Lemuren und Lori-Verwandte kommen nur in der Alten Welt vor. Die Lemuren leben hauptsächlich auf Madagaskar, wobei einige Arten auch auf den vorgelagerten Komoren leben). Buschbabys und Pottos sind reine Afrikaner und die Loris sind in Südindien, Südostasien, Malaysia und Indonesien heimisch. Lemuren- und Loriverwandte bewohnen in ihrem Verbreitungsgebiet hauptsächlich baumreiche tropische Regenwälder und verbringen die meiste Zeit ihres Lebens in den Baumkronen. Eine Ausnahme bildet der Katta (Lemur catta), den man auch recht häufig auf dem Boden antrifft. Die Fortbewegung der Tiere ist recht unterschiedlich, so bewegen sich viele kletternd und springend durch die Bäume, etwa Buschbabys und Lemuren, andere laufen auf vier Beinen auf dickeren Ästen, wie die Loris und Pottos.

Die Ernährung der Lemuren- und Loriverwandten ist recht unspezialisiert und kann neben Früchten, Blättern, Blüten Harz, Nektar und Pollen auch tierisches Eiweiß enthalten, das sie bei der Jagd auf Insekten und Wirbellose aufnehmen. Es gibt unter den Strepsirrhini aber auch einige Ernährungsspezialisten wie die Wieselmakis (Lepilemur), die sich vorwiegend von Blättern ernähren, die Halbmakis (Hapalemur), die Bambus bevorzugen und die auf Baumharze spezialisierten Westlichen Kielnagelgalagos (Euoticus elegantulus), Moholis (Galago moholi) und die Gabelstreifigen Katzenmakis (Phaner furciver).

Lemuren, Buschbabys, Loris und Pottos wurden nach einer veralteten Systematik, die sich hauptsächlich auf äußere Merkmale stützte, als Prosimiae („Vorläufer der Affen“) bezeichnet. Heute weiß man, dass Klassifizierungen aufgrund äußerlicher Ähnlichkeiten falsch sind. Ebenso veraltet ist die Bezeichnung „Halbaffen“. Neuere, objektivere Gruppierungen gehen auf die großen Fortschritte in der Erforschung der Strepsirrhini zurück, so beobachten die Forscher die Tiere vermehrt in der Nacht und der Einsatz neuer technischer Geräte und Methoden, wie etwa die Untersuchungen der Lautäußerungen oder der Genetik, erlauben genauere Identifizierungen.


Systematik


Heute fasst man die Tiere unter dem Namen Strepsirrhini (Feuchtnasenaffen) zusammen und stellt sie der Gruppe der Haplorhini (Trockennasenaffen) gegenüber, zu denen man die Koboldmakis sowie die Tier- und Menschenaffen zählt.

Aus evolutionärer Sicht sind jedoch die Koboldmakis (Tarsiidae) durch einige anatomische Merkmale und durch bestimmte Verhaltensmuster mit den Strepsirrhini verbunden. Wie diese haben die Weibchen der Koboldmakis einen Uterus bicornis, die weiblichen Haplorhini dagegen einen Uterus simplex. Im Gegensatz zu den Haplorhini ist das Verhalten der Strepsirrhini weniger komplex - so ähnelt die Gruppenbildung bei den Koboldmakis auch hier eher den Strepsirrhini. Eine weitere Gemeinsamkeit findet sich in der Art und Weise des Nahrungserwerbs, denn abgesehen von einigen tagaktiven Lemuren gehen die Strepsirrhini allein auf Nahrungssuche und bilden nur gelegentlich kleine Gruppen.

Erklären lassen sich die gemeinsamen Verhaltensmuster dadurch, dass die Koboldmakis sich von der Hauptlinie der Haplorhini abspalteten, bevor deren Vorfahren dieses derart komplexe Verhalten entwickelt haben, wie wir es heute bei den Echten Affen beobachten können.


Literatur

Macdonald, D. (2001) The New Encyclopedia of Mammals: 1;. Oxford University Press, London.

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