Günther Niethammer


Günther Niethammer (* 28. September 1908 in Waldheim; † 14. Januar 1974 in Morenhoven) war ein deutscher Ornithologe.

Herkunft

Niethammer wurde als achtes von neun Kindern des Papierfabrikanten und sächsischen Landtagsabgeordneten Konrad Niethammer geboren.

Studium und Beginn der akademischen Laufbahn

1927 begann Niethammer ein Studium der Allgemeinen Zoologie in Tübingen, welches er von 1929 bis 1932 in Leipzig fortsetzte. Dort promovierte er 1933 mit der Arbeit Anatomisch-histologische und physiologische Untersuchungen über die Kropfbildung der Vögel. In den folgenden Jahren arbeitete er in den Museen in Berlin, Bonn und Wien. Erwin Stresemann betraute ihn mit der Schaffung eines Handbuches der deutschen Vogelkunde, welches in drei Bänden von 1937 bis 1942 erschien und das ornithologische Standardwerk für die nächsten Jahrzehnte wurde.

Niethammer und die SS

1937 trat Niethammer in die NSDAP[1] und die SS ein. Seit 1939 gehörte er auch der Geheimen Feldpolizei an.[1] 1940 trat er in die Waffen-SS ein, bei der er den Rang eines Obersturmführers innehatte. Zwischen 1940 und 1942 war er in Auschwitz zunächst als Wachmann eingesetzt, wurde dann aber von Lagerleiter Rudolf Höß für "ornithologische Sonderaufgaben" im Umfeld des Konzentrationslagers abgestellt. 1942 veröffentlichte er den Aufsatz "Beobachtungen über die Vogelwelt von Auschwitz", dessen Titel Arno Surminski zu seinem Roman Die Vogelwelt von Auschwitz anregte.

Im Anschluss an seine Zeit in Auschwitz war Niethammer an der Lehr- und Forschungsstätte für Innerasien tätig und nahm an Expeditionen der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe teil, die den Auftrag hatte, wissenschaftliche Beweise für die NS-Rassentheorie zu finden. Nach Kriegsende wurde er aufgrund seiner Tätigkeit in Auschwitz von einem polnischen Gericht in erster Instanz zu acht und dann zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßen der Haftstrafe wurde er an die Bundesrepublik ausgeliefert, wo er an seine alte Arbeitsstätte im Bonner Museum Koenig zurückkehrte.

Akademische Laufbahn in der Bundesrepublik

1951 habilitierte sich Niethammer und wurde 1957 in Bonn zum Professor ernannt. Von 1968 bis 1973 war er Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft.

Seit 1971 wohnte er in Meckenheim-Merl bei Bonn. Er starb am 14. Januar 1974 während einer Jagd im Morenhovener Teil des Kottenforstes an Herzversagen.

Werke

  • Handbuch der deutschen Vogelkunde, 1937, 1938, 1942
  • "Beobachtungen über die Vogelwelt von Auschwitz", in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Band 52, 1941, S. 164-199.
  • Die Einbürgerung von Säugetieren und Vögeln in Europa: Ergebnisse und Aussichten, 1963
  • (Hrsg.): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, mehrere Bände
  • mit Helmut Kramer, Hans Edmund Wolters: Die Vögel Deutschlands: Artenliste, 1964

Literatur

  • Killy, Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie
  • Susanne Heim: Die reine Luft der wissenschaftlichen Forschung. Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Berlin 2002 Online-Version (PDF)
  • Ernst Klee: Von deutschem Ruhm, DIE ZEIT 25. September 2003 Nr. 40 (Online-Version)
  • Arno Surminski: Die Vogelwelt von Auschwitz, München 2008, ISBN 978-3-7844-3126-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 436.