Schwarzgesichtklammeraffe
Der Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) ist ein baumbewohnender, tagaktiver Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini).
Er ist im östlichen Peru, im nördlichen und zentralen Bolivien und im westlichen Brasilien verbreitet, wo man ihn westlich des Rio Juruá, südlich des Rio Solimões und im Süden des brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso antreffen kann [1][2][4][7].
Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) bewohnen den primären Regenwald in Höhen bis zu 1400 m, wo sie hauptsächlich die oberen Ebenen der Baumkronen nutzen [1][2][4][7][9].
Aussehen
Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) wurden früher entweder als Unterart des Schwarzen Klammeraffen (Ateles paniscus) oder des Weißstirnklammeraffen (Ateles belzebuth) klassifiziert. Aufgrund seines dunklen anstatt rosigen Gesichts, seines komplett schwarzen Fells sowie Unterschiede in der DNA gilt der Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) heute als eigenständige Art [1][4][5][6]. Wie alle Klammeraffen, sind Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) große, schlanke Primaten mit langen Gliedmaßen und einem langen, flexiblen Greifschwanz, der wie eine fünfte Hand verwendet werden kann. Die Unterseite der Schwanzspitze ist haarlos, das gibt zusätzlichen Halt; die hakenförmigen Hände und äußerst beweglichen Schultergelenke ermöglichen es dem Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) leicht unter den Ästen umherzuschwingen [2][4][5][7][8]. Der Kopf ist relativ klein mit einer prominenten Schnauze, die farblich bis zu rosa reichen kann [2][7]. Männliche und weibliche Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) sehen sich sehr ähnlich, darüber hinaus können Weibchen wegen ihrer ungewöhnlich langgestreckten Klitoris leicht mit Männchen verwechselt werden [7][8][9].
Nahrung
Als tagaktive Baumbewohner ernähren sich Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) von einer Vielzahl reifer Früchte, vor allem Feigen (Ficus). Sind reife Früchte knapp, fressen sie auch unreife Früchte, junge Blätter und Blüten. Manchmal erweitern sie ihren Speisezettel mit Samen, Knospen, Rinde, Holz, Honig und gelegentlich mit kleinen Insekten [2][10][11][12][13]. Die Durchlaufzeit der Nahrung durch das Verdauungssystem von der Einnahme bis zur Ausscheidung dauert 4 bis 8 Stunden und der Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) ist in seinem Ökosystem vermutlich ein wichtiger Samenverbreiter [1][11]. .
Verhalten
Die Aktivitätsmuster der beiden Geschlechter sind verschieden, so sind Männchen 22,5% des Tages mit Fressen beschäftigt und verbringen 30 % ihrer Zeit mit der Nahrungssuche. Weibchen mit Säuglingen verbringen 30,7 % des Tages mit Fressen und nur 20,9 % mit der Suche nach Nahrung. Männchen sind im Allgemeinen wachsamer als Weibchen, und es wurde berichtet, dass sie zusammenarbeiten, um Raubtiere zu verscheuchen.
Klammeraffen sind sehr agile Primaten und in der Lage, zügig durch die Bäume zu Schwingen, Klettern, Laufen oder zweibeinig zu gehen. Ihr kräftiger Schwanz ist in der Lage das gesamte Körpergewicht zu tragen, und so sieht man sie gelegentich mit dem Schwanz im Geäst hängen [2][7][8][9].
Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) wurden in der trockenen Jahreszeit beobachtet, wie sie mit ihrem Schwanz Wasser aus einem 85 cm tiefen Baumloch holten [15]. Die Gruppengröße, Zeiten der Nahrungsaufnahme sowie die Reviergrößen sind vom jeweiligen Nahrungsangebot abhängig. Wenn mehr Früchte zur Verfügung stehen, steigt z.B. die durchschnittliche Gruppengröße bei der Nahrungssuche von 2 auf 6 Affen [15].
Gruppenleben
Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) leben in großen sozialen Gruppen von 20 bis zu 30 Individuen, jedoch werden die Mitglieder der Gruppe nur selten zusammen gesehen. Meist spaltet sich die Großgruppe während der Nahrungssuche in kleinere, temporäre Gruppen auf. Jedes Weibchen hat einen Kernbereich innerhalb des Gruppenterritoriums, den sie am meisten nutzt.Die Reviergröße einer Gruppe von Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) umfasst 150 - 231 ha. Innerhalb der Reviere legen sie täglich bis zu 2 km zurück [15]. Männchen arbeiten bei der Verteidigung des gesamten Territorius gegen fremde, benachbarte Gruppen zusammen [1][2][9][11][14]. Dabei kommen Rufe zum Einsatz, wie etwa Schreien, Bellen oder pferdeähnliches Wiehern [4][7].
Fortpflanzung
Paarungen können bei Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) zu jeder Zeit des Jahres auftreten. Nach einer Tragzeit von 226 bis 232 Tagen bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zur Welt. Klammeraffen vermehren sich nur langsam, so hat jedes Weibchen nur einmal alle zwei oder vier Jahre Nachwuchs. Die Säuglingssterblichkeit ist mit 33 % sehr hoch, so wurde beobachtet, dass nur 5 von 15 Säuglingen das erste Lebensjahr erreichten [15]. Die Geschlechtsreife wird erst im Alter von vier oder fünf Jahren erreicht, wobei die Männchen dann in der Gruppe verbleiben, die Weibchen aber in eine neue Gruppe abwandern [1][2][7][9][14]. Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) können etwa 40 Jahre alt werden [7].
Gefahren
Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) sind ernsthaft durch die Jagd sowie durch den Verlust von Lebensräumen bedroht, da die Wälder in landwirtschaftliche Flächen oder in Viehweiden umgewandelt oder für den Bergbau abgeholzt werden [1]. Selektiver Holzeinschlag verringert die Anzahl an wichtigen Fruchtbäumen, wie etwa Feigen, und lichtet den Wald, was weitere Jagd zur Folge hat [1][13]. Der Bau des transozeanischen Highway zwischen Brasilien und Peru bringt weitere Gefahren, wie erhöhten Jagddruck und Abholzung in den südlichen Teilen des Verbreitungsgebiets [1]. Seine Abhängigkeit von alten, ungestörten Wäldern macht Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) besonders anfällig für den Verlust von Lebensraum und seine langsame Reproduktionsrate hat zur Folge, dass Populationen lange Zeit brauchen, um sich von Verlusten zu erhohlen [1][2][5][7][14].
Da sich die Populationen auf einem Abwärtstrend befinden, stuft die Weltnaturschutzunion (IUCN) Schwarzgesichtklammeraffen (Ateles chamek) als gefährdet (Endangered) ein. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen listet die Art in Anhang II [3].