Primaten: Eine Reise durch Kontinente und Wälder



Nichtmenschliche Primaten, eine faszinierende Gruppe von Säugetieren, durchstreifen heute fünf der sieben Kontinente. Eine bemerkenswerte Ausnahme bilden die Antarktis und Australien, auf denen neben dem Menschen keine lebenden Primaten vorkommen.

Einführung

Diese Verteilung war in der Vergangenheit anders, und die Entwicklungsgeschichte der Primaten ist eng mit der der verschiedenen Kontinente verbunden. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die gegenwärtige geografische Verteilung, die evolutionären Ursprünge und die erstaunliche Vielfalt der Lebensräume, die von Primaten bewohnt werden.

Geografische Verteilung

Vergangenheit und Gegenwart

Primaten, einschließlich des Menschen, bewohnen heute Randgebiete Europas, insbesondere Gibraltar, und Mittelamerika sowie Süd-Mexiko in Nordamerika. Doch dies ist nur ein Bruchteil ihrer einst weitaus größeren Verbreitung auf diesen Kontinenten. In der Vergangenheit erstreckten sich Primaten viel weiter über Europa und Nordamerika. Gegenwärtig sind Afrika, Asien und Südamerika, einschließlich ihrer umliegenden Inseln, die Hauptgebiete, in denen die Mehrheit der Primaten beheimatet ist.

Es gibt jedoch abgehärtete Arten, die auch in gemäßigten Zonen, wie in Südafrika, Nepal und Japan, überleben. Dies ist allerdings die Ausnahme, denn die überwiegende Mehrheit der Primaten bevorzugt tropische Regionen. Hier übersteigen die durchschnittlichen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht bei weitem die jahreszeitlichen Schwankungen. Die Niederschlagsmengen, insbesondere die saisonalen Änderungen, haben einen erheblichen Einfluss auf die Vegetation und somit auf das Wohlergehen der Primaten.

Vielfalt der Lebensräume


Ökologische Nischen für Primaten

Die Anpassungsfähigkeit der Primaten an verschiedene Lebensräume ist erstaunlich. Ihr Ursprung als baumlebende Säugetiere zeigt sich in ihrem Verhalten, denn viele Primaten verbringen den Großteil ihres Lebens in den Bäumen. Tropische Regenwälder beherbergen die meisten Arten, und es wurde festgestellt, dass die Zahl der Primaten in tropischen Gebieten eng mit der Niederschlagsmenge und der Ausdehnung des Regenwalds zusammenhängt.

Einige Primatenarten, wie Paviane und Husarenaffen, leben teilweise auf dem Boden, während andere, wie Dscheladas und Menschen, komplett terrestrisch sind. Die Bandbreite der bewohnten Lebensräume ist beeindruckend und erstreckt sich über Regen-, Mangroven- und Bergwälder der tropischen Breiten Afrikas, Indiens, Südostasiens und Südamerikas. Von den Hengduan-Bergen bis zu den Virunga-Bergen und dem äthiopischen Hochland, sogar in Höhen von bis zu 5.000 Metern, haben Primaten verschiedene Meereshöhen erobert.

Die Wasserpräferenzen variieren, wobei die meisten Primaten wasserscheu sind, es aber einige gute Schwimmer gibt, die in Sümpfen und Feuchtgebieten leben. Diese Anpassungsfähigkeit erstreckt sich sogar auf von Menschen veränderte Umgebungen und Städte, wo Arten wie Rhesusaffen und Hanumanlanguren erfolgreich überleben können.

Menschliche Einflüsse und Primaten

Im Vergleich zu anderen Säugetieren wurden Primaten von Menschen nur begrenzt in andere Regionen eingeführt. Abgesehen von den Mantelpavianen auf der Arabischen Halbinsel und den Berberaffen in Gibraltar existieren jedoch kleine Populationen in nicht natürlichen Lebensräumen. Ein Beispiel ist die Grüne Meerkatze, die von afrikanischen Sklaven auf die Karibikinsel Saint Kitts gebracht wurde. Ebenso leben Rhesusaffen in Florida, einem Bundesstaat der USA, und zeigen erstaunliche Anpassungsfähigkeiten an veränderte Umgebungen.

Touristin fotografiert Affen
Die Makaken haben sich an die Touristen gewöhnt! Schließlich gibt's was zu Futtern

Primaten und ihre Nutzung der Lebensräume

Standorttreue und Anpassung

Primaten bewohnen komplexe Umgebungen mit sich ständig verändernden Bedingungen. Ihre Strategie, mit dieser Komplexität umzugehen, besteht darin, ihre Aktivitäten auf vertraute, begrenzte Bereiche des Waldes zu beschränken. Diese Standorttreue ist ein faszinierendes Merkmal, das sie von vielen Vögeln und anderen Säugetieren unterscheidet, die oft jahreszeitlich bedingt weite Strecken zurücklegen.

Die meisten Primaten verbringen ihre Tage, Jahre und oft ihr ganzes Leben in einem relativ kleinen Waldstück. Diese Standorttreue erfordert umfassende Kenntnisse über die Umgebung, einschließlich der Lage von Nahrungsquellen, saisonalen Zyklen, Wasserquellen und sicheren Schlafplätzen. Forscher haben darauf hingewiesen, dass diese Notwendigkeit der Kenntnis über die Umgebung ein treibender Faktor für die Evolution der geistigen Fähigkeiten der Primaten sein könnte.

Terminologie der Lebensraumnutzung

Forscher verwenden eine standardisierte Terminologie, um verschiedene Muster der Lebensraumnutzung von Primaten zu beschreiben. Der Tagesbereich bezieht sich auf den Bereich, den ein Individuum oder eine Gruppe an einem Tag oder in einer Nacht durchquert. Das Revier ist die Gesamtfläche, die eine Primatengruppe während eines Jahres nutzt, wenn man Bewegungsmuster über einen längeren Zeitraum beobachtet und auf eine Karte überträgt. Innerhalb des Reviers gibt es oft intensiv genutzte Kernbereiche, die von Primatengruppen bevorzugt werden. Diese können sich mit den Revieren benachbarter Gruppen überschneiden oder voneinander isoliert sein. Die Verteidigung gegenüber Artgenossen erfolgt aktiv durch Kampfhandlungen oder vokale Auseinandersetzungen und wird als Territorium bezeichnet.

Lebensräume der Primaten: die Tropen

Komplexität der Tropen

Affen vertreiben sich die Zeit
Makaken an einem thailändischen Strand

Tropische Wälder, von den meisten Primaten bevölkert, zählen zu den komplexesten Ökosystemen der Erde. Sie sind Heimat von Tausenden von Pflanzenarten, Hunderten von Wirbeltieren und zahllosen Insekten und anderen wirbellosen Tieren. Die Evolution der heutigen Primaten ist eng mit der Entwicklung anderer Tiere und Pflanzen in dieser komplexen Umwelt verbunden.

Pflanzen als aktive Akteure

Pflanzen in tropischen Wäldern sind keineswegs passive Elemente. Die natürliche Selektion hat sie mit aufwändigen Mechanismen ausgestattet, um Ressourcen wie Licht und Nährstoffe zu gewinnen. Dies schließt die Verteidigung ihrer Blätter gegen Pflanzenfresser, die Anziehung von Bestäubern und die effektive Verbreitung ihrer Samen ein. Früchte, von denen viele Primaten sich ernähren, entwickelten diese Merkmale wahrscheinlich, um als "Fortpflanzungshelfer" Primaten anzulocken, die die Samen weit über den Waldboden verteilen. Doch auch viele Pflanzen haben Mechanismen entwickelt, um ihre Blätter und unreifen Früchte zu schützen, sei es durch Stacheln, Undurchdringlichkeit oder Giftstoffe. Die Ernährungsgewohnheiten und Futtersuchstrategien der Primaten haben sich im Laufe der Evolution parallel zu diesen Merkmalen entwickelt.

Der Affe mit der Banane!
Stereotyp: Der Affe mit der Banane!

Tierische Interaktionen

Die Vielfalt der im Wald lebenden Tiere, sei es Vögel, Fledermäuse, Allesfresser oder Nagetiere, die dieselben Früchte anpeilen wie Primaten, führt zu einem intensiven Wettbewerb um Nahrung. Raubtiere wie große Katzen und Greifvögel stellen nicht nur eine Bedrohung dar, sondern beeinflussen auch die Ökologie und Verhaltensmuster der Primaten erheblich. Die Anwesenheit von Räubern wirkt sich auf Aktivitätsmuster, soziale Organisation, Wahl der Schlafplätze, Lautäußerungen und Fellfarbe aus.

Einblick in Jagdstrategien

Im Manu National Park in Peru machen frugivore Affen nur etwa ein Drittel aller frugivoren Wirbeltiere aus. Die anderen zwei Drittel, darunter viele Vögel, Fledermäuse, Allesfresser und Nagetiere, konkurrieren um dieselben Früchte. Die Anwesenheit von Räubern, wie großen Katzen und Greifvögeln, beeinflusst die Evolution der Primaten erheblich. Obwohl nur wenige Primatenarten ausschließlich auf die Jagd angewiesen sind, haben viele verschiedene Jagdstrategien entwickelt, um unterschiedliche Beutetiere zu jagen. Die Evolution der Primaten spiegelt die Wechselwirkungen mit der gesamten Vielfalt der Waldorganismen wider.

Lebensraum der Primaten: Vielfalt der Wälder

Primaten in unterschiedlichen Wäldern

Primaten bewohnen eine Vielzahl von Lebensräumen, von Wüsten bis zu tropischen Regenwäldern. Einige wenige, wie Schimpansen, Paviane und Senegal-Buschbabies, überstehen erfolgreich in trockeneren, spärlich bewaldeten Gebieten.

Arten von Wäldern

  • Primärwälder:
    Gekennzeichnet durch hohe Bäume und einen kontinuierlichen Kronenteppich, resultiert aus intensivem Wettbewerb um Licht zwischen den Baumarten. Der untere Bereich ist relativ offen, bestehend aus Baumstämmen und lianenartigen Gewächsen.
  • Sekundärwälder:
    Ähnlich den Bereichen um umgestürzte Bäume, weisen sie eine dichte Pflanzendecke und erhöhte Helligkeit auf. Die Bereiche der Baumkronen sind weniger kontinuierlich und reich an Blättern und Früchten aufgrund des erhöhten Lichteinfalls.
  • Afrikanische "Woodlands":
    Bestehen aus kurzen, weit voneinander entfernten Laubbäumen, die allmählich in die Savanne übergehen. Hier wachsen Gräser und niedrige Sträucher zwischen den Bäumen.
  • Galeriewälder:
    Konzentrieren sich an Ufern von Flüssen und Seen, sind oft kontrastreich zu den umliegenden Gebieten und beherbergen unterschiedliche Tierarten.

Weitere Kategorien

Es gibt auch Hochland- und Tieflandregenwälder, Sumpfwälder, Bergwälder, Mangrovenwälder und Bambuswälder. Jede dieser Waldarten beherbergt verschiedene Primaten, die sich an die jeweiligen Anforderungen anpassen müssen. Die Vielfalt der Verhaltensunterschiede bei Primaten spiegelt ihre Anpassung an die Vielfalt dieser Lebensräume wider.

Die Lebensräume der Primaten, insbesondere in den komplexen Tropen, bieten ein faszinierendes Bild der Anpassung und Wechselwirkung. Von der Evolution der Pflanzen, die Früchte entwickeln, um Primaten anzulocken, bis zur Jagdstrategie, die sich auf die Anwesenheit von Räubern einstellt, sind die Primaten in einem ständigen Wechselspiel mit ihrer Umwelt. Die verschiedenen Waldtypen, von Primär- bis Sekundärwäldern, von afrikanischen Woodlands bis zu Galeriewäldern, bieten eine breite Palette von Lebensräumen, die die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit dieser erstaunlichen Tiere reflektieren.

Die Welt der Primaten ist von einer erstaunlichen Vielfalt geografischer Verteilung und Lebensraumanpassung geprägt. Von den Höhen der Hengduan-Berge bis zu den Tiefen der tropischen Regenwälder Afrikas spiegelt die Lebensraumauswahl der Primaten ihre bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und ihre engen Verbindungen zu den komplexen Ökosystemen wider, die sie bewohnen. Diese faszinierenden Wesen bieten nicht nur Einblicke in die Evolution, sondern auch in die Notwendigkeit des Schutzes ihrer Lebensräume, um die Vielfalt unseres Planeten zu bewahren.

Literatur

Fleagle J. G. 1988. Primate Adaptation and Evolution. Academic Press, Inc. New York.

Mitani J. C., Rodman P. S. 1979. Territoriality: The relation of ranging pattern and home range size to defendability, with an analysis of territoriality among primate species. Behav. Ecol. Sociobiol. 5:241-251. DOI: 10.1007/BF00293673

Oates J. F. 1986. Food distribution and foraging behavior. In: B. B. Smuts, D. L. Cheney, R. M. Seyfarth, R. W. Wrangham, and T. T. Struhsaker (eds.) Primate Societies, pp. 11-24. Chicago: The Univeristy of Chicago Press.

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