Weltbiodiversitätsrat verabschiedet ersten Zustandsbericht für Europa & Zentralasien



Bio-News vom 27.03.2018

Die Biodiversität in Europa und Zentralasien hat einen enorm hohen Wert für die Region, aber schwindet Jahr für Jahr. Immer mehr Menschen werden längerfristig in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Dies besagt der erste vom Weltbiodiversitätsrat IPBES erarbeitete Zustandsbericht für Europa und Zentralasien. Die Expertinnen und Experten zeigen diverse Handlungsmöglichkeiten auf und empfehlen, die Biodiversität und die Leistungen der Natur für den Menschen künftig viel stärker zu berücksichtigen. Der Bericht wurde zusammen mit den Zustandsberichten zu Asien-Pazifik, Amerika und Afrika und einem Bericht zur Landdegradierung am 22. März 2018 in Medellìn (Kolumbien) verabschiedet.

„Die biologische Vielfalt ist absolut wichtig für eine robuste Natur und Gesellschaft – doch sie schwindet. Ihr Rückgang bedroht auch unsere Lebensqualität und wirtschaftliche Leistung. Wer sich für die Erhaltung der Biodiversität engagiert, setzt sich also auch für den Menschen und die Ökonomie ein. Diese Zusammenhänge zeigt der neue Bericht zu Europa und Zentralasien detailliert mit Zahlen und Fakten“, sagt Markus Fischer von der Universität Bern und Präsident des Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz, der als Co-Chair die Erarbeitung des Berichtes leitete.


Biologische Vielfalt bietet Sicherheit für den Menschen: In Bergregionen schützen Wälder Siedlungen und Infrastrukturen vor Steinschlag, Murgängen und Lawinen.

Publikation:


IPBES
Weltbiodiversitätsrat verabschiedet ersten Zustandsbericht für Europa & Zentralasien



Der Wert naturbelassener Habitate und intakter Ökosysteme für die Biodiversität, Wasserregulierung oder Erholung für Einheimische und Touristen kann dabei sogar den Wert anderweitiger Landnutzungen wie jener der Landwirtschaft übersteigen. Diese intakte Natur ist allerdings stark gefährdet, alle Trends zeigen nach unten, sowohl für die biologische Vielfalt als auch für die Leistungen, die Ökosysteme erbringen. Flüsse, Seen und Tümpel gehören zu den am meisten bedrohten Lebensräumen.

Arten, die in Süssgewässern leben, stehen unter enormem Druck. Gerade mal 16 Prozent der landbewohnenden Arten waren im Zeitraum 2007-12 in der Schutzkategorie „nicht gefährdet“. Seit 1980 nahm die Häufigkeit verbreiteter Vogelarten in west- und zentraleuropäischen Landwirtschaftsräumen um 57 Prozent ab. Die meisten Länder in Europa und Zentralasien (bis auf die wenig dicht besiedelten skandinavischen Länder und Russland) konsumieren deutlich mehr natürliche Ressourcen als in der Region selbst produziert werden. Ein Grossteil der Rohstoffe, der fossilen Brennstoffe, Nahrungsmittel und auch Erholung wird aus anderen Ländern bezogen.

Bisherige Erfolge beim Schutz der Biodiversität und Ökosystemleistungen zeigen, dass v.a. ein sorgfältig ausgewählter Mix verschiedener Politikinstrumente Verbesserungen bringt. Die Strategie Biodiversität Schweiz berücksichtigt dies, der bislang vorliegende Aktionsplan aber erst teilweise. Der IPBES-Bericht zeigt deutlich, dass in Abstimmung mit der bisherigen Biodiversitätspolitik auch in anderen Politikbereichen (z.B. Landwirtschaft, Raumplanung, Verkehr und wirtschaftliche Entwicklung) Massnahmen notwendig sind. Um diese gesamthafte Betrachtungsweise zu fördern, sollten die unterschiedlichen Werte der Natur und ihre Beiträge für das menschliche Wohlergehen in die Berechnung des Bruttoinlandprodukts integriert werden. Vielversprechend wäre auch eine stärkere Kennzeichnung umweltfreundlich produzierter Waren durch Zertifizierung.

Von der Schweiz aus koordiniert

Die Berichte wurden von den 128 Unterzeichnerstaaten in Auftrag gegeben. 550 Expertinnen und Experten aus über 100 Ländern arbeiteten mit. Alleine am Bericht zu Europa und Zentralasien schrieben 120 führende internationale Fachleute aus 36 Ländern. Sie synthetisierten dabei rund 4000 wissenschaftliche Studien und nahmen rund 7700 Verbesserungsvorschläge von externen Expertinnen und Experten und Regierungen entgegen. Die Schweiz spielte dabei eine zentrale Rolle. Markus Fischer von der Universität Bern und Präsident des Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften leitete zusammen mit einem Kollegen aus Schottland die Erarbeitung des Berichtes zu Europa und Zentralasien. Das Kapitel zu den Treibern der Umweltveränderungen koordinierte Niklaus Zimmermann von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Zudem arbeiteten weitere Experten der Universitäten Bern, Genf und Lausanne und der WSL als Leitautoren in verschiedenen Kapiteln mit.

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