Brauner Wollaffe
Braune Wollaffen (Lagothrix lagotricha) sind in der Neotropis des nördlichen Südamerika in den Tälern des oberen Rio Magdalena in Kolumbien, in weiten Teilen der oberen Amazonas-Beckens von Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien westlich des Rio Negro und in den Ausläufern und östlichen Hängen der Anden verbreitet. Dort können sie in Höhen bis zu 3.000 m vorkommen [2][3][6].
Lebensraum
Wollaffen (Lagothrix lagotricha) sieht man so gut wie nie auf dem Waldboden. In der Regel halten sie sich in den Baumwipfeln in Höhen von etwa 7 - 12 m auf. Wollaffen (Lagothrix lagotricha) leben in Galeriewäldern entlang von Flüssen, Palmwäldern sowie in überschwemmten und nicht überschwemmten Primär- und Nebelwäldern. Sie bevorzugen alte, kontinuierliche, ungestörte, feuchte Wälder und sind kaum in sekundären Wäldern anzutreffen [4][7][8].
Aussehen
Wollaffen (Lagothrix lagotricha) sind große robuste Primaten, sie gehören zu den größten und schwersten Neuweltaffen (Platyrrhini). Männchen sind in der Regel schwerer als Weibchen und die Eckzähne der Männchen sind wesentlich größer als die der Weibchen. In Gefangenschaft können die Affen über 10 kg schwer werden, aber in der Regel wiegen sie von 3 bis 10 kg. Die Kopf- Rumpflänge liegt zwischen 55,8 und 68,6 cm, der Greifschwanz ist zwischen 60 bis 72 cm lang.
Das Fell ist dicht und kurz mit dicker Unterwolle. Ältere Affen haben längere, fransenartige Haare auf dem Rücken, den Armen und Beinen und an der Unterseite des Bauches. Die Fellfarbe variiert stark und kann dunkelbraun, braun, dunkelgrau, hellgrau, rot-braun, oder oliv sein. Bei einigen Wollaffen (Lagothrix lagotricha) sind Kopf und Gliedmaßen deutlich dunkler als der Rücken, bei anderen eher einheitlich. Normalerweise ist die Unterseite etwas heller als der Rest des Körpers. Wollaffen (Lagothrix lagotricha) haben runde und massive Köpfe mit nackten schwarzen Gesichtern. Die Farbe der Affen variiert nicht nur zwischen Individuen, sondern auch geographisch. In Ecuador und Kolumbien können die Affen in der gleichen Gruppe verschiedene Farben haben. Graue und fast schwarze Tiere leben am Fuß der Anden in Kolumbien, während olive Tiere mit dunklem Kopf südlich des Amazonas in Brasilien und Bolivien verbreitet sind. In Peru und nördlich des Amazonas in Brasilien überwiegt die braune Farbe. Neugeborene haben ein strohfarbenes Fell.
Die Ohren sind unauffällig und der kräftige, zum Greifen fähige Schwanz ist dick und muskulös und wird zur spitze hin immer dünner. Der Körper und Gliedmaßen sind sehr muskulös und der Bauch tritt einwenig hervor. Die Daumen und Zehen sind gut entwickelt, die Finger sind kurz und dick mit langen, spitzen Nägeln [2][3][4][6][7].
Fortpflanzung
Der Sexualzyklus der Wollaffen (Lagothrix lagotricha) dauert etwa 12 - 49 Tage, während dessen sie 3-4 Tage empfängnisbereit sind. Kopulationen erfolgt über 6-11 Tage und beginnen, wenn das Weibchen dem Männchen seine Bereitschaft signalisiert. Nach einer Tragzeit von etwa siebeneinhalb Monaten kommt in der Regel ein einzelnes Junges zur Welt. Geburten finden alle zwei Jahre ab der späten Trockenzeit bis zur Mitte der Regenzeit statt. Die Neugeborenen wiegen etwa 140 g und werden für 9 - 12 Monate gesäugt. Der weibliche Nachwuchs ereicht die Geschlechtsreife im Alter von 6 - 8 Jahren, die Männchen nach 5 Jahren [2][3][4][6][7].
Der Nachwuchs klammert sich im ersten Monat nach der Geburt am Bauch der Mutter fest, wechselt dann aber immer häufiger auf den Rücken. Die jungen Wollaffen lösen sich vom Körper der Mutter nach etwa 8 Wochen und werden bis zur vollständigen Selbständigkeit im Alter von 5 Monaten immer unabhängiger.
Gruppenleben
Wollaffen (Lagothrix lagotricha) zeigen in ihrer natürlichen Umgebung ein breites Spektrum an Verhaltensweisen. Sie sind tagaktive Baumbewohner, die manchmal auf den Boden kommen. Sie leben in sozialen Gruppen zwischen 10 bis 70 Affen, daneben gibt es noch reine Männergruppen. Während der Nahrungssuche bilden sich oft größere Verbände, die aus mehreren Familiengruppen bestehen und auch zusammenkommen, um gemeinsam zu schlafen.
Die Territorien der Wollaffen (Lagothrix lagotricha) umfassen 4 - 11 km². Die Tiere legen bei der Nahrungssuche etwa 1 km pro Tag zurück. Manchmal überscheiden sich die Territorien der einzelnen Gruppen und insbesondere jugendliche Weibchen wechseln manchmal für ein paar Stunden oder Tage in eine andere Gruppe. Wollaffen (Lagothrix lagotricha) bewegen sich hauptsächlich vierbeinig fort, doch auf dem Boden laufen sie aufrecht auf ihren Hinterbeinen, wobei sie ihre Arme zur Balance nutzen. Der Greifschwanz dientdazu, sich während der Nahrungsaufnahme in die Äste zu hängen um besser an die Nahrungsqellen heranzukommen, aber auch zum Spielen und sogar zum Greifen von Objekten. Wollaffen (Lagothrix lagotricha) zeigen eine breite Palette an Fortbewegungsmustern wie vierbeiniges Gehen und Laufen, Klettern, kurzzeitiges Gehen auf zwei Beinen, Springen oder kontrolliertes Fallenlassen auf niedriger gelegene Bereiche der Bäume [1][3][4][7][8].
Kommunikation
Männchen drohen durch Astschütteln, durch lautes Bellen oder durch das Ausscheiden von Fäkalien. Wollaffen (Lagothrix lagotricha) pflegen sich gegenseitig das Fell, wo bei die erwachsenen Männchen die größte Aufmerksamkeit genießen. Das Fell der erwachsenen Weibchen wird in der Regel von ihren jugendlichen Töchtern gepflegt. Die Jugendlichen einer Gruppe spielen häufig um die Mittagszeit miteinander und scheinen ihre eigenen, speziellen Spiele zu haben.
Die Kommunikation erfolgt über Lautäußerungen, Mimik und andere visuelle Verhaltensweisen. Wollaffen (Lagothrix lagotricha) können subtile Veränderungen der Stimmungen oder Absichten durch den Einsatz einer Vielzahl von Gesichtsausdrücken signalisieren. Ihre oft musikalischen Rufe sind oft laut, hören sich wie bellen oder schreien an und dienen oft dazu, den Rest der Gruppe vor Gefahr zu warnen.
In ihrem natürlichen Lebensraum und auch in Gefangenschaft wurden Wollaffen (Lagothrix lagotricha) beobachtet, wie sie ihre Brust auf dem Boden reiben. Dieses Verhalten zeigen vor allem dominante Männchen, wenn sie in ein neues Revier umziehen. Nachdem sie den Boden des neuen Gebiets abgeschnüffelt und abgeleckt haben, drücken sie die Brust in Höhe der Brustwarzen auf den Boden. Diese Aktion wird mehrmals wiederholt und an den so markierten Stellen wird mehrmals gerochen.
Ernährung
Die Nahrung von Wollaffen (Lagothrix lagotricha) besteht hauptsächlich aus Früchten, Blättern und Samen, die mit einigen Insekten ergänzt wird. Ein Großteil der Nahrung besteht aus reifen Früchten, der Verzehr von grünen Blättern beläuft sich wahrscheinlich auf weniger als 20% ihrer Ernährung. Zu Beginn der Regenzeit sind Samen die wichtigste Nahrungsquelle, wenn keine reifen Früchte zur Verfügung stehen. Im Amazonasgebiet Brasiliens bilden im Juli Insekten einen wichtigen Bestandteil der Ernährung. In Gefangenschaft wurden weibliche Wollaffen (Lagothrix lagotricha) beobachtet, wie sie Jagd auf Spatzen machten und die Beute teilten. Affen mit einer höheren Position in der Rangordnung klauen den niedrigeren Tieren oft die Nahrung [2][3][4][6][7].
Bejagung, Gefahren
Das Fleisch von Wollaffen (Lagothrix lagotricha) ist bei einheimischen Völkern des Amazonasgebiets ein sehr gefragtes Nahrungsmittel. Im brasilianischen Amazonien werden Felle von Wollaffen (Lagothrix lagotricha) als Wand-Dekoration verwendet und zu einem Gerät namens Cuica verarbeitet, das verwendet wird, um Jaguarlaute zu imitieren. Ausgestopfte Affen sind auch sehr beliebt und in vielen Haushalten anzutreffen. In bestimmten Regionen werden Wollaffen (Lagothrix lagotricha) für den Haustierhandel gefangen und für etwa 80 Dollar auf den Märkten angeboten [7][5].
Wegen ihrer Beliebtheit bei indigenen Stämmen als Nahrungsmittel gelten Wollaffen (Lagothrix lagotricha) als die am stärksten bejagte Affenart in Südamerika und sind in vielen Regionen bereits ausgestorben. Unter diesem Druck sind die Wollaffen (Lagothrix lagotricha) nicht in der Lage, stabile Populationen auszubilden. Die Art reagiert sehr empfindlich auf Störungen der Vegetation und ihre geringe Fortpflanzungsrate macht sie besonders anfällig. Darüber hinaus wird beim Einfangen der Jungtiere für den Haustierhandel in der Regel die Mutter getötet und man schätzt, dass pro Jungtier, das die Märkte erreicht, mindestens 10 weibliche Tiere getötet werden. Viele Primatologen haben bereits gefordert, dass Wollaffen (Lagothrix lagotricha) als eine gefährdete Art ausgewiesen werden müssen, bis jetzt ist jedoch noch nichts geschehen [3][5][7].