Weißbüschelaffe
Der Weißbüschelaffe (Callithrix jacchus) ist ein kleiner, tagaktiver Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini).
Lebensraum
Er ist im Nordosten Brasiliens westlich und südlich vom Rio Parnaíba verbreitet, wobei er früher möglicherweise auch in der Gegend vom Rio São Francisco lebte. Eingeführt wurde dieser Primat in Argentinien, so trifft man ihn gelegentlich auch in einigen Vororten der Millionenstadt Buenos Aires an [1].
Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) trifft man hauptsächlich an Waldrändern, aber auch tief im Innern dieser Wälder an. Sie leben in vielen Waldtypen, gelegentlich sieht man sie in landwirtschaftlichen Plantagen [2].
Aussehen
Das Fell des Weißbüschelaffen ist graubraun gefleckt, wobei die Krone schwarz ist. Auf der Stirn befindet sich eine weiße Blesse, die Ohrbüschel sind lang und ebenfalls weiß. Der Schwanz ist grauschwarz geringelt [1].
Bei Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) sind Männchen und Weibchen annähernd gleich groß, so erreichen sie eine Körperlänge (einschließlich Kopf) von 18 - 19 cm, hinzu kommt er Schwanz mit einer Länge von 27 bis 28 cm. Die erwachsenen Affen wiegen zwischen 236 - 256 g [3].
Nahrung
Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) ernähren sich häufiger als andere Marmosetten von Baumexsudaten, etwa 15% ihrer gesamten Ernährung besteht daraus. Darüber hinaus enthält ihr Speiseplan Insekten, Spinnentiere, Früchte, Blüten und Nektar. Kleine Eidechsen, Vogeleier, Küken und Baumfrösche scheinen ihnen ebenfalls gut zu schmecken [2][3]. Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) haben gelernt, die Vorteile menschlicher Pflanzungen und Plantagen zu nutzen, so können sie in größerer Zahl ernsthaften Schaden anrichten [5].
Fortpflanzung
Ursprünglich war man der Ansicht, dass Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) strikt monogame Paarbeziehungen bilden und ihre Nachkommen gemeinsam aufziehen, zumindest waren Züchtungsbemühungen in Zoos nur in solchen Paarbeziehungen erfolgreich. Heute weiß man, dass Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) und andere Arten der Marmosetten und Tamarine, eigentlich polyandrisch sind. In freier Wildbahn leben in den Gruppen oft zwei Männchen, die sich beide gleichzeitig mit dem Weibchen paaren und den Nachwuchs großziehen [5].
Der Sexualzyklus der Weibchen dauert zwischen 13 und 15 Tage. Paarungsbereite Weibchen zeigen dies, indem sie das Männchen anstarren und mit der Zunge schnalzen. Während der Paarung schaut das Weibchen mit geöffnetem Mund über ihre Schultern zurück auf das Männchen [3]. Nach einer Tragzeit von etwa 148 Tagen bringt das Weibchen meist Zwillinge zur Welt, die zusammen bei der Geburt bereits 40% des Körpergewicht der Mutter erreichen. Möglicherweise hat sich Polyandrie bei Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) und anderen Krallenaffen deshalb entwickelt, weil die Neugeboren bereits ein so schwer sind und es sehr viel Energie erfordert, die Kleinen großzuziehen.
Das herausragendste Merkmal ist die nicht-mütterliche Säuglingspflege, ein Verhalten, das man auch bei anderen Krallenaffen beobachtet. Männchen und ältere Geschwister übernehmen einen Großteil der Pflege und man weiß, dass diese Hilfe überlebenswichtig für den Säugling ist [5]. Der Nachwuchs entfernt sich bereit im Alter von 2 Wochen gelegentlich etwas vom Männchen, das sie in der Regel herumträgt. Die ersten sozialen Spiele finden im Alter von 4 Wochen statt. Sieben Wochen alte Zwillinge wurden dabei beobachtet, wie sie spielerisch gegeneinander kämpften [3].
Gruppenleben
Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) leben in der Regel in Gruppen von 3 - 15, manchmal bis zu 20 Individuen. Die Affen sind territorial und beanspruchen Reviere, die etwa 0,5 - 6,5 ha umfassen und innerhalb derer Grenzen sie bei der täglichen Nahrungssuche 500 - 1.000 m zurücklegen. In einem Revier müssen mindestens 50 Exsudat produzierende Bäume wachsen, um den Bedarf der Tiere an Baumsäften zu decken. Der Kernbereich eines Reviers hat die höchste Dichte an Exsudat produzierenden Bäumen, welche Hunderte von runden oder schlitzförmigen, 10 - 15 mm breite und 20 - 200 mm lange Öffnungen auweisen, die von diesen Krallenaffen ausgestochen wurden [3].
Kommunikation
Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) verfügen über einige Lautäußerungen zur Kommunikation, so geben sie zur Kontaktaufnahme Zwitscherlaute von sich. Ein "tsik" bedeutet Mobbing und Quietschen bedeutet Unterwerfung. Kleinkinder haben während des Spiels ganz eigene Laute [3].
Gefahren
Obwohl Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) weit verbreitet sind und an vielen Orten leben (und wo sie eingeführt wurden, sogar andere Arten der Gattung Callithrix verdrängt haben) sind die Populationen durch die Zerstörung von Lebensräumen rückläufig. Die Weltnaturschutzunion stuft die Art aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und der Tatsache, dass viele Populationen in Schutzgebieten leben, als nicht gefährdet (Least Concern) ein [4].