Östlicher Graukehl-Nachtaffe



Der Östliche Graukehl-Nachtaffe (Aotus trivirgatus) ist über weite Gebiete des tropischen Südamerika verbreitet. Seine Lebensräume erstrecken sich von Panama südwärts bis Nord-Argentinien und von von der Mündung des Amazonas westwärts bis zu seinem Quellgebiet in Peru und Ecuador [4].

Lebensraum

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) kommen in Höhen ab Meeresspiegelniveau bis auf 3.200 m Höhe vor, wo sie Lebensräume wie Regen- und Nebelwälder mit angrenzenden Savannen bevorzugen. Sie sind baumlebende Primaten, die man meistens beim Umherstreifen von einem Fruchtbaum zum anderen antrifft, wobei sie große Fruchtbäume mit riesigem Blätterdach bevorzugen [1].

Verbreitung

Aussehen

Männchen und Weibchen der östlichen Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) sind ähnlich groß und erreichen eine Körperlänge von 24 bis 47 cm, hinzu kommt der Schwanz von 22 bis 42 cm. Das Fell auf dem Rücken ist graubraun, grau oder rötlich und weißlich bis orangefarben auf der Unterseite. Die Fellfarben wechseln von Ort zu Ort, was unter anderem der Grund ist, warum verschiedene Forscher A. trivirgatus oft in viele verschiedene Arten oder Unterarten aufteilen. Die Gattung Aotus repräsentiert die einzigen nachtaktiven Primaten der Neotropis . Sie haben die größten Riechkolben aller Neuweltaffen, vermutlich weil sie sich wegen ihrer Nachtaktivität stark auf ihren Geruchssinn verlassen müssen. Markante Kennzeichen des Gesichts sind ihre großen braunen bis orangenen Augen sowie ein dreieckiger schwarzer Fleck zwischen den Augen und schwarzen Streifen an den Seiten, die ihr sonst weißes Gesicht einrahmen [4][3].

Steckbrief

Augen

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) unterscheiden sich von anderen nachtaktiven Tieren, indem sie Farben erkennen können. Zusammen mit der Struktur des Auges deutet diese Tatsache auf einen tagaktiven Vorfahren dieser Affen hin. Obwohl sie sehr große Augen haben, die sich an die Dunkelheit angepasst haben, sind ihre Aktivitäten von der Intensität des Mondlichts abhängig und in sehr dunklen Nächten sind ihre Aktivitäten begrenzt [4].

Östlicher Graukehl-Nachtaffe (Aotus trivirgatus)
Nachtaffe. Sehr schön: die großen Augen. Dieses Merkmal ist kennzeichnend für alle nachtlebenden Primaten.

Fortpflanzung

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) leben in monogamen Paaren, die oft sehr lange zusammenbleiben. Aotus benutzen offenbar meistens Rufe, um einen Geschlechtspartner zu finden. Paarungen finden in der Regel nachts statt, obwohl sie auch schon tagsüber beobachtet wurden. Paarungszeit ist etwa von August bis September, so dass die Jungen zu der Jahreszeit geboren werden, wenn die meisten Bäume Früchte tragen. Die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von 133 Tagen im Allgemeinen ein einzelnes Junges zur Welt und nur selten Zwillinge. Der Nachwuchs ist bereits bei der Geburt recht groß [1][4].

Männchen sind bei den Östlichen Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) hauptsächlich für die Aufzucht des Nachwuchses verantwortlich. Die Fürsorge umfasst Herumtragen, Schutz, Spielen und Nahrungsbeschaffung, was eine beträchtliche Menge an Energie erfordert, da die Männchen die Säuglinge bis zu einem Alter von vier Monaten tragen und oft hinter dem Rest der Gruppe zurückbleiben. Die Mütter stillen ihre Jungen alle 2 bis 3 Stunden. Neugeborene sind im Vergleich zur Körpermasse der Eltern bereits sehr groß und wachsen schnell. Größe und Wachstum der Neugeborenen könnten mit der evolutionären Anpassung der Monogamie und der männlichen Fürsorge zu erklären sein, da der Nachwuchs mehr Fürsorge braucht, als die Mutter alleine bieten kann.

Gruppenleben

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) leben in der Regel in Familiengruppen, in denen auch ältere Geschwister längere Zeit verbleiben und mithelfen, die Jungen großzuziehen. Auch dies ist ein Resultat des hohen Energieverbrauchs, den die Aufzucht der Säuglinge mit sich bringt. Außerdem gibt es nur begrenzte Möglichkeiten für jugendliche und subadulte Affen, Partner des anderen Geschlechts zu finden, mit denen sie ihre Geburtsgruppen verlassen und eine neue Familie gründen können. Spielverhalten bei A. trivirgatus wurde in erster Linie zwischen Jungtieren, Jugendlichen, Subadulten und Vätern beobachtet. Dies erfolgt im Allgemeinen in den Monaten, in denen die meisten Früchte reichlich vorhanden sind.

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) sind territoriale Affen mit einem Revier von etwa 9 ha. Wenn sich benachbarte Gruppen an den Grenzen begegnen, verteidigen sie ihr Revier aggressiv. Dieses aggressive Verhalten äußert sich in lautem Geschrei, steifbeinigem Springen, Verfolgungsjagden und manchmal in Ringkämpfen. Männchen wie Weibchen beteiligen sich an diesen territorialen Auseinandersetzungen. Konflikte dauern selten länger als 10 Minuten, denn eine Gruppe zieht sich in der Regel schnell zurück [4].

Nahrung

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) ernähren sich vor allem von Früchten, Insekten, Nektar und Blättern, ergänzen ihren Speiseplan aber mit Eidechsen, Fröschen und Eiern. In Zeiten, in denen Nahrung knapp ist, suchen sie vermehrt nach Nektar, Feigen und Insekten. So scheinen die nachtaktiven Aotus trivirgatus zu dieser Zeit der Nahrungsknappheit einen Vorteil gegenüber ähnlich großen, tagaktiven Arten zu haben, die von solchen Nahrungsquellen von größeren Affen verjagt werden [1].

Gefahren

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) wurden von vielen indigenen Völkern der Neotropis als Nahrungsmittel gejagt, darüber hinaus gibt es einen kommerziellen Markt für Nachtaffen als Haustiere. In jüngster Zeit haben sie sich von unschätzbarem Wert für die Forschung erwiesen, so wurden sie bei verschiedenen Untersuchungen von menschlichen Krankheiten und möglichen Behandlungen eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung von Medikamenten gegen die Malaria, da Nachtaffen Träger des menschlichen Malaria-Eregers sein können [1][2].

Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) sind vor allem durch die umfangreiche Abholzung der tropischen Regenwälder Südamerikas bedroht. Sie reagieren empfindlich auf Kahlschläge sowie selektive Abholzung, weil diese die Vielfalt der Ernährung innerhalb der Territorien der einzelnen Gruppen stark eindämmt. Naturschutzgebiete in vielen südamerikanischen Ländern haben zwar bei der Erhaltung dieser Art geholfen, aber leider werden aufgrund wirtschaftlicher und politischer Probleme die Verbote für Jagd, Fallenstellerei und Waldrodung in vielen dieser Gebiete nicht durchgesetzt [1].

Die Weltnaturschutzunion stuft Östliche Graukehl-Nachtaffen (Aotus trivirgatus) wegen ihres ausgedehnten Verbreitungsgebiets als nicht gefährdet ein [5].


Systematik


Literatur

[1] Baer et al., 1994; [2] Geiman, Q., M. Meagher, 1967; [3] Hershkovitz, 1983; [4] Macdonald, 1997; [5] Veiga, L.M. & Rylands, A.B. 2008. Aotus trivirgatus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 22 March 2010; [6] Rowe, N. (1996). The Pictorial Guide to the Living Primates