Mantelbrüllaffe



Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) sind im Süden Mexikos, in Honduras, in Kolumbien und West-Ecuador verbreitet. Aus dem Süden Guatemalas wurden einige Sichtungen gemeldet, die jedoch noch nicht bestätigt wurden [16][3].

Lebensraum

Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) bewohnen Tieflandwälder ebenso wie montane Regenwälder einschließlich Primärwald und regenerierten Wald. Ihre Lebensräume befinden sich in Lagen zwischen Meeresspiegelniveau und 2.500 m Höhe [16].

Verbreitung

Aussehen

Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) sind relativ große und untersetzte Primaten aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Ihr Fell ist allgemein schwarz, wobei die meisten Individuen einen langen, gelben oder braunen Sattel haben [16][9]. Mit dem langen Deckhaar auf den Flanken machen sie ihrem Namen "Mantel"-Brüllaffe alle Ehre [9]. Das Gesicht ist nackt, schwarz und bärtig, der Greifschwanz hat eine nackte Stelle auf der Unterseite in der Nähe der Basis.

Steckbrief

Männchen haben einen weißen Hodensack und erreichen ein Gewicht zwischen 6 und 7 kg. Sie haben in der Regel einen längeren Bart als weibliche Affen [16][9]. Erwachsene Weibchen wiegen in der Regel 4 bis 5 kg und Neugeborene, die eine silberne bis goldbraune Farbe haben, wiegen etwa 0,4 kg [9]. Die Schwänze der Erwachsenen werden zwischen 52 und 67 cm lang, die Körperlänge reicht von 38 bis 58 cm [16].

Ernährung

Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) ernähren sich hauptsächlich von Blättern. Die Nahrung, die sie fast ausschließlich auf Bäumen suchen [4], variiert je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit [8], so kann sie auch Früchte und Blüten enthalten. Blüten sind in der Regel während der Trockenzeit reichlich vorhanden und Früchte während der Regenzeit. Bei ihrer Ernährung konzentrieren sie sich auf junge Blätter, da diese im Verhältnis zu ihrem Fasergehalt einen höheren Proteingehalt und weniger Gerbstoffe enthalten [4][8].

Mit ihrer folivoren (Blätter fressenden) Ernährung besetzen Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) eine Nische, die von anderen Säugetieren relativ ungenutzt bleibt, und so sind sie in bestimmten Regionen oftmals die häufigsten baumlebenden Säugetiere. Andere Nahrungskonkurenten, wie z.B. die Blattschneiderameise Atta cephalotus in Los Tuxtlas, Mexiko, können jedoch erheblichen Druck auf die verfügbaren Blattressourcen ausüben. Ein Mantelbrüllaffe (Alouatta palliata) von durchschnittlicher Körpergröße benötigt während der Trockenzeit täglich etwa 15% seines Körpergewichts an frischen Nahrungsmitteln [14].

Im Allgemeinen verbringen Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) einen Großteil ihrer Zeit mit Fressen, da ihre Nahrung wenig gehaltvoll ist. Sie bewegen sich vierbeinig kletternd durch den Regenwald fort, wobei sie kleinere Vegetationslöcher durch Strecken des Körpers überbrücken [6]. Es gibt bezüglich der Fortbewegung Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wobei Männchen weniger klettern, dafür aber mehr springen. Außerdem bevorzugen sie die oberen Bereiche der Bäume, Weibchen halten sich weiter unten auf.

Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi) im Belize Zoo
Mantelbrüllaffe in Costa Rica

Fortpflanzung

Die Weibchen der Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) werden im Alter von etwa 36 Monaten geschlechtsreif, aber die erste Geburt haben sie in der Regel erst im Alter von 42 Monaten [7]. Der Sexualzyklus dauert durchschnittlich 16 Tage und ist von Hautveränderungen begleitet, insbesondere Schwellungen und Farbwechsel (von weiß bis hellrosa) im Genitalbereich. Fortpflanzungszeit ist das ganze Jahr über, ohne erkennbare saisonale Schwankungen. Die Weibchen paaren sich in der Regel mehrmals, bevor es zur eigentlichen Empfängnis kommt.

Nach einer Tragzeit von durchschnittlich 186 Tagen bringen die Weibchen der Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) ein einzelnes Junges zur Welt. Die Geburten finden etwa alle 22 - 23 Monate statt [7], doch dieser Zeitraum verkürzt sich, wenn der Nachwuchs in den ersten Monaten stirbt.

Junge Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) klammern sich in den ersten Lebenswochen an die Mutter. Im Alter von 3 Wochen beginnen sie, an Blättern zu lutschen, verlassen aber die Mutter nicht vor der 5. Lebenswoche [13]. In der 10. und 11. Woche beginnt der Nachwuchs versuchsweise Blätter zu fressen und verbringt bereits einen erheblichen Teil der Zeit unabhängig von der Mutter. Die höchste Geburtenrate haben Weibchen, die einen mittleren Rang bekleiden, da möglicherweise auf den Alpha-Weibchen ein zu großer Wettbewerbsdruck lastet, um erfolgreicher zu sein. Die niedrigste Säuglingssterblichkeit scheint es zu geben, wenn die Geburten in einer Gruppe von Weibchen annähernd gleichzeitig stattfinden [7].

Die Männchen der Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) erreichen die Geschlechtsreife mit 42 Monaten, jedoch verzögert sich bei ihnen die Fortpflanzung solange, bis sie einen gewissen sozialen Status erreicht haben, was erst im Alter von 6 bis 7 Jahren der Fall ist [7].

Gruppenleben

Erwachsene Männchen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von sieben Jahren, Weibchen leben in der Regel länger und werden elf bis zwölf Jahre alt [15]. Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) leben in linearen Hierarchien und demonstrieren komplexe Interaktionen innerhalb der sozialen Gruppe. Zum Beispiel spiegelt die soziale Fellpflege soziale Hierarchien wieder, indem dominante Affen untergeordnete Affen pflegen [11].

Die Gruppen der Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) bestehen aus 10 bis 20 Affen, mit etwa 1 bis 3 erwachsenen Männchen und 5 bis 10 erwachsenen Weibchen [16]. Weibchen bilden die stabilste soziale Einheit, da sie ihre Gruppen selten verlassen, wenn sie sich einmal innerhalb einer Gruppe etabliert haben [17]. Auf jedes Männchen kommen vier Weibchen, ein Verhältnis, das ein kritisches Minimum zu sein scheint [17]. Fällt dieses Verhältnis auf unter vier Weibchen, können ältere Männchen jüngeren Männchen gegenüber sehr aggressiv werden und sie verjagen, manchmal wandern sie aber auch selbst ab. Der Abstand zwischen benachbarten Gruppen scheint zumindest teilweise von der vokalen Kommunikation zwischen Männchen abzuhängen [19]. Die Rufe bestehen aus Bellen, Knurren und Heulen. Das charakteristische Heulen kommt vorwiegend in den Dämmerstunden vor, ist aber auch eine Reaktion auf jede Art von Störung [16].

Schutz

Einige Befunde sprechen dafür, dass die Populationen der Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) wieder erstarken. Ein Beispiel dafür ist die Population auf Barro Colorado Island, die infolge einer Gelbfieber-Epidemie [2] fast ganz verschwand, aber in den späten 1970er Jahren [14] wieder eine robuste Größe erlangte. Auch Erkenntnisse aus La Pacifica in Costa Rica weisen darauf hin, dass der sich regenerierende Wald immer bewohnbarer für Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) wird, so haben sie sich dort wieder ausgebreitet und es sind neue soziale Gruppen entstanden [10].

Mantelbrüllaffen (Alouatta palliata) sind weit verbreitet und die Populationen scheinen stabil zu sein. Daher stuft die Weltnaturschutzunion diese Brüllaffen als nicht gefährdet (Least Concern) ein [21].

Systematik


Literatur

[1] Baldwin, und Baldwin, 1978; [2] Collias und Southwick, 1952; [3] Cortes-Ortiz et al., 1996; [4] Estrada und Coates-Estrada, 1986; [5] Estrada et al., 1999; [6] Gebo, 1992; [7] Glander, 1980; [8] Glander, 1981; [9] Glander, 1983; [10] Glander, 1992; [11] Jones, 1979; [12] Jones, 1996; [13] Lyall, 1996; [14] Nagy, 1979; [15] Otis et al., 1981; [16] Reid, 1997; [17] Scott et al., 1978; [18] Stoner, 1996; [19] Whitehead, 1987; [20] Young, 1982; [21] Cuarón, A.D., Shedden, A., Rodríguez-Luna, E., de Grammont, P.C., Link, A., Palacions, E. & Morales, A. 2008. Alouatta palliata. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 03 April 2010; [22] Rowe, 1996