Weißwangenklammeraffe



Der Weißwangenklammeraffe (Ateles marginatus) ist ein tagaktiver Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini).

Er ist endemisch im brasilianischen Amazonasgebiet und lebt südlich des Amazonas-Flusses zwischen dem Rio Tapajos und Rio Tocantins [1][2][4][7]. Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) trifft man vor allem in primären Regenwäldern an, wo sie die hauptsächlich die oberen Baumetagen bewohnen [1][2][5], obwohl auch andere Lebensraumtypen in geringerem Maße genutzt werden.

Verbreitung

Aussehen

Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) gehören zu den am wenigsten bekannten amazonischen Klammeraffen. Sie sind relative große, schlanke Affen mit langen Gliedmaßen und einem Greifschwanz, der wie ein fünfter Arm eingesetzt werden kann. Wie bei allen Klammeraffen ist die Unterseite der Schwanzspitze haarlos und hat Falten und Kanten, die als Greifhilfe fungieren. Hakenähnliche Hände mit reduzierten Daumen und ein extrem bewegliches Schultergelenk ermöglichen es den Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus), sich akrobatisch unter den Zweigen und Ästen hindurch zu schwingen [2][4][5][6]. Weibchen erreichen eine Körperlänge von durchschnittlich 42,5 cm, Männchen sind mit etwa 50 cm größer. Die Schwanzlänge mißt zwischen 61,3 und 77,0 cm. Weibchen werden etwa 5 - 6 kg schwer [10]. Männliche und weibliche Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) ähneln sich in Größe und Färbung, interessanterweise werden Weibchen wegen ihrer ungewöhnlich langgestreckten Klitoris oft mit Männchen verwechselt [4][5].

Steckbrief

Das Fell der Affen ist schwarz und besteht aus eher groben, kurzen Haaren [2][4], die Stirn weist einen weißen Fleck auf und von den Ohren verläuft eine weiße Linie hinunter zum Kinn [2][7]. Den ziemlich kleinen Kopf ziert eine vorstehende Schnauze [4].

Verhalten

Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) sind agile Primaten, die sich in den Bäumen schnell durch Schwingen, Klettern, vierbeiniges Laufen entlang der Äste oder sogar zweibeinig fortbewegen [1][2][4][5]. Früchte machen über 80% ihrer Ernährung aus. Außerdem fressen sie junge Blätter, Blüten, Knospen, Rinde, Totholz, Samen, Honig und gelegentlich auch kleine Insekten [1][2][4].

Über das Sozialverhalten der Weißwangenklammeraffe (Ateles marginatus) gibt es kaum Informationen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie in sog. "Fission-Fusion"-Gruppen (Trennen und Zusammenkommen) von etwa 20 - 30 Affen beiderlei Geschlechts und jeden Alters zusammenleben, die sich regelmäßig in kleinere Gruppen aufteilen, und in denen die einzige anhaltende Beziehung zwischen den Weibchen und ihrem Nachwuchs besteht [1][2][4][5].

Schwarzer Klammeraffe (Ateles chamek)

Fortpflanzung

Auch über das Fortpflanzungsverhalten weiß man wenig. Paarungen scheinen das ganze Jahr über stattzufinden [2][4], wobei die Weibchen nach einer Tragzeit von 200 - 232 Tagen ein einzelnes Junges zur Welt bringen [4]. Das Junge klammern sich nach der Geburt zunächst an den Bauch der Mutter und wechselt später auf den Rücken, um auf ihr zu reiten [6]. Weibliche Klammeraffen erreichen die Geschlechtsreife mit rund vier Jahren, Männchen erst mit fünf Jahren. Junge Männchen verbleiben in der Regel in ihrer Geburtsgruppe, junge Weibchen wandern bei Erreichen der Geschlechtsreife ab und schließen sich anderen Gruppen an [2][5]. Klammeraffen pflanzen sich relativ langsam fort, da die Weibchen nur einmal alle zwei bis vier Jahre gebären [2][4]. Die Lebenserwartung kann in der Wildnis mehr als 20 Jahre betragen [6].

Gefahren

Das ohnehin eingeschränkte Verbreitungsgebiet des Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) wird zudem noch von Autobahnen wie dem Transamazonas-Highway durchschnitten. Der Lebensraum wird durch Abholzung und Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen immer kleiner [1][8]. Wie alle Klammeraffen sehen sich auch Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) besonders hohem Jagddruck ausgesetzt [1][4] und die Populationen haben es wegen der langsamen Reproduktionsrate schwer, sich von den Verlusten zu erholen [1]. Sie werden voraussichtlich auch zukünftig zurückgehen, zumal große Waldflächen gerodet werden, um Platz für Soja-Plantagen zu machen [1].

Es besteht Grund zur Annahme, dass die Populationen in den vergangenen 45 Jahren (=3 Generationen) um mindestens 50% zurückgegangen sind, wofür vor allem der Lebensraumverlust und die Jagd verantwortlich gemacht werden. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Weißwangenklammeraffen (Ateles marginatus) daher als stark gefährdet (Endangered) ein [1].

Systematik


Literatur

[1] Mittermeier, R.A., Boubli, J.-P. & Di Fiore, A. 2008. Ateles marginatus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 14 April 2010; [2] Macdonald, 2006; [3] CITES (May, 2009) https://www.cites.org; [4] Nowak, 1991; [5] Fleagle, 1999; [6] Burton und Burton, 2002; [7] Eisenberg und Redford, 2000; [8] Fauna and Flora International, 2009; [9] Funcação Ecológica Cristalino, 2009; [10] Rowe, 1996

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