Der Gewöhnliche Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) ist ein kleiner, südamerikanischer Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini).


Lebensraum

Die Affen kommen hauptsächlich im Amazonas-Becken vor und leben in vielen Regionen der Länder Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guyana, Guyana, Peru, Surinam, Paraguay und Venezuela. Eine kleine Population, die von Menschen eingeführt wurde, lebt in Südflorida und vor kurzem entdeckte man eine Gruppe im Tijuca-Nationalpark innerhalb der Stadtgrenzen Rio de Janeiros. Möglicherweise handelt es sich dabei um entflohene Affen aus dem Haustierhandel oder befreite Affen aus einem Labor [1].

Gewöhnliche Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) bevorzugen als Lebensraum in der Regel die mittleren Ebenen des Waldes, steigen aber auch hinauf bis unters Blätterdach und kommen manchmal auf den Boden herab. Sie leben in Regenwäldern mit Vegetationen, die eine gute Deckung vor Raubvögeln bieten, kommen aber auch in Savannen, Mangrovenwäldern und Sumpfgebieten vor.


Nahrung

Gewöhnliche Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) haben eine Vorliebe für Beerenfrüchte, fressen aber auch alle anderen Früchte sowie Insekten und kleine Wirbeltiere wie etwa Baum-Frösche. Den Großteil ihres Flüssigkeitsbedarfs beziehen sie aus ihrer Nahrung, gelegentlich trinken sie Wasser aus Baumlöchern oder Pfützen am Boden. Wenn Früchte knapp sind, können sich Gewöhnliche Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) auch von Blütennektar ernähren.


Gruppenleben

Sie sind tagaktive Primaten, die sich normalerweise ruhig verhalten, aber sehr laut werden können, wenn sie durch irgendetwas beunruhigt sind. Trupps und Verbände können von 12 - 100 Individuen groß sein, und in ungestörten Wäldern wurden bereits Verbände von bis zu 500 Affen beobachtet.

Gewöhnliche Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) leben in polygynen Gruppen mit vielen Männchen und vielen Weibchen [2]. Die meisten sozialen Interaktionen finden zwischen den verschiedenen Altersklassen und Geschlechtern statt [3], die man grob in erwachsene Männchen, Mütter mit ihren Nachkommen und Jugendliche einteilen kann [2]. Da jede dieser Gruppen eine große Anziehungskraft auf erwachsenen Weibchen ausübt, kommen alle Altersklassen und Geschlechter zu sammen und können als große, soziale Gruppe betrachtet werden [3]. Der Kern der Gruppen besteht aus erwachsenen Weibchen und ihren Jungen [4]. Auch wenn der Nachwuchs ein enormes Maß an Spielverhalten zeigt und umherspringt und umhertollt, bleiben die Jungen meist in der Nähe der erwachsenen Weibchen [3].


Fortpflanzung

Der Nachwuchs der Gewöhnlichen Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) entwickelt sich schnell. Sie sind bereits im Alter von von fünf bis acht Monaten weitgehend unabhängig und verbringen nur noch einen kleinen Prozentsatz des Tages bei ihren Müttern, da sie bereits in diesem Alter in der Lage sind, sich selbst mit Nahrung zu versorgen [5]. Die Jungen sind aktive Mitglieder der sozialen Gruppe - sie klettern, laufen, entdecken und suchen häufig den Kontakt mit den erwachsenen Mitgliedern der Gruppe [5]. Viele soziale Interaktionen werden von Säuglingen eingeleitet und finden hauptsächlich mit erwachsenen Weibchen statt, die nicht ihre Mütter sind [5]. Erwachsene reagieren im Allgemeinen ruhig auf den ungestümen Nachwuchs, aber manche Erwachsene können auch gegensätzlich reagieren und die Kleinen verscheuchen [5]. Sie bekleiden den niedrigsten Rang in der Gruppe [6].

Körperproportionen von Totenkopfaffen (Saimiri sciureus)
Auf diesem Foto sieht man sehr schön die Körperproportionen der Totenkopfaffen (Saimiri sciureus)

Gefahren

Gewöhnliche Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) sind im gesamten nördlichen Amazonasgebiet verbreitet. Die Art lebt in sekundären Wäldern und ist oft in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen. Obwohl sie wegen ihrer geringen Körpergröße gewöhnlich nicht gejagt werden, werden sie in einigen Teilen ihres Verbreitungsgebietes, wie Kolumbien und Ecuador, häufig für den Haustierhandel eingefangen. Da die Populationen aber stabil zu sein scheinen, stuft die Weltnaturschutzunion (IUCN) die kleinen Affen derzeit als nicht gefährdet (least concern) ein [7].


Systematik


Literatur

[1] O Globo, Brasilien, Ausgabe vom 4. Mai 2009, Kolumne von Ancelmo Gois; [2] Mitchell, 1994; [3] Baldwin, 1968; [4] Anschel und Talmage-Riggs, 1973; [5] Aruguete und Mason, 1996; [6] Boinski et al., 2002; [7] Boubli, J.-P., Rylands, A.B., de la Torre, S. & Stevenson, P. 2008. Saimiri sciureus. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 23 March 2010, [8] Rowe, N. 1996.

Die News der letzten 7 Tage

18.09.2023
Mikrobiologie
Stinkender Schleim: Wohlfühlort für Würmer und Mikroben
Kieler Forschungsteam untersucht am Beispiel von Fadenwürmern in einem naturnahen Kompost-Experiment, welchen Beitrag Wirtslebewesen und Mikroorganismen zur gemeinsamen Anpassung an einen neuen Lebensraum leisten.
18.09.2023
Anthropologie | Evolution | Neurobiologie
Evolution der sprach-relevanten Hirnstrukturen aufgedeckt
Sprache ist ein Aspekt, der uns zu Menschen macht.
18.09.2023
Mikrobiologie | Taxonomie
Darmmikrobe produziert stinkendes Giftgas, schützt aber vor Krankheitserregern
Taurin abbauende Bakterien beeinflussen das Darmmikrobiom, so ein internationales Team von Wissenschafter*innen unter der Leitung des Mikrobiologen Alexander Loy von der Universität Wien.
17.09.2023
Insektenkunde | Ökologie
Dieselabgase schädigen Insekten: erstmals Auswirkungen auf Hummeln erforscht
Der Rückgang der Insekten bedroht weltweit viele Ökosysteme - Während die Auswirkungen von Pestiziden gut erforscht sind, fehlte es bisher an Erkenntnissen über die Folgen anderer anthropogener Schadstoffe.
17.09.2023
Mikrobiologie | Toxikologie
Wie man Giftschlangen auf den Zahn fühlt
Nicht nur in den Tropen führen Schlangenbisse zu gefährlichen Vergiftungen – auch Bisse europäischer Giftschlangen können ernste körperliche Beschwerden hervorrufen.
16.09.2023
Evolution | Paläontologie
Langzeitseen als Motor für die Evolution von Süßwasserschnecken
In Millionen Jahre existierenden Langzeitseen entwickelten Süßwasserschnecken im Laufe der Erdgeschichte eine besonders große Vielfalt an Arten.
13.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Neue Bienenart aus dem Osten in Regensburg aufgetaucht
Neben der allseits bekannten Honigbiene sind aus Deutschland nach neuestem Stand 604 Wildbienenarten bekannt.
12.09.2023
Biochemie | Entwicklungsbiologie | Physiologie
Neues zur Bildung von Wurzelhaaren
Wurzelhaare sind ein wichtiger Bestandteil der Wurzeloberfläche, über die Pflanzen Nährstoffe aufnehmen: Bekannt ist, dass es bei einem leichten Stickstoffmangel zu einer Verlängerung der Haupt- und Seitenwurzeln kommt.
11.09.2023
Fischkunde | Physiologie
Große Fische werden kleiner und kleine Fische immer zahlreicher
Organismen werden im Laufe der Zeit weltweit immer kleiner – das liegt zum einen am Austausch der Arten untereinander und zum anderen an Veränderungen innerhalb der Arten selbst.
08.09.2023
Klimawandel | Paläontologie
Als üppige Laubwälder die Arktis bedeckten
Forschungsteam der Universität Tübingen untersucht das Pflanzenwachstum im nördlichen Polargebiet vor rund 50 Millionen Jahren – Paläoklima mit Parallelen zur aktuellen globalen Erwärmung.
07.09.2023
Fischkunde | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Meeresbiologie
Fast zwei Drittel aller Korallenriffe werden überfischt
Ein internationales Team von Forschenden hat mit einem umfangreichen Datensatz aus über 2000 Korallenriff-Standorten ermittelt, wie es um die Fischbestände und Vielfalt der Fischarten in den Riffen der Weltmeere bestellt ist.
06.09.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Ökologie
Ackerbau-Studie zu Zwischenfrucht-Mischungen mit unerwartetem Ergebnis
Nach der Ernte im Herbst werden meist sogenannte Zwischenfrüchte angebaut, denn diese verhindern die Erosion und die Auswaschung von Nährstoffen.
06.09.2023
Neobiota | Ökologie
Invasive Arten: Globale Bedrohung für Natur, Wirtschaft, Ernährungssicherheit und menschliche Gesundheit
Neuer IPBES-Bericht liefert Belege, Instrumente und Optionen für den Umgang mit gebietsfremden Arten.
05.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Die meisten Arten sind selten - Aber nicht sehr selten
Über 100 Jahre Naturbeobachtungen haben ein potenziell universelles Muster der Artenhäufigkeit enthüllt: Die meisten Tier- und Pflanzenarten sind selten, aber nicht sehr selten, und nur wenige Arten sind sehr häufig.
05.09.2023
Biodiversität
Grünflächen in Deutschland könnten deutlich größeren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten
Auf privaten und öffentlichen Grünflächen in Deutschland könnten rund 40 Prozent der rückläufigen und gefährdeten heimischen Pflanzenarten gepflanzt werden und seien damit für Conservation Gardening geeignet.
04.09.2023
Insektenkunde | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft
Mischfruchtanbau bietet Insektenschutz ohne Ertragsverluste
Wie können wir den drastischen Rückgang der Artenvielfalt stoppen?
02.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Oasen sind Hotspots biologischer und kultureller Diversität
Ein Forschungsteam aus Frankfurt hat den Zusammenhang von kultureller und biologischer Vielfalt für ausgewählte Oasen der Sahara untersucht.