Roter Springaffe
Der Rote Springaffe (Callicebus cupreus) ist ein relativ kleiner Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Sie sind nördlich und südlich des Amazonas in Peru und Brasilien, westlich des Rio Negro, östlich bis zu den Anden und südlich bis Nord-Bolivien verbreitet.
Als Lebensraum bevorzugen sie tropische und subtropische Tieflandwälder mit saisonaler Überflutung. Ebenfalls wohl fühlen sie sich im Unterholz junger Wälder, an Rändern von Sümpfen und in Bambusdickichten [2][6][8].
Aussehen
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) haben ein grobes Fell, das außer dem Gesicht den ganzen Körper bedeckt. Über den Scheitel des Kopfes verläuft ein weißes Band. Wangen, Brust und Bauch sind rot gefärbt. Der Rücken ist dunkelbraun, die Innenseiten der Arme und Beine sind orange oder rot [1][2][4][6].
Männchen und Weibchen der Roten Springaffen (Callicebus cupreus) sind annähernd gleich groß und wiegen etwa 1 kg. Sie erreichen eine Körperlänge von 28,7 - 39,0 cm, der Schwanz ist etwa ein Drittel bis ein Viertel so lang wie der Rest des Körpers. Der Schwanz ist nicht greiffähig, spielt aber möglicherweise eine Rolle bei der Paarbindung, da man die Geschlechter oft sitzend mit zusammengewickelten Schwänzen beobachten kann. Rote Springaffen (Callicebus cupreus) haben eine Zahnformel von $\tfrac {2.1.3.3} {2.1.3.3}$, wobei die Eckzähne von Männchen und Weibchen keinen Dimorphismus widerspiegeln, d.h. dass sie etwa gleich groß sind [1][2][4][6].
Fortpflanzung
Die Weibchen der Roten Springaffen (Callicebus cupreus) bringen einmal im Jahr zwischen November und März ein einzelnes Junges zur Welt. Der Sexualzyklus dauert zwischen 17 - 21 Tage. Die Familiengruppen bestehen aus 2 - 5 Affen, dazu gehören das Elternpaar und 2 - 5 Junge [6][7][8]. Springaffen (Callicebus) sind im Allgemeinen monogam; die Paare können viele Jahre zusammen bleiben. In einer Familiengruppe können bis zu drei Generationen an Nachkommen gleichzeitig leben. [1][6][7][8]. Die Männchen der Roten Springaffen (Callicebus cupreus) übernehmen einen Großteil der Aufzucht des Nachwuchses. Sie tragen die Jungen bereits wenige Stunden nach der Geburt stets auf dem Rücken herum, bis sie etwa 4 Monate alt sind. Die Mutter übernimmt die Kleinen nur, wenn sie gesäugt werden [6][7][8].
Gruppenleben
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) sind tagaktive Primaten, die fast den ganzen Tag in den Bäumen verbringen und nur in seltenen Fällen auf den Boden kommen. Es gibt keine Beobachtungen von männlicher oder weiblicher Dominanz, obwohl eine Studie ergab, dass Männchen die Gruppen 59% der Zeit anführten, im Vergleich zu 37% der Zeit, in der Weibchen die Führung übernahmen. Rote Springaffen (Callicebus cupreus) verbringen einen Großteil des Tages mit sozialen Aktivitäten, so dass rund 47% der Zeit enger Körperkontakt stattfindet [8]. Die wichtigste soziale Aktivität ist die gegenseitige Fellpflege, die bis 29% aller sozialen Kontakte ausmacht und so die sozialen Bindungen festigt. Ein zweites wichtiges Sozialverhalten ist das Zusammenwinden oder Ineinanderdrehen der Schwänze, und zwar während der wachen Zeit ebenso wie während des Schlafens [6][7][8].
Ernährung
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) verbringen einen Großteil des Tages mit der Nahrungssuche, mit der sie in den frühen Morgenstunden beginnen, nur unterbrochen durch eine kurze Ruhepause in der Mittagszeit. Die Nahrungssuche endet am späten Nachmittag, etwa zwei Stunden vor der Nachtruhe, in dieser Zeit fressen sie größtenteils Blätter. Zum Schlafen wählen sie Bereiche in Bäumen, die dicht verwachsen und von Blättern bedeckt sind. Männchen und Weibchen schlafen zusammen und oft winden sie dabei ihre Schwänze ineinander.
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) ernähren sich zu 75% von Früchten. Die anderen 25% der Nahrung entfallen auf Blätter, Bambussprossen und einige Insekten. Die beiden am häufigsten verzehrten Früchte sind Feigen (Ficus) und Brosimum rubecens , beides Beerenfrüchte. Spitzenzeiten in der Nahrungsaufnahme sind die Morgenstunden oder der späte Nachmittag, wobei sie vor der Nachtruhe Blätter fressen. Rote Springaffen (Callicebus cupreus) sieht man selten gleichzeitig mit anderen Primaten in den Bäumen auf Nahrungssuche, jedoch oft vor oder nach ihnen. Säugende Mütter fressen oft doppelt soviele Insekten wie andere Individuen, da ihr Proteinbedarf erhöht ist. Umgekehrt ändern Männchen ihre Ernährungsweise nicht zu Zeiten, in denen sie die Säuglinge auf dem Rücken tragen [3][6].
Kommunikation
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) schließen sich selten mit anderen Primaten zusammen, obwohl sie oft in den gleichen Bäumen wie Marmosetten (Callithrix) und Tamarine (Saguinus) nach Nahrung suchen. Jede Familiengruppe lebt in einem eigenen, relativ kleinen Revier von etwa 568 Quadratmetern [6]. Benachbarte Gruppen begegnen sich oft an den Grenzen dieser Reviere, was manchmal zu Konfrontationen führt [6][8]. Paare verteidigen ihr Revier, indem sie an den Grenzen häufig Duette anstimmen. Aggressionen sind bei Roten Springaffen selten, obwohl man Jugendliche oft bei "Kampfspielen" mit erwachsenen Männchen (oder untereinander) beobachten kann. Sie verlassen die Familiengruppe im Alter von 2 bis 3 Jahren, oft erfolgt die Trennung nach der Geburt eines neuen Familienmitglieds [6][7][8].
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) haben einen ausgeprägten Geruchssinn, der bei der Kommunikation eine wichtige Rolle spielt. Wenn zwei rote Springaffen zum ersten Mal aufeinander stoßen, beschnuppern sie das Gesicht des Artgenossen. Männchen beschnuppern den Genitalbereich ihrer Geschlechtspartnerinnen sowohl vor der Kopulation als auch zu anderen Zeiten. Männliche Rote Springaffen reiben ihren Brustkorb an Ästen, um Sekrete aus ihren sternalen Drüsen zu verbreiten, danach schnüffeln sie entlang der so markierten Äste und Zweige. Dieses Verhalten spielt möglicherweise bei der Revierkennzeichnung eine Rolle, obwohl man Männchen nur dabei beobachtete, wie sie ihren eigenen Geruch beschnüffelten und nicht den von anderen Männchen.
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) haben mehrere visuelle Signale, die anzeigen, ob sie gereizt oder aggressiv sind. Dazu gehören Körperschwanken, Wegsehen, Schütteln des Kopfes, oder Heben und Peitschen des Schwanzes. Andere visuelle Signale sind ein gesenkter Kopf, geschlossenen Augen, wulstige Lippen, fletschen der Zähne, ein Katzenbuckel und das Aufstellen der Fellhaare [6][9].
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) sind sehr vokale Affen und bedienen sich eines komplexen Systems an Lauten. Dazu gehören pfeifen, schreien, grunzen und stöhnen. Die am häufigsten verwendeten Laute sind Brüllen und Keuchen, die auch Hauptbestandteile der Paarduette sind. Diese finden täglich vor Sonnenaufgang in der Regel in der Nähe der Reviergrenzen statt. Benachbarte Paare erwiedern die Duette, um die territorialen Grenzen zwischen den Familiengruppen festzulegen. Ein Duett kann bis zu fünf Minuten dauern, wobei Männchen und Weibchen etwa einen halben Meter voneinander entfernt sitzen. Ein Duett beginnt mit Stöhnen und endet mit hupenähnlichen Lauten. Es gibt keine geschlechtsspezifischen Komponenten, Männchen und Weibchen wechseln zwischen Brüllen und Keuchen. Interessanterweise scheint das Wetter einen Einfluss auf die Häufigkeit der Duette zu haben, so wurde beobachtet, dass Paare an trüben Tagen mehr Duette anstimmen als an klaren Tagen und an Regentagen praktisch verstummen [6].
Gefahren
Fressfeinde der Springaffen sind tagaktive Raubvögel, Katzen und möglicherweise auch Kapuzineraffen (Cebus). Rote Springaffen (Callicebus cupreus) werden im Gegensatz zu größeren neotropischen Primaten selten von Menschen gejagt [7]. Es gibt wenig Informationen über die Lebenserwartung der Roten Springaffen (Callicebus cupreus). Eine verwandte Art, der Sumpfspringaffe (Callicebus moloch), wird bis zu 25 Jahre alt [5].
Rote Springaffen (Callicebus cupreus) leben in isolierten, abgelegenen Region und scheinen daher nicht unmittelbar bedroht zu sein. Sie werden daher von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als nicht gefährdet (Least Concern) eingestuft, nicht zuletzt auch wegen ihres relativ großen Verbreitungsgebiets in unberührten Regionen des Amazonasgebiets [10].