Botanischer Garten der Universität Leipzig


Der Botanische Garten der Universität Leipzig beheimatet auf einer Fläche von 3,5 Hektar etwa 10.000 verschiedene Pflanzen aus mehr als 600 verschiedenen Arten. Er ist der älteste Botanische Garten Deutschlands und gehört zu den ältesten weltweit.

Geschichte

Die Vorgängeranlagen von 1539, 1653 und 1806

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Der Botanische Garten von 1806 auf dem Gelände des späteren Reichsgerichtsgebäudes (1867)
Der Botanische Garten mit dem Gebäude des Trierschen Instituts am Pleißemühlgraben (1860), Zeichnung von Adolf Eltzner
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Eingangsbereich des Botanischen Gartens (vor 1876)

Im Zuge der maßgeblich von Caspar Borner (1492–1547) und Joachim Camerarius d. J. (1534–1598) vorangetriebenen Reform der Universität Leipzig ab 1539 entstand das Vorhaben, einen Medizinalpflanzengarten (hortus medicus) einzurichten. Den entscheidenden Impuls für die Umsetzung dieser Idee gab letztlich die Schenkung des Dominikanerklosters St. Pauli durch Herzog Moritz von Sachsen (1521–1553) an die Universität Leipzig. Ab Mai 1543 befand sich der Pflanzengarten auf dem Gelände des früheren Klostergartens an der Nordseite der Paulinerkirche. Die eigenständige Existenz des Gartens gilt allerdings erst ab 1580 gesichert, als der Mathematikprofessor Moritz Steinmetz zum Präfekten des Gartens ernannt wurde. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde dieser Pflanzengarten verwüstet, was zu seiner Aufgabe im Jahr 1641 führte.

Nachdem die Universität im Januar 1648 das unmittelbar an die Paulinerkirche grenzende Große Fürstenhaus[1] in der Grimmaischen Gasse (heute: Grimmaische Straße) erworben hatte, richtete sie 1653 im dazugehörigen Garten einen neuen Botanischen Garten ein. Dieser war auch der Öffentlichkeit zugänglich und bestand über 150 Jahre.

Erst 1806 wurde dieser Garten auf das Gelände hinter der Wasserkunst am Pleißemühlgraben nahe dem heutigen Reichsgerichtsgebäude verlegt. Das Areal war 1806 von Rahel Amalia Augusta Trier (1731–1806), der Witwe des Appellationsgerichtsrats Carl Friedrich Trier (1726–1794), für die Gründung des Trierschen Instituts zur Hebammenausbildung hinterlassen worden, wobei die teilweise Nutzung für einen Botanischen Garten zugelassen wurde. Die beachtliche Grundfläche von 10 Hektar konnte deshalb und wegen der ungünstigen Bodenverhältnisse – auf dem Gelände befanden sich zwei Seen und einige Sümpfe – nur bedingt genutzt werden.[2]

Trotz dieser Hindernisse wurden ab 1827 bis in die 1850er Jahre nach Entwürfen von Albert Geutebrück (1801–1868) etliche Nutzbauten (Bassin für Wasserpflanzen, das Pflanzenvermehrungshaus, Schuppengebäude) und auch 1835 die Brücke über die Pleiße (genauer Pleißemühlgraben) errichtet.[3] Die Gewächshäuser wurden erst nach 1840 erbaut. Gleichwohl wurden 1857 auf dem Gelände mehr als 10.000 Pflanzenarten kultiviert, davon allein 4.500 in den Gewächshäusern. Von herausragender Bedeutung war dabei eine aus 607 Arten bestehende Farnsammlung, die als die bedeutendste ihrer Zeit gilt.

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Der Botanische Garten auf einem Stadtplan um 1905, östlich davon der ehemalige Neue Johannisfriedhof (heute Friedenspark)

Verlegung des Botanischen Gartens zum jetzigen Standort

Nachdem die Entscheidung gefallen war, auf dem Gelände des Botanischen Gartens das Reichsgerichtsgebäude zu errichten, kam es in den Jahren 1876/77 zur dritten Verlegung der Anlage. Als neuer Standort wurde das sogenannte Postfeld an der heutigen Linnéstraße südöstlich der Leipziger Altstadt gewählt. Das zunächst nur 2,8 Hektar große Gelände wurde 1895 auf 3,1 Hektar erweitert. Die Gewächshausfläche hatte sich gegenüber dem früheren Standort auf 1232 m² mehr als verdoppelt. Die systematische Grundgliederung des Freilandgartens blieb auch am neuen Standort bestehen. Neben den Abteilungen der Arznei- und Nutzpflanzen gab es Gruppen von Kalk-, Salz- und Gebirgspflanzen. In einem kleinen Becken war eine Auswahl von Wasser- und Sumpfpflanzen untergebracht. Insgesamt blieb die Artenzahl zunächst aber deutlich hinter der des Vorgängergartens zurück.

Zerstörung, Wiederaufbau und Sanierung

Beim Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 wurde das im nördlichen Teil des Gartens gelegene Gebäude des Botanischen Instituts der Universität völlig zerstört. Ein weiterer Luftangriff mit Sprengbomben im Februar 1945 verwüstete den Gewächshauskomplex und hinterließ auf dem Gelände 15 Bombentrichter. Nahezu alle Gewächshauspflanzen fielen anschließend der Kälte zum Opfer. Lediglich 26 Kalthauspflanzen wurden gerettet, darunter die noch heute kultivierten Exemplare des Erdbeerbaums, des Zylinderputzerstrauchs und des Granatapfels.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Ruine des Botanischen Instituts abgetragen und dessen Kellergewölbe mit Trümmerschutt verfüllt. An seinem Standort wurde ein asiatisches Steppenbiotop angelegt. Bis 1954 konnten sämtliche Schauhäuser wiederhergestellt werden. Das Pflanzenmaterial stammte zu einem Großteil aus anderen, nicht zerstörten Botanischen Gärten der DDR. 1955 wurden auf dem Gelände des Botanischen Gartens bereits wieder 2.400 Sippen kultiviert.

In der Spätphase der DDR wurden dringend erforderliche Reparatur- und Erneuerungsarbeiten unterlassen. Dies hatte in den 1980er Jahren die Schließung einiger Gewächshäuser zur Folge. Von 1992 bis 2004 wurde der Botanische Garten umfassend saniert. Zunächst beschränkten sich die Sanierungsarbeiten auf die Umfassungsmauern, ein Versuchsgewächshaus und die Frühbeetkastenanlage. Am 25. Juli 1996 wurde ein Schmetterlingshaus eröffnet. 1998 wurden alle Gewächshausanlagen in ein Interimsquartier verbracht und die Gewächshäuser abgerissen. In den Jahren 1999/2000 entstanden fünf neue Gewächshäuser.

Bedeutende Direktoren

Der Botanische Garten auf einer Briefmarke von 1992

In seiner fast 500-jährigen Geschichte haben mehrere namhafte Botaniker den Garten geleitet:[4]

Einzelnachweise

  1. Die Paulinerkirche samt dem Grossen Fürstenhause in Leipzig von Gabriel Bodenehr d. Ä.
  2. Carl Weidinger: Leipzig. Ein Führer durch die Stadt. Verlagsbuchhandlung J. J. Weber, Leipzig 1860. S. 119
  3. Birgit Hartung: Albert Geutebrück. Baumeister des Klassizismus in Leipzig. Lehmstedt-Verlag, Leipzig 2003, ISBN 3-937146-05-9, S. 71 ff. und S. 142
  4. Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 61

Weblinks

Koordinaten: 51° 19′ 43,3″ N, 12° 23′ 28,6″ O

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