es bei einem leichten Stickstoffmangel zu einer Verlängerung der Haupt- und Seitenwurzeln kommt.
11.09.2023
Fischkunde | Physiologie
Große Fische werden kleiner und kleine Fische immer zahlreicher
Organismen werden im Laufe der Zeit weltweit immer kleiner – das liegt zum einen am Austausch der Arten untereinander und zum anderen an Veränderungen innerhalb der Arten selbst.
08.09.2023
Klimawandel | Paläontologie
Als üppige Laubwälder die Arktis bedeckten
Forschungsteam der Universität Tübingen untersucht das Pflanzenwachstum im nördlichen Polargebiet vor rund 50 Millionen Jahren – Paläoklima mit Parallelen zur aktuellen globalen Erwärmung.
07.09.2023
Fischkunde | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Meeresbiologie
Fast zwei Drittel aller Korallenriffe werden überfischt
Ein internationales Team von Forschenden hat mit einem umfangreichen Datensatz aus über 2000 Korallenriff-Standorten ermittelt, wie es um die Fischbestände und Vielfalt der Fischarten in den Riffen der Weltmeere bestellt ist.
06.09.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Ökologie
Ackerbau-Studie zu Zwischenfrucht-Mischungen mit unerwartetem Ergebnis
Nach der Ernte im Herbst werden meist sogenannte Zwischenfrüchte angebaut, denn diese verhindern die Erosion und die Auswaschung von Nährstoffen.
06.09.2023
Neobiota | Ökologie
Invasive Arten: Globale Bedrohung für Natur, Wirtschaft, Ernährungssicherheit und menschliche Gesundheit
Neuer IPBES-Bericht liefert Belege, Instrumente und Optionen für den Umgang mit gebietsfremden Arten.
05.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Die meisten Arten sind selten - Aber nicht sehr selten
Über 100 Jahre Naturbeobachtungen haben ein potenziell universelles Muster der Artenhäufigkeit enthüllt: Die meisten Tier- und Pflanzenarten sind selten, aber nicht sehr selten, und nur wenige Arten sind sehr häufig.
05.09.2023
Biodiversität
Grünflächen in Deutschland könnten deutlich größeren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten
Auf privaten und öffentlichen Grünflächen in Deutschland könnten rund 40 Prozent der rückläufigen und gefährdeten heimischen Pflanzenarten gepflanzt werden und seien damit für Conservation Gardening geeignet.
04.09.2023
Insektenkunde | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft
Mischfruchtanbau bietet Insektenschutz ohne Ertragsverluste
Wie können wir den drastischen Rückgang der Artenvielfalt stoppen?
02.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Oasen sind Hotspots biologischer und kultureller Diversität
Ein Forschungsteam aus Frankfurt hat den Zusammenhang von kultureller und biologischer Vielfalt für ausgewählte Oasen der Sahara untersucht.