Gefleckter Pfeilgiftkäfer



Gefleckter Pfeilgiftkäfer

Larve des Gefleckten Pfeilgiftkäfers (Diamphidia nigroornata)

Systematik
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Familie: Blattkäfer (Chrysomelidae)
Unterfamilie: Flohkäfer (Alticinae)
Gattung: Diamphida
Art: Gefleckter Pfeilgiftkäfer
Wissenschaftlicher Name
Diamphidia nigroornata
(Stål, 1858)
Sandkokon
geöffneter Sandkokon
Imago
Imago

Der Gefleckte Pfeilgiftkäfer (Diamphidia nigroornata) gehört zur Unterfamilie der Alticinae der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae). Die Larven werden von indigenen Völkern Afrikas zur Herstellung von Pfeilgift verwendet. Weitere als Pfeilgiftkäfer bezeichnete Arten sind Diamphidia vittatipennis und Polyclada flexuosa, aber auch die Larven des Laufkäfers Lebistina holubi.

Merkmale

Die Imagines des Gefleckten Pfeilgiftkäfers sind sieben bis neun Millimeter groß. Die Grundfärbung ist gelb, die schwarzen Flecken finden sich am Kopf, auf dem Halsschild und den Flügeldecken. Ihre Anzahl kann leicht variieren. Die Fühler sind dunkel mit gelber Basis. Das Scutellum ist schwarz. Die Schenkel sind basal gelb, apikal schwarz gefärbt, Vorder- und Mittel-Schienen sind schwarz, Hinterschienen basal gelb und die Tarsen schwarz. Ebenso wie bei anderen Vertretern der Unterfamilien Criocerinae, Chrysomelinae, Galerucinae und Alticinae finden sich an Halsschild und Flügeldecken Giftdrüsen zur Verteidigung.

Vorkommen

Von den drei aus dem südlichen Afrika ebenfalls zur Herstellung von Pfeilgift bekannten Arten der Gattung Diamphidia ist nigroornata am weitesten verbreitet und auch am häufigsten anzutreffen. Der Gefleckte Pfeilgiftkäfer tritt gelegentlich mit Diamphidia femoralis und Diamphidia vitatipennis sympatrisch auf.

Ernährung und Entwicklung

Die Larven und Imagines von Diamphidia nigroornata fressen überwiegend an Commiphora angolensis, einem Balsambaumgewächs, aber auch an C. africana und C. pyracanthoides. Die erwachsenen Weibchen legen ihre Eier in Gruppen von bis zu 15 an die Äste der Commiphora-Bäume. Dabei belegt das Muttertier die Eier mit grünlichen Exkrementen, die nach Trocknung die Eier dunkelbraun erscheinen lassen und so sehr gut tarnen. Die Larven durchlaufen drei Stadien und ernähren sich von den Blättern der Wirtspflanzen. Nach Abschluss dieses Reifungsfraßes graben sie sich an der Wirtspflanze einen halben bis einen Meter tief in sandigen Boden und produzieren mit Hilfe eines Exkretionssekretes einen Sandkokon. Darin verbergen sich die Larven bis zu mehrere Jahre, bevor sie das Puppenstadium erreichen. Über die Dauer des Puppenstadiums und den Auslöser zur Verwandlung gibt es bisher keine genaue Kenntnis.

Feinde

Neben dem Menschen als Feind der Tiere werden die Larven von Diamphidia nigroornata in ihren Sandkokons von den Larven des Laufkäfers Lebistina holubi parasitiert. Auch dieser Parasit ist giftig und dient den Indigenas als Pfeilgift.

Nutzung als Pfeilgift

Bereits 1864 beschreibt Thomas Baines als einer der ersten Europäer von seiner Reise durch Südwestafrika in den Jahren 1861/1862 die Nutzung von Larven für die Herstellung von Pfeilgiften. Unklar blieb allerdings noch bis in das 20. Jahrhundert hinein die genaue Artdiagnose.

Generell werden in Afrika tierische Gifte seltener zur Jagd verwendet. In den meisten Fällen werden zu tierischen Produkten zusätzlich pflanzliche beigefügt, so dass erst die Kombination den Erfolg ausmacht. Gelegentlich wird wohl bei den San-Buschleuten das Gift der Larven auch unvermischt verwendet.

Wegen der langen Ruhephase der Larven im Boden können diese das ganze Jahr über gefunden werden und stellen somit eine jederzeit verfügbare Basis für das Gift dar. Vor der Jagd werden die Larven aus den Sandkokons befreit und in einer Mulde (beispielsweise in der Gelenkpfanne eines Oberschenkelknochens) vorsichtig ausgepresst. Zusätzlich wird der Saft mit pflanzlichen Giften ergänzt. Da das Proteingift hitzeempfindlich ist, wird es ohne Kochvorgang unterhalb der Spitze eines Pfeiles aufgetragen und an der Luft getrocknet. Etwa zehn Larven werden in der Regel für einen Pfeil verwendet und die Haltbarkeit soll bis zu einem Jahr gegeben sein. Das Gift wirkt nur langsam über den Blutkreislauf, so dass der Jäger seinem Opfer noch einige Stunden bis Tage folgen muss.

Herstellung des Giftes

Die folgenden Fotos zeigen einen San bei der Herstellung des Pfeilgiftes unter Verwendung der Innereien von Diamphidia nigroornata und gerösteten Samen der Bobgunnia madagascariensis (=Swartzia m.) an der Grenze Namibias zu Botswana:

Quellen

Literatur

  • Thomas Baines: Explorations in South-West Africa: being an account of a journey in the years 1861 and 1862 from Walvisch Bay, on the Western Coast to Lake Ngami and the Victoria Falls. - London: Longman, Green, Longman, Roberts, & Green, 1864
  • Thomas Baines: The northern goldfields diaries of Thomas Baines (1820–1875), edited by J. P. R. Wallis, 3 Bände. - London, Chatto & Windus, 1864
  • R. Boehm: Ueber das Gift der Larven von Diamphidia locusta. - Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology 38(5-6): 424-427, 1897
  • L. Deroe, J. M. Pasteels: Distribution of adult defense glands in chrysomelids (Coleoptera: Chrysomelidae) and its significance in the evolution of defense mechanisms within the family. – Journal of Chemical Ecology 8(1): 67–82, 1982
  • C. Koch: Preliminary notes on the coleopterological aspect of the arrow poison of the bushmen. – Pamphlet of the South African Biological Society 20: 49–54, 1958
  • L. Lewin: Blepharida evanida, ein neuer Pfeilgiftkäfer. - Naunyn-Schmiedeberg’s Archives of Pharmacology 69(1): 59–66, 1912
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  • H.-D. Neuwinger: Das Pfeilgift der Kalahari-San: Tödliche Käferlarven. - Biologie in unserer Zeit 34(2): 88–94, 2004
  • E. M. Shaw, P. L. Woolley, F. A. Rae: Bushman arrow poisons. - Cimbebasia 7(2): 2–41, 1963
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  • J. M. R. Woollard, F. A. Fuhrman, H. S. Mosher: The bushman arrow toxin, diamphidia toxin: isolation from pupae of Diamphidia nigro-ornata. - Toxicon 22: 937–946, 1984

Weblinks

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