Der Halsband-Springaffe (Callicebus torquatus) oder Witwenaffe ist ein baumlebender, tagaktiver Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Sie leben in den Tieflandwäldern Brasiliens, Kolumbiens, Venezuelas und Guianas an den Flüssen Orinoco, Amazonas und Rio Maranon. Ihr Verbreitungsgebiet wird im Norden durch die Flüsse Guyanas und im Süden durch den Rio Puru begrenzt [3].


Lebensraum

Als Lebensraum bevorzugen Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) große, alte, nicht überschwemmte sekundäre und primäre Wälder mit Schwarzwasserflüssen und gipshaltigen Böden [1][6].


Aussehen

Das Fell der Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) ist rotbraun bis schwarz. Das nackte, schwarze Gesicht hat manchmal weiße Flecken. Beine, Füße und Arme sind ebenfalls schwarz, die Hände sind weißlich-gelb bis orange. Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) sind die größte Art innerhalb der Gattung Callicebus. Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von etwa 34 cm, der nicht greiffähige Schwanz wird etwa 46 cm lang. Es herrscht kaum sexueller Dimorphismus vor; Männchen und Weibchen erreichen ein Gewicht von durchschnittlich 1,3 kg, jedoch sind die Eckzähne der Männchen um etwa 4 % größer als die der Weibchen. In einigen Teilen des Verbreitungsgebietes sind bei einigen wenigen Affen die Melanin-Pigmente verringert, was sich in einem cremefarbenen Fell bemerkbar macht [1][3].


Ernährung

Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Samen, fressen aber auch Blätter und Insekten. Fressenszeit ist 2 bis 5 mal am Tag, meistens am Morgen, am späten Vormittag und am Nachmittag [1][2]). Säuglinge und Jugendliche wurde beobachtet, wie sie bei den Männchen um Nahrung betteln. Dabei starren sie auf die Nahrung oder legen Hände, Gesicht oder Mund auf die Nahrung. In einer Studie lag die Erfolgsrate beim Betteln um Früchte, um eine Heuschrecke und um junge Blätter bei 54,5 % [6].


Gruppenleben

Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) sind anscheinend monogam, die Gruppen bestehen aus einem Männchen und einem Weibchen und deren bis zu drei Jahre alten Nachkommen [1]. Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) sind territorial, ihre etwa 4 - 20 ha großen Reviere überlappen sich höchstens um 10%. Innerhalb der Reviere legen die Affen bei der täglichen Nahrungssuche zwischen 466 und 1437 m zurück . Bei Erreichen der Geschlechtsreife verlassen sowohl Männchen als auch Weibchen ihre Geburtsgruppe und schließen sich anderen Gruppen an [6].

Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) verbringen weniger als 1% der Zeit auf dem Boden. Sie schlafen auf dicken Ästen (> 25 cm Ø) großer Bäume oberhalb des umgebenden Blätterdachs (25 m). Als Schlafbaum wählen sie jede Nacht einen anderen Baum. Der Großteil der sozialen Interaktionen zwischen Männchen und Weibchen finden in der Dämmerung in solchen Schlafbäumen statt [6].

Das Weibchen führt die Gruppe. Das Männchen kümmert kümmert sich um die Jungen, es spielt mit ihnen und schützt sie - auch gegen feindselige Begegnungen mit der Mutter ist. Die gegenseitige Fellpflege nimmt etwa 135 Minuten pro Tag in Anspruch. Die Weibchen pflegen die Männchen öfter als umgekehrt, die Männchen wiederum pflegen die Jugendlichen öfter als die Weibchen, wobei die Kleinsten die größte Aufmerksamkeit genießen. Die Grenzen der Territorien verschieben sich mit der Zeit und es kommt vor, dass die Eltern einen Teil ihrer Territorien ihre Nachkommen überlassen. Der Weg, den eine Gruppe auf der Suche nach Nahrung pro Tag zurücklegt, steigt mit ihrer Größe.

Einzelne Affen winden ihre Schwänze ineinander, wenn sie Seite an Seite sitzen. Wie bei den meisten Säugetieren sind auch chemische Signale wichtig und helfen dem einzelnen Affen andere zu identifizieren oder den Fortpflanzungsstatus in Erfahrung zu bringen [5]. Alle Arten der Gattung Callicebus verwenden eine Vielzahl von Lauten und visuellen Signalen für die Kommunikation. Im Morgengrauen geben Männchen und Weibchen Duette von sich. Die morgendlichen Rufe der Männchen dauern 2 bis 7 Minuten. Die häufigen Kontaktrufe hören sich wie Zwitschern an [6].

Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) sind sympatrisch mit Sumpfspringaffen (Callicebus moloch), jedoch ertönen ihre morgendlichen Rufe etwas später und weniger häufig, dauern dafür aber länger. Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) sind teilweise sympatrisch mit Braunbauch-Springaffen (Callicebus caligatus) und Roten Springaffen (Callicebus cupreus). Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) tun sich bei der Nahrungssuche gelegentlich mit Braunrückentamarinen (Saguinus fusicollis) zusammen. Gelegentlich kann man Baumsteiger , das sind Insekten fressende Vögel, dabei beobachten, wie sie Trupps von Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) auf Nahrungssuche folgen [6].

Obwohl Halsband-Springaffen (Callicebus torquatus) lokal von den indigenen Völkern gejagt werden, scheint dies für die Populationen keine große Bedrohung darzustellen. Die Weltnaturschutzunion stuft diese Primaten daher als nicht gefährdet (Least Concern) ein, da sie relative weit verbreitet sind und es derzeit keine Hinweise auf einen Rückgang der Populationen gibt [4].


Systematik


Literatur

[1] Eisenberg und Redford, 1999; [2] Kinzey, 1977; [3] Macdonald, 2001b; [4] Veiga, L.M. & Boubli, J.-P. 2008. Callicebus torquatus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 16 April 2010; [5] Nowak, 1999; [6] Rowe, 1996

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