Große Pechlibelle



Große Pechlibelle

Große Pechlibelle (Ischnura elegans), Männchen

Systematik
Unterordnung: Kleinlibellen (Zygoptera)
Überfamilie: Coenagrionoidea
Familie: Schlanklibellen (Coenagrionidae)
Unterfamilie: Ischnurinae
Gattung: Pechlibellen (Ischnura)
Art: Große Pechlibelle
Wissenschaftlicher Name
Ischnura elegans
(Vander Linden, 1820)

Die Große Pechlibelle (Ischnura elegans) ist eine Kleinlibellenart, deren deutscher Name auf die pechschwarze Färbung des Hinterleibes zurückgeht. Von den zehn Hinterleibsegmenten hat lediglich das achte eine vollständige leuchtend blaue Färbung, welche häufig auch als „Schlusslicht“ bezeichnet wird. Die Große Pechlibelle ist recht anspruchslos gegenüber ihrem Lebensraum, kommt daher noch sehr häufig vor und ist nicht gefährdet. In einigen Regionen ihres Verbreitungsgebietes wird die Große Pechlibelle als die häufigste Libellenart angegeben.

Merkmale

Oberseits dominiert eine schwarze Färbung, was namensgebend war (hier ein Männchen)

Die Körperlänge beträgt gut 30 Millimeter, die Flügelspannweite 35 bis 40 Millimeter. Die Hinterleiber beider Geschlechter haben oberseits eine schwarze Färbung, wobei das achte Abdominalsegment mit seiner leuchtend blauen Färbung hervorsticht. Das siebente und neunte Hinterleibsegment sind nur unterseitig blau gefärbt, die Segmente 3 bis 6 unterseits gelblich. Von der selteneren Kleinen Pechlibelle (Ischnura pumilio) kann die Große Pechlibelle anhand der Ausdehnung und genauen Lage des „Schlusslichtes“ unterschieden werden. Bei Männchen von Ischnura pumilio weist lediglich das hintere Drittel des achten, dafür aber auch das gesamte neunte Hinterleibsegment eine Blaufärbung auf.

Die Männchen der Großen Pechlibelle sind auch am Thorax und Kopf neben schwarzen Partien blau gefärbt, während bei den Weibchen diese Bereiche unterschiedliche Färbungen aufweisen können (siehe unten). Beide Geschlechter besitzen zweifarbige (innen schwarze, außen weiße), spitz auslaufende Flügelmale.

Farbvarianten

Weibchen der Großen Pechlibelle treten in fünf verschiedenen, genetisch bedingten Farbmorphen auf, zwei davon bei Jungtieren und drei bei geschlechtsreifen Tieren. Aus der Jugendform violacea, die einen violetten oder grünen Thorax, eine schwarze Antehumeralbinde und ein blaues „Schlusslicht“ aufweist, entwickelt sich entweder die Altersform typica (wie die Männchen gefärbt) oder – bei heterozygoten Individuen – die Form infuscans mit olivgrünem Thorax und einem grünbraunen bis fast schwarzen achten Abdominalsegment. Junge Weibchen der Form rufescens besitzen einen lachsrosa bis orange gefärbten Thorax ohne Antehumeralstreifen und ein blaues achtes Abdominalsegment. Bei ihnen führt der innerhalb einer Woche auftretende morphologische Farbwechsel mit der Geschlechtsreife zur Form infuscans-obsoleta mit einem dann hellbraunen, rosa oder orangefarbenen Thorax und einem braunen, später fast schwarzen „Schlusslicht“.[1]

Lebensweise

Paarungsrad – oben das bläuliche Männchen; das Weibchen dürfte farbmorphologisch eine Übergangsform zwischen der Jugendform rufescens und der Altersform infuscans-obsoleta sein
Junges Weibchen (forma rufescens) mit Beute

Die Flugzeit der erwachsenen Tiere reicht von Anfang Mai bis Ende September. In manchen Regionen des Verbreitungsgebietes können auch schon Mitte April und noch Anfang Oktober adulte Tiere beobachtet werden. Letzteres ist aber meist nur der Fall, wenn innerhalb eines Jahres eine zweite Generation hervorgebracht wird. Die Weibchen legen ihre Eier stets ohne Beteiligung der Männchen in den Abendstunden an schwimmenden Pflanzenteilen ab. Unter Schlanklibellen ist es ungewöhnlich, dass die Eiablage nicht im „Tandem“ erfolgt. Die Larvalentwicklung dauert in der Regel ein Jahr, kann aber unter günstigen Lebensbedingungen noch innerhalb der Flugzeit abgeschlossen sein, so dass eine zweite Generation in einem Jahr auftreten kann. Im größten Teil des Verbreitungsgebietes ist das aber eher die Ausnahme. Manchmal kann auch eine zweijährige Entwicklungszeit der Larven vorkommen.

Die Larven der Großen Pechlibelle gelten als sehr gefräßig und ernähren sich überwiegend von planktischen Organismen des Benthos (Kleinkrebse etc.). Die Imagines jagen verschiedene Kleininsekten (unter anderem Blattläuse), gelegentlich auch andere Kleinlibellen.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Großen Pechlibelle erstreckt sich über ganz Europa und ist im Norden bei etwa 62° nördlicher Breite begrenzt. Somit fehlt die Art nur in Teilen Skandinaviens sowie im Süden auf Mittelmeerinseln wie Korsika, Sardinien, Sizilien und Malta. Als Habitat werden sowohl langsam fließende als auch stehende Gewässer angenommen. Hierbei stellt die Art nur geringe Ansprüche an die Ausstattung ihrer Fortpflanzungsgewässer und ist so auch eine der ersten Libellenarten, die sich an neu angelegten naturnahen Gartenteichen einfindet.

Quellen

Literatur

  • Heiko Bellmann: Der Kosmos-Libellenführer. Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart 2007, ISBN 978-3-440-10616-7
  • Klaus Sternberg: Ischnura elegans (Vander Linden, 1820) – Große Pechlibelle. S. 335–347 in: Sternberg/Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). Ulmer, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-3508-6

Einzelnachweise

  1. British Dragonfly Society: Ischnura elegans - Blue-tailed Damselfly. 23. März 2009, abgerufen am 10. Oktober 2012 (englisch).

Weblinks

Commons: Große Pechlibelle – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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