Haplogruppe N (mtDNA)


Haplogruppe der mitochondrialen DNA
Name N
Ursprungsdatum vor 71.000 Jahren
Ursprungsort Asien oder Ostafrika
Vorfahr L3
Nachkommen N1'5, N2, N9, N12, N13, N14, N21, N22, A, I, W, R, X, Y
Mutationen 73, 7028, 11719, 12705, 14766, 16223

Die Haplogruppe N ist in der Humangenetik eine Haplogruppe der Mitochondrien.

Sie ist ein Nachkomme der Haplogruppe L3, die an der Auswanderung aus Afrika teilnahm; ihr Ursprung wird in Westasien vor etwa 50.000 bis 80.000 Jahren angenommen. Haplogruppe N ist Vorfahr fast aller europäischen und ozeanischen Haplogruppen, zusätzlich zu vielen asiatischen und amerindischen. Es wird davon ausgegangen, dass sie in Westasien zur gleichen Zeit wie Haplogruppe M entstand. Diese Makrohaplogruppe umspannt mehrere Kontinente.[1] Sie ist auch am Horn von Afrika in einer niedrigeren Frequenz präsent, die durch eine Rückwanderung nach Afrika vor 30.000 Jahren entstand, gemeinsam mit dem asiatischen Haplotyp M1 und anderen eurasischen Haplogruppen.

Zu den Nachkommen gehören auch die Makrohaplogruppe R (und ihre Nachkommen) und die Haplogruppen N1, A, I, S, W, X und Y.

Stammbaum

Dieser phylogenetische Stammbaum der Subgruppen von Haplogruppe N basiert auf einer Veröffentlichung von Mannis van Oven und Manfred Kayser[2] und anschließender wissenschaftlicher Forschung.

  • N
    • N1'5
      • N1
        • N1a'c'd'e'I
          • N1a'd'e'I
            • N1a'e'I
              • Haplogruppe_N1a_(mtDNA)
                • N1a1
                  • N1a1a
              • N1e'I
                • I
                • N1e
            • N1d
          • N1c
        • N1b
          • N1b1
            • N1b1a
            • N1b1b
            • N1b1c
              • N1b1d
          • N1b2
      • N5
    • N2
      • N2a
      • W
    • N9
      • N9a
        • N9a1'3
          • N9a1
          • N9a3
        • N9a2'4'5
          • N9a2
            • N9a2a'b
              • N9a2a
              • N9a2b
            • N9a2c
            • N9a2d
          • N9a4
          • N9a5
        • N9a6
          • N9a6a
      • N9b
        • N9b1
          • N9b1a
          • N9b1b
          • N9b1c
            • N9b1c1
        • N9b2
        • N9b3
      • Haplogruppe Y
    • N12
      • N12a
    • N13
    • N14
    • N21
    • N22
    • A
    • Haplogruppe S (mtDNA)
    • X
    • R

Funde antiker Skelette der mtDNA-Haplogruppe N in Europa

2003: Zwei Cro-Magnon Exemplare aus der Paglicci Höhle, Apulia, Italien trugen Haplogruppe N in sich. Diese Funde waren 23.000 und 24.000 Jahre alt.[3]

2005/2010: Wolfgang Haak et al. sequenzierte mitrochondriale DNA antiker Skelette (von ca. 5500 bis 4900 v. Chr.) aus Fundorten der Linienbandkeramik-Kultur in Deutschland und Österreich – von 38 gewonnenen DNA-Sequenzen hatten sechs Haplogruppe N1a.[4]

2010: Die von Marie-France Deguilloux et al. untersuchten Überreste der Grablege eines Hügelgrabes in Deux Sevres, Frankreich, aus dem Jahre 4200 v. Chr. (Megaltithkultur) wurden einer DNA-Analyse unterzogen. Ein Exemplar trug die Haplogruppe N1a in sich.[5]

2011: Zsuzsanna Guba analysierte die mtDNA von elf jungsteinzeitlichen Skeletten aus Ungarn. Unter fünf Exemplaren der Körös-Kultur konnten zwei mit den Mutationen der Haplogruppe N9a entdeckt werden.[6]

Funde aus der Antike/dem Mittelalter

2006: Die gefrorenen Überreste eines Mannes in den Bergen der Mongolai (Altai Republik) erwiesen ihn ebenfalls als Träger der mtDNA-Haplogruppe N1a. Der blonde Skythische Krieger lebte vor ca. 2005 Jahren.[7]

2007: Eines von insgesamt 13 Skeletten in dem mittelalterlichen Friedhof in Riisby, Dänemark (gegründet 1000 n. Chr.) trug die für Skandinavien äußerst seltene Hg N1a.[8]

2007 : Ebenfalls selten war die Existenz der Haplogruppe N1a in Ungarn des 10.–11. Jahrhunderts. In einer Studie von 2007 fand man wenige Skelette mit dieser Haplogruppe von Personen mit hohem Status, wogegen Personen von geringerem Status andere, Westeurasien-typischere, Haplogruppen trugen.[9]

2008: In Sagalassos, Südwesten Anatoliens, wurden reichhaltige Funde gemacht und insgesamt 85 Skelette ausgegraben. Nachdem die DNA-Sequenzen gewonnen waren, stellte man bei einigen die mtDNA Hg N (evtl. N1b) fest. Die Grabungsfunde datieren auf einen Zeitraum von 200 Jahren (11.–13. Jh.) und dieses Gebiet war zu dieser Zeit byzantinisch.[10]

Ludwig XVI von Frankreich

Reste des Blutes von Ludwig XVI. wurden 2010 einem DNA-Test unterzogen. Überraschend war die ungewöhnliche, antike mtDNA Haplogruppe N1b 176G. Auch seine männliche Hg konnte so ermittelt werden.[11]

Siehe auch

Weblinks

Evolutionsbaum Haplogruppen Mitochondriale DNA (mtDNA)
mtDNA-Eva
L0 L1 L2 L3   L4 L5 L6
  M N  
CZ D E G Q   A S   R   I W X Y
C Z B F R0   prä-JT P  U
HV JT K
H V J T

Einzelnachweise

  1. Haplogroups I & N.
  2. vanOven: Updated comprehensive phylogenetic tree of global human mitochondrial DNA variation.
  3. David Carmelli et al.: Evidence for a genetic discontinuity between Neandertals and 24,000-year-old anatomically modern Europeans. 2003
  4. Wolfgang Haak: Ancient DNA from European Early Neolithic Farmers Reveals Their Near Eastern Affinities. 2010
  5. Deguilloux et al.: Ancient DNA from French Megalithic Bural Chamber. (PDF) 2010
  6. Zsuzsanna Guba et al.: Evidence for N9a discontinuity and East Asian haplogroups in the Neolithic Hungary 2010
  7. Genetic analysis of a Scytho-Siberian skeleton . In: Human biology; an international record of research, 76, 2007, PMID 15222683
  8. Linea Melchior et al.: Genetic Diversity among Ancient Nordic Populations.
  9. Comparison of maternal lineage and biogeographic analyses of ancient and modern Hungarian populations. In: American Journal of Physical Anthropology, 2007, doi:10.1002/ajpa.20677
  10. Claudio Ottoni et al.: Mitochondrial analysis of Byzantine popluation reveals the diffrential impact of multiple historical events in South Anatolia (PDF)
  11. Genetic analysis of the presumptive blood from Louis XVI, King of France. In: Forensic Sci Int Genet. 2011, PMID 20940110

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