Australische Löffelente



Australische Löffelente

Australische Löffelente (Anas rhynchotis), hier die Unterart Neuseeländische Löffelente

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Eigentliche Enten (Anas)
Art: Australische Löffelente
Wissenschaftlicher Name
Anas rhynchotis
Latham 1801

Die Australische Löffelente (Anas rhynchotis), auch Halbmond-Löffelente genannt, ist eine Art der Familie der Entenvögel und zählt zu der artenreichen Gattung der Eigentlichen Enten. Sie kommt in zwei Unterarten vor. Die Nominatform Anas rhynchotis rhynchotis zählt zur Fauna Australiens, während die Neuseeländische Löffelente in Neuseeland beheimatet ist.

Die IUCN stuft die Australische Löffelente als nicht gefährdet (least concern) ein.

Erscheinungsbild

Erscheinungsbild ausgewachsener Australischer Löffelenten

Die Australische Löffelente ist eine mittelgroße, schlanke Ente. Sie erreicht eine Körperlänge zwischen 46 und 53 Zentimeter. Sie wiegt im Durchschnitt 665 Gramm.[1] Die Flügelspannweite beträgt 70 bis 80 Zentimeter.[2] Die Art weist einen auffälligen Geschlechtsdimorphismus auf. Im Prachtkleid hat das Männchen einen blaugrauen Kopf. Das Kopfgefieder glänzt dabei schwach. Auffallend ist ein länglicher, weißer Strich der vom vorderen Augenansatz abwärts verläuft. Er ist besonders deutlich bei der neuseeländischen Unterart ausgeprägt. Seine Form ist variabel, manchmal ist er fast halbmondförmig. Bei der Nominatform ist er gelegentlich nur angedeutet. Der Scheitel und die Kehle sind schwarzgrau. Die Körperunterseite ist grau. die Federn der Brust weisen unterschiedlich breite, helle Säume auf, so dass die Brust geschuppt wirkt. Dies ist besonders auffällig bei der neuseeländischen Unterart, bei der in manchen Jahren die Säume breit weiß sind. Dieselben Individuen haben in manchen Jahren aber auch nur schmal hell rahmfarben gesäumte Brustfedern.[3]

Australische Löffelente, Männchen

Die Körperseiten sind leuchtend rotbraun bis kastanienbraun. Auf den Flanken findet sich jeweils ein auffälliger weißer Fleck. Das Rückengefieder ist dunkel schwarzbraun. Die Schwanzunterdecke ist etwas heller braun gefärbt. Bei ruhenden oder schwimmenden Australischen Löffelenten fallen verlängerte Federn auf den Seiten auf, die teilweise weiße Federschäfte haben. Im Flug ist der leuchtend grüne Flügelspiegel auffällig, der von einem breiten weißen Band begrenzt ist. Der große, klobige Schnabel ist schwarzgrau, die Augen sind gelblich. Beine und Füße sind orange. Im Ruhekleid gleicht das Männchen der Nominatform dem Weibchen. Allerdings ist das Männchen insgesamt etwas rotbrauner als das Weibchen.[4] Auch im Ruhekleid sind die Augen gelblich. Bei der neuseeländischen Unterart sind im Ruhekleid des Männchens die Rückenfedern schwarzgrün mit schmalen Säumen. Die Weibchen dieser Unterart haben am Rücken Federn mit breiten dunkelbraunen Säumen.

Das Weibchen weist ein braun geflecktes Gefieder auf. Ihre Augen sind braun und Beine und Füße sind von einem bräunlichen Orange. Auch bei ihr ist im Flug der Flügelspiegel auffallend. Er ist jedoch insgesamt bräunlicher.[1]

Erscheinungsbild der Küken und Jungvögel

Die Küken gleichen denen der anderen Löffelenten, auch wenn ihr Dunenkleid insgesamt dunkler ist als bei anderen Löffelentenküken. Der Scheitel, der hintere Nacken sowie die Körperoberseite sind dunkelbraun. Die Wangen und die Körperunterseite ist blass strohgelb. Auf jeder Körperseite findet sich je ein gelber Fleck und auch die Flügel weisen jeweils einen gelben Fleck auf. Ein dunkler Augenstreif verläuft vom Schnabel bis zum Hinterkopf. Die Küken der Australischen Löffelente haben außerdem dunkle Ohrflecken. Der Bill ist überwiegend dunkelgrau und die Füße und Beine sind dunkelbraun. Jungvögel ähneln den Weibchen. Das Gefieder an Brust und dem unteren Hals ist allerdings etwas stärker gestreift.[1]

Der Murray River in Australien zählt zu den Verbreitungsschwerpunkten der Australischen Löffelente
Männchen

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Arten

Die Australische Löffelente ist eine typische Löffelente, die in ihrer Gestalt an die eurasische Löffelente, die afrikanische Kaplöffelente und die Argentinische Löffelente erinnert. Wie alle diese Enten weist sie einen massigen und vorne breit auslaufenden Schnabel auf. In ihrem Verbreitungsgebiet kann sie normalerweise mit keiner anderen Entenart verwechselt werden. Allerdings gelangt die eurasische Löffelente gelegentlich als Irrgast nach Australien. Die eurasische Löffelente hat jedoch einen flaschengrünen Kopf mit einer weißen Stirn und eine weiße Vorderbrust. Die ebenfalls in Australien vorkommende Rosenohrente weist einen ähnlich großen, klobigen Schnabel auf. Diese Ente ist jedoch viel kleiner, hat eine andere Körpergestalt und eine auffallende schwarzweiße Kopfzeichnung.

Verbreitung und Bestand

Die Australische Löffelente ist eine endemische Entenart Australiens und Neuseelands. In Australien ist ihr Verbreitungsgebiet disjunkt. Eine Population lebt im Südwesten Australiens. Das Verbreitungsgebiet im Osten Australiens ist erheblich größer. Hier liegt der Verbreitungsschwerpunkt im Süden. Sie sind besonders zahlreich in den Flusssystemen des Darling und Murray Rivers. In ihrem östlichen Verbreitungsgebiet erreicht die Australische Löffelente aber auch den tropischen Norden Australiens. Auch Tasmanien ist von der Australischen Löffelente besiedelt.

In Neuseeland ist die Australische Löffelente auf beiden Inseln mit einer Unterart vertreten, die als Neuseeländische Löffelente bezeichnet wird. Die Population der Neuseeländischen Unterart wird auf 10.000 bis 100.000 Individuen geschätzt. Eine ähnlich große Bandbreite wird für die australische Unterart genannt. Die Weltgesamtpopulation für beide Unterarten beträgt zwischen 100.000 und 300.000 Individuen.[5]

Lebensraum

Australische Löffelenten leben überwiegend an Süßwassergewässer, wo sie im flachen Ufergewässer und auf den Schlammbänken das Wasser mit dem Schnabel durchseihen. Sie besiedelt in Australien in den letzten Jahren auch zunehmend Wasserrückhaltebecken.[6] Sie präferieren dabei Gewässer, deren Wasserstand saisonal nur wenig schwankt und die dicht mit Wasserpflanzen bewachsen sind.[7] An Brackwässern, Salzseen und in Flussmündungen halten Australische Löffelenten sich nur selten auf. In Australien dringt sie in Zeiten mit starken Regenfällen weiter ins Inland vor. Sie besiedelt jedoch nur Gewässer, die ausreichend Deckung in Gewässernähe bieten. Wegen ihrer Abhängigkeit von Regenfällen kommt sie gelegentlich nur an den Seen im Küstengebiet Südostaustraliens sowie an großen Wasserläufen mit Überschwemmungsflächen vor. In diesen Zeiten kann sie in großen Schwärmen beobachtet werden und ist dann auch mit anderen Anas-Arten vergesellschaftet.

Nahrung und Nahrungserwerb

Die Australische Löffelente ernährt sich überwiegend animalisch. Hauptbestandteil sind Wasserflöhe, Wasserinsekten und Kleinmollusken.[6] Sie nimmt während der Futtersuche allerdings auch Samen auf. Ähnlich wie die Löffelente durchseiht sie das Wasser und presst dabei das aufgenommene Wasser seitlich aus dem Schnabel. Die Futterbestandteile bleiben dabei in den Schnabellamellen hängen. Häufig ist während der Nahrungssuche ein schnelles Schwimmen zu beobachten.

Die Australische Löffelente gründet gelegentlich und noch seltener taucht sie nach ihrer Nahrung. Sie durchseiht während des Tauchens vermutlich den Bodenschlamm von Gewässern.[5]

Fortpflanzung

Balz

Weibchen

Australische Löffelenten haben ein umfangreiches Balzrepertoire. In der Regel balzen mehrere Männchen in der Nähe der Weibchen. Zu den Balzritualen zählt Kopfschütteln, Kopf-Hochschnellen und schnelle Pumpbewegungen mit dem Kopf. Diese Balzbewegung, die sowohl Männchen als auch Weibchen zeigen, kommt auch bei anderen Löffelenten vor. Auf dem Höhepunkt der Balz zeigen die Männchen ein Scheinputzen des Gefieders sowie ein ritualisiertes Flügelschlagen. Balzende Männchen folgen den Weibchen auch im Flug und solche Verfolgungsflüge sind feste Bestandteile der Balz. Zu den auffälligsten Balzgesten zählt ein Auffliegen des Männchens, bei dem es von dem im Wasser schwimmenden Weibchen wegfliegt, sich aber kurz darauf wieder aufs Wasser fallen lässt und zum Weibchen und der balzenden Gruppe zurückfliegt. Diese Flüge sind häufig halbkreisförmig und werden meist von mehreren Männchen mehrmals wiederholt.

Aufzucht der Jungen

Australische Löffelenten nisten einzeln. Sie ziehen nach jetzigem Kenntnisstand nur ein Gelege pro Jahr groß. Das Nest findet sich häufig wohlversteckt in der Vegetation in einiger Entfernung vom Wasser. Der Nistplatz wird vom Entenpaar ausgesucht. Die Eiablage beginnt in Australien gewöhnlich im August. Die Brutzeit der Neuseeländischen Löffelente fällt dagegen in die Monate Oktober bis November. Die Eier sind elliptisch bis rundoval. Die Oberfläche ist glatt und glänzt. Die Schale ist hellrahmfarben und weist einen leichten blaugrünen Anflug auf. Ein Vollgelege umfasst neun bis elf Eier.[8] Es brütet allein das Weibchen. Das Männchen verlässt das Weibchen mit Brutbeginn und einsetzender Mauser. Die Inkubationszeit beträgt 24 bis 25 Tage.[8] Die Küken, die nur vom Weibchen geführt werden, sind nach etwa acht Wochen flügge.

Haltung in Europa

Die Australische Löffelente zählt zu den Arten, die erst relativ spät nach Europa und Nordamerika importiert wurden. 1934 wurden ein Männchen und zwei Weibchen der neuseeländischen Unterart in Frankreich gehalten. 1935 erfolgte dort die Erstzucht. Der britische Wildfowl Trust, dem bei einer Reihe von Entenarten die Welt- beziehungsweise die europäisch Erstzucht gelang, hielt Australische Löffelenten der neuseeländischen Unterart wieder ab 1960 und die Nominatform ab 1967. Beide Unterarten konnten vom Wildfowl Trust erfolgreich nachgezüchtet werden. Seit dem Beginn der 1990er Jahren wird in Europa allerdings überwiegend die Neuseeländische Löffelente gehalten. Die Australische Löffelente ist unter anderem in Folge von Inzuchtdepressionen in der europäischen Haltung nahezu vollständig verschwunden. Die Neuseeländische Löffelente hat außerdem den Vorteil, dass sie etwas kälteresistenter als die australische Unterarten ist.[6]

Belege

Literatur

  • P. J. Higgins (Hrsg): Handbook of Australian, New Zealand & Antarctic Birds, Band 1, Ratites to Ducks, Oxford University Press, Oxford 1990, ISBN 0195530683
  • Janet Kear (Hrsg): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0198546459
  • Hartmut Kolbe; Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Kear, S. 558
  2. Higgins, S. 1340
  3. Kolbe, S. 229
  4. Kolbe, S. 228
  5. 5,0 5,1 Kear, S. 559
  6. 6,0 6,1 6,2 Kolbe, S. 230
  7. Higgins, S. 1341
  8. 8,0 8,1 Kear, S. 560

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