Krötengoldfliege
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Krötengoldfliege | ||||||||||||
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Krötengoldfliege (Lucilia bufonivora) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lucilia bufonivora | ||||||||||||
Moniez, 1876 |
Die Krötengoldfliege (Lucilia bufonivora), auch Krötenfliege genannt, ist eine unter anderem auch in Mitteleuropa vorkommende Art aus der Familie der Schmeißfliegen (Calliphoridae). Mehrere Arten der Gattung Lucilia sind fakultative (wahlweise) oder obligate (ausschließliche) Parasitoide von Amphibien. Die Larven der Krötengoldfliege gehören zu der letztgenannten Gruppe. Sie fressen das innere Gewebe insbesondere im Kopfbereich von lebenden Kröten oder anderen Lurchen, bis diese sterben und die Maden schließlich zur Verpuppung gelangen.
Merkmale
Die Imagines von Lucilia bufonivora ähneln einigen anderen Goldfliegenarten, etwa der häufigeren Kaisergoldfliege (Lucilia caesar). Sie erreichen eine Körperlänge von bis zu neun Millimetern und haben einen grün-golden metallisch glänzenden Körper. Die vierte Längsader der Flügel ist speziell bei dieser Art scharf abgeknickt.
Lebensweise
Krötengoldfliegen leben vor allem in blütenreichen Staudenfluren, insbesondere an Doldenblütlern, und ernähren sich dort von Pollen und Nektar. Zur Fortpflanzung platzieren die Tiere in den Sommermonaten ihre weißen, länglichen Eier auf den Rücken oder Kopf von Kröten und anderen Amphibien. Betroffen ist insbesondere die Erdkröte; darüber hinaus sind aber auch Kreuzkröte, Wechselkröte, Grasfrosch, Geburtshelferkröte, Knoblauchkröte, Laubfrosch, Moorfrosch, Teichfrosch und ausnahmsweise der Feuersalamander als Wirtsarten belegt.[1] Die rasch schlüpfenden Larven dringen durch die Nasenlöcher in den Kopf des Wirtes ein, wo sie sich durch das Weichgewebe des noch lebenden Tieres fressen. Nach wenigen Tagen kann der vordere Schnauzen- und Kopfbereich völlig deformiert und entstellt sein. Wenn die Larven dabei das Gehirn erreicht haben oder andere lebenswichtige Organe oder Körperfunktionen zerstört wurden, verendet der Lurch schließlich. In ihrem letzten Larvenstadium haben die Maden den Kadaver mitunter fast vollständig aufgefressen – einschließlich Haut und Bindegewebe, unter Umständen sogar samt Knorpel und Knochen.[2] Dann graben sie sich in anstehenden feuchten Boden ein und verpuppen sich.
Der gesamte Vorgang vom Schlupf der Fliegenmaden aus den Eiern über das Eindringen in den Wirt, die Larvenentwicklung in dessen Körper, sein Verenden und bis zum Verpuppen der Larven dauert etwa drei bis vier Wochen. Eine tote Kröte kann innerhalb von ein bis zwei Wochen (je nach Befallsdichte) vollständig skelettiert worden sein. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es oft anscheinend auch noch zu sekundärem Befall des Kadavers mit Larven anderer Fliegenarten kommt. Das Puppenstadium bis zum Schlupf fertiger Goldfliegen der nächsten Generation dauert weitere ungefähr ein bis drei Wochen.[3]
Auswirkungen auf Amphibienpopulationen
Über den Befall von Amphibien mit Lucilia-Larven liegen unter anderem aus Mitteleuropa viele Einzelbeobachtungen, aber nur wenige systematische Untersuchungen vor. Ob die erkrankten Amphibien primär ausschließlich von Lucilia bufonivora befallen waren, gilt auch noch als fraglich, da manche anderen Fliegenarten zumindest fakultative Amphibienparasitoide sind. Die Auswirkungen auf die Bestände von Amphibien können nicht abschließend eingeschätzt werden. Unter für die Goldfliegen günstigen Rahmenbedingungen werden auch einmal bedeutendere Anteile einer Krötenpopulation, offenbar insbesondere weibliche Tiere, in ihrem Sommerlebensraum durch Madenbefall vernichtet. Insofern kann Fliegen-Parasitose durchaus ein nennenswerter Mortalitätsgrund dieser Populationen sein. Tatsächlich scheinen aber verschiedene Faktoren einen gravierenden allgemeinen Einfluss auf die Bestände von Amphibien zu verhindern. Dazu wird unter anderem das aktive Abstreifen von Eiern oder Larven durch die Kröte gezählt, beispielsweise bei der Häutung. Aber auch der vorzeitige Wirtstod, der Aufenthalt der Tiere im Wasser oder klimatische Faktoren können den Erfolg der Fliegenentwicklung beeinträchtigen.
Im Vergleich zu anthropogenen Gefährdungsursachen für Amphibienpopulationen, wie etwa Lebensraumvernichtung und Straßenverkehr, spielen Verluste durch Lucilia-Myiasis überregional wahrscheinlich keine bestandslimitierende Rolle. Es handelt sich vielmehr um natürliche Vorgänge, die in ihrer ökologischen Bedeutung bisher noch unzureichend verstanden werden. Daher ist eine sachliche, neutrale Betrachtung angebracht, auch wenn das Schicksal des einzelnen befallenen Lurches als grausam erscheinen mag.[3]
Quellen und weiterführende Informationen
Einzelnachweise
- ↑ V. Neumann & F. Meyer: Lucilia bufonivora MONIEZ, 1876 – ein euryxener Amphibienparasit. – Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum Berlin 70 (1994): 331–341.
- ↑ Vít Zavadil: Zum Parasitismus der Krötengoldfliege (Lucilia bufonivora MONIEZ, 1876) auf Erdkröten (Bufo bufo) – Abwehrverhalten und limitierende Faktoren. – Zeitschrift für Feldherpetologie 4 (1997): 1–12.
- ↑ 3,0 3,1 Klaus Weddeling & Thomas Kordges: Lucilia bufonivora-Befall (Myiasis) bei Amphibien in Nordrhein-Westfalen – Verbreitung, Wirtsarten, Ökologie und Phänologie. Zeitschrift für Feldherpetologie 15 (2008): 183–202. (PDF-Volltext online)
Literatur
- Thomas Kordges: Starker Befall der Erdkröte (Bufo bufo) durch die Krötengoldfliege (Lucilia bufonivora MONIEZ, 1876). – Zeitschrift für Feldherpetologie 7 (2000): 211–218. Laurenti-Verlag, Bochum/Bielefeld. ISSN 0946-7998
- Vít Zavadil: Zum Parasitismus der Krötengoldfliege (Lucilia bufonivora MONIEZ, 1876) auf Erdkröten (Bufo bufo) – Abwehrverhalten und limitierende Faktoren. – Zeitschrift für Feldherpetologie 4 (1997): 1–12. Laurenti-Verlag, Bochum/Bielefeld. ISSN 0946-7998
Weblinks
- Weitere Bilder von Lucilia bufonivora bei www.commanster.eu
- Informationen und Fotos bei www.batraciens-reptiles.com (Französisch; Achtung, einige Fotos zeigen extrem entstellte Kröten!)