Hüftkopfnekrose

Die Femur- oder Hüftkopfnekrose ist eine Erkrankung, die durch ein Absterben eines Teils des knöchernen Oberschenkelknochenkopfes gekennzeichnet ist. Die Erkrankung gehört zu den aseptischen Knochennekrosen. Ursache ist eine verminderte Durchblutung, die zu einer Nekrose führt. Passiert das beim Kind, wird die Erkrankung Morbus Perthes genannt. Die Erkrankung tritt besonders beim Menschen und bei Haushunden auf.

Beim Erwachsenen sind die genauen Ursachen nicht restlos geklärt, gehäuft treten Hüftkopfnekrosen bei Diabetes mellitus, beim Alkoholismus und nach hochdosierter (meist systemischer) Kortisonbehandlung[1] auf. Auch eine längere Behandlung mit Antikoagulantien kann eine Knochennekrose zur Folge haben. Hüftkopfnekrosen können auch nach Verletzungen des Hüftkopfes auftreten. Man spricht dann von posttraumatischen Hüftkopfnekrosen. Typisch ist die Hüftkopfnekrose nach Abscherung des Hüftkopfes bei traumatischer Luxation der Hüfte.

Krankheitsbild

MRT einer Hüftkopfnekrose rechts (Vergrößern durch Anklicken)

Ohne ersichtliche Ursache, etwa einen Unfall, beginnt eine Hüfte plötzlich zu schmerzen. Die Beweglichkeit des Gelenkes schränkt sich ein, meistens ist die Innenrotation und Streckung gehemmt. Das normale Röntgenbild kann im ersten Stadium oft keine krankhaften Veränderungen zeigen, erst die Untersuchung mit dem MRT zeigt im frühen Stadium die Änderungen der Stoffwechsellage im erkrankten Knochen. Schreitet die Krankheit weiter fort, zeigen sich im noch lebendigen Teil des Knochens Umbauvorgänge, der Körper versucht, den abgestorbenen Teil abzuschotten. Der nekrotische Anteil des Hüftkopfes bricht schließlich zusammen, das Gelenk kann dann kaum noch belastet werden.

Von diesem Krankheitsbild unterscheidet sich die Coxarthrose destructive rapide (CDR), die einhergeht mit einer schnellen Zerstörung des Hüftkopfes und der Pfanne innerhalb von einigen Monaten mit den klinisch und diagnostisch gleichen Erscheinungsbildern.

Die Hüftkopfnekrose ist hingegen meist ein über die Jahre gehender Prozess, der oft erst spät erkannt wird.

Bei dem Bild handelt es sich um eine MRT-Darstellung einer Hüftkopfnekrose rechts (links vom Betrachter). Ein scharf abgegrenzter Bezirk des Knochens ist ödematös verquollen, die Grenzschicht ist besonders auffällig, hier setzt sich der Körper mit dem Krankheitsprozess auseinander. Das andere Hüftgelenk ist normal, hier ergibt sich ein einfacher Vergleich.

Therapie

Früher wurde meist mit wenig Erfolg versucht, den abgestorbenen Teil des Knochens auszuräumen, mit Spongiosa zu unterfüttern und somit wieder einen tragfähigen Hüftkopf zu erreichen. Ferner ist die vaskulär gestielte Knochenspanimplantation bei noch geringer Ausprägung von Hüftkopfnekrosezeichen im MRT und der Röntgenuntersuchung bei jüngeren Patienten noch eine sinnvolle Alternative zur Gelenkerhaltung. Gerade bei jüngeren Patienten kann das sinnvoll sein, wenn diese Verbindung stabil ist. Das Bein ist dann zwar schlechter beweglich, aber uneingeschränkt belastbar. Inzwischen ist der operative Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes (Endoprothese) das Mittel der Wahl, um dem Erkrankten wieder ein belastbares Bein zu verschaffen. Die Arthrodese, also die operative Versteifung des Hüftgelenkes, wird heute praktisch nicht mehr angewendet.

Bei kleineren Hunden (<15 kg Körpermasse) bringt die chirurgische Entfernung des abgestorbenen Hüftkopfes häufig ausreichende klinische Besserung. Dabei bildet sich ein „Falschgelenk“, das dem Tier ausreichend Bewegung gestattet und weitgehende Schmerzfreiheit gewährleistet.

Therapeutisch werden im Off-Label-Use auch Prostacyclin und Prostacyclinanaloga, wie z. B. Ilomedin oder Iloprost, zur Behandlung von Knochenmarködemen und der Hüftkopfnekrose[2] [3] eingesetzt.

Einzelnachweise

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