Europäischer Laubfrosch



Europäischer Laubfrosch

Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Familie: Laubfrösche i.w.S. (Hylidae)
Unterfamilie: Hylinae
Gattung: Laubfrösche (Hyla)
Art: Europäischer Laubfrosch
Wissenschaftlicher Name
Hyla arborea
(Linnaeus, 1758)

Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist ein Froschlurch, der zur Familie der Laubfrösche im weiteren Sinne (Hylidae) und zur Gattung der Laubfrösche (Hyla) gehört. Er ist der einzige mitteleuropäische Vertreter einer nahezu weltweit (allerdings schwerpunktmäßig neuweltlich) verbreiteten Tierfamilie, die mit über 800 Arten zu den formenreichsten innerhalb der Amphibien zählt. Für das Jahr 2008 wurde der Europäische Laubfrosch von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum Lurch des Jahres gewählt.[1]

Merkmale und Lebensweise

Morphologie

Laubfrosch, auf Rohrkolben sitzend

Die Kopf-Rumpf-Länge des Europäischen Laubfrosches beträgt 3 bis 4,5, bei Weibchen auch bis 5 Zentimeter. Das Körpergewicht beim Männchen kann von 3,5 bis 7 Gramm variieren, beim weiblichen Frosch je nach Jahreszeit zwischen 6 und 9 Gramm. Der Kopf ist breiter als lang; die Kopfseiten fallen steil ab, die Schnauze ist entsprechend stumpfwinklig. Die stark hervortretenden Augen besitzen waagerecht-elliptische Pupillen, die bisweilen dunkel gesprenkelte Iris leuchtet goldgelb. In der Dunkelheit weiten sich die Pupillen derart, dass sie nahezu den gesamten sichtbaren Augapfel ausfüllen. Das Trommelfell ist deutlich erkennbar und etwa halb so groß wie das Auge. Ohrdrüsenwülste (Parotiden), wie beispielsweise bei der Erdkröte, fehlen. Die vorderen Gliedmaßen sind recht kurz und weisen je vier Finger mit Haftscheiben (s. u.) an den Enden auf, die Hinterfüße haben je fünf Zehen. Die Kehle der Männchen ist gelb bis gelbbraun gefärbt und faltig, jene der Weibchen weißlich bis hellgrau und leicht gekörnelt. Männchen besitzen eine große, gelb- oder bräunliche, kehlständige Schallblase.

Verwandte Arten

Mit dem Europäischen Laubfrosch eng verwandt sind die folgenden Arten der Paläarktis:

Der in Italien (einschließlich Sizilien) und in der Schweiz (Tessin) vorkommende Italienische Laubfrosch (Hyla intermedia) wird erst seit kurzem als eigene Art geführt und ähnelt dem Europäischen Laubfrosch sehr. Auch der Portugiesische Laubfrosch (Hyla molleri) galt bisher als Unterrat bzw. Varietät von Hyla arborea, wird seit 2008 aufgrund von molekulargenetischen Untersuchungen von einigen Autoren aber als eigene Art postuliert.[2] Bei dem in Südfrankreich, Nordwestitalien, Spanien, Portugal und Nordwestafrika lebenden Mittelmeer-Laubfrosch (Hyla meridionalis) endet der dunkle Flankenstreifen direkt hinter dem Oberarmansatz. Der auf Korsika, Sardinien, Elba, Capraia und einigen weiteren Mittelmeerinseln vorkommende Tyrrhenische Laubfrosch (Hyla sarda) hat einen Seitenstreifen, der bis zur Rumpfmitte verläuft und sich danach in einzelne Streifen und Flecken auflöst. Zudem befinden sich auf Rücken und Gliedmaßen dunkelgrüne Flecken und die Haut ist weniger glatt. Seine Schnauze ist leicht verkürzt, wodurch der Kopf breiter wirkt.

Quellen

Literatur

  • Josef Blab, Petra Brüggemann & Harald Sauer: Tiere in der Zivilisationslandschaft. Teil 2. Raumeinbindung und Biotopnutzung bei Reptilien und Amphibien im Drachenfelser Ländchen. Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie, Bonn-Bad Godesberg 1991, ISBN 3-88949-175-8
  • Christa Clausnitzer & Hans-Joachim Clausnitzer: Erste Ergebnisse einer Wiederansiedlung des Laubfrosches Hyla arborea (Linnaeus, 1758) im Landkreis Celle (Niedersachsen). (Salientia: Hylidae). Salamandra, DGHT, Rheinbach 1984, 20 (1): 50–55, ISSN 0036-3375
  • Hans-Joachim Clausnitzer: Zur Ökologie und Ernährung des Laubfrosches Hyla a. arborea (Linnaeus, 1758) im Sommerlebensraum (Salientia: Hylidae). Salamandra, DGHT, Rheinbach 1986, 22: 162–172, ISSN 0036-3375
  • Hans-Joachim Clausnitzer & Friedo Berninghausen: Langjährige Ergebnisse von zwei Wiedereinbürgerungen des Laubfrosches mit Vorschlägen zum Artenschutz. Natur und Landschaft, Kohlhammer, Stuttgart 1991, 66 (6): 335–339, ISSN 0028-0615
  • Irenäus Eibl-Eibesfeld: Vergleichende Verhaltensstudien an Anuren. 1. Zur Paarungsbiologie des Laubfrosches. Zeitschrift für Tierpsychologie, Parey, Berlin/Hamburg 1952, 9: 382–395, ISSN 0044-3573
  • Arno Geiger (Hrsg.): Der Laubfrosch (Hyla arborea L.). Ökologie und Artenschutz. Mertensiella, Bd. 6, Rheinbach/Bonn 1995, ISBN 3-9801929-5-4
  • Dieter Glandt: Der Laubfrosch – ein König sucht sein Reich. Zeitschrift für Feldherpetologie, Laurenti, Bochum 2004, Beiheft 8, ISSN 0946-7998
  • Wolf-Rüdiger Grosse: Der Laubfrosch. Die Neue Brehm-Bücherei, Bd. 615, Westarp, Magdeburg 1994, ISBN 3-89432-407-4
  • Wolf-Rüdiger Grosse & Rainer Günther: Laubfrosch – Hyla arborea (Linnaeus, 1758). S. 343–364 in: Rainer Günther (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. G. Fischer, Jena 1996, ISBN 3-437-35016-1
  • Andreas Nöllert & Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. Kosmos Naturführer. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992. ISBN 3-440-06340-2
  • Hans Schneider: Rufe und Rufverhalten des Laubfrosches Hyla arborea arborea (L.). Zeitschrift für vergleichende Physiologie, Springer, Berlin 1967, 57: 174–189, ISSN 0044-3638
  • Urs Tester: Artenschützerisch relevante Aspekte zur Ökologie des Laubfrosches (Hyla arborea). Inauguraldissertation Naturwiss. Univ. Basel, 1990.

Einzelnachweise

  1. European Tree Frog - Frog of the Year 2008, Artikel abgerufen am 30. Mai 2008
  2. Matthias Stöck, Sylvain Dubey, Cornelya Klütsch, Spartak N. Litvinchuk, Ulrich Scheidt und Nicolas Perrin: Mitochondrial and nuclear phylogeny of circum-Mediterranean tree frogs from the Hyla arborea group. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 49, Nr. 3. Elsevier, Dezember 2008, ISSN 1055-7903, S. 1019–1024, doi:10.1016/j.ympev.2008.08.029 (PDF, 1,2 MB).

Weblinks

Commons: Europäischer Laubfrosch – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien