Zentrale Kohärenz


Als zentrale Kohärenz versteht die moderne Psychologie die Fähigkeit, einzelne Wahrnehmungselemente in einen Gesamtzusammenhang einzubeziehen und als ein realitätsgetreues Einheitsbild zusammenzufassen. Reize und Informationen werden korrekt miteinander in Zusammenhang gebracht und als Gesamtbild erfasst und gespeichert. Gesunde Menschen sind in der Lage, darauf entsprechend logisch und konsequent zu reagieren.[1][2]

Diese geistige Fähigkeit ist bei Schizophrenen und Asperger-Patienten, wie auch bei anderen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen mäßig bis stark beeinträchtigt und daher nur schwach ausgeprägt. So würde ein Autist oder Asperger-Patient sagen, dass er zwar „hunderte von einzelnen Bäumen“ sehe, aber einen Wald „nicht erkennt“. Ein „gesunder“ Mensch hingegen fasst bereits in seinem Geist die „einzelnen Bäume“ als „Wald“ zusammen, kann aber jederzeit genauso einzelne Bäume identifizieren. Diese umgebungsbezogene Wahrnehmungsfähigkeit ist bei Autisten und Schizophrenen wiederum offenbar extrem detailorientiert und übermäßig selektiv. Den Gesamtzusammenhang zu erfassen, fällt ihnen schwer. Welche Funktionsbereiche des Gehirns für dieses Problem verantwortlich sind, ist noch nicht bekannt.[3][4]

Quelle

  1. Christine Preißmann: Psychotherapie und Beratung bei Menschen mit Asperger-Syndrom: Konzepte für eine erfolgreiche Behandlung aus Betroffenen- und Therapeutensicht. W. Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 3-17-020757-1, Seite 18 & 19.
  2. Annett Warmschmidt: Gestaltung eines Elterngruppentrainings zur Förderung autistischer Kinder auf der Basis der TEACCH-Prinzipien. GRIN-Verlag, München 2008, ISBN 3-640-18858-6, Seite 29ff.
  3. Judith Sinzig: Autismus. Springer, Hamburg 2011, ISBN 3-642-13070-4, Seite 38ff.
  4. Mandy Roy et al.: Das Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter. In: Dtsch Arztebl Int. Nr. 106(5), 2009, S. 59–64 (Artikel).