Kreuzkröte



Kreuzkröte

Kreuzkröte (Bufo calamita)

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Überfamilie: Hyloidea
Familie: Kröten (Bufonidae)
Gattung: Echte Kröten (Bufo)
Art: Kreuzkröte
Wissenschaftlicher Name
Bufo calamita
Laurenti, 1768

Die Kreuzkröte (Bufo calamita; noch umstrittenes[1] neues Synonym: Epidalea calamita) ist ein Froschlurch aus der Gattung der Echten Kröten innerhalb der Familie der Kröten (Bufonidae).

Merkmale

Die Iris ist gelblich-grün

Die Größe der Männchen reicht von vier bis sieben Zentimetern, die der Weibchen von fünf bis acht Zentimetern. Der Rücken ist auf hellerem Grund braun- oder olivfarben marmoriert. Die Hautoberfläche ist trocken und warzig. Die großen Warzen sowie die Parotiden am Hinterkopf sind manchmal rötlich gefärbt. Über ihr „Kreuz“ (den Rücken) zieht sich in der Regel (aber nicht immer) eine dünne gelbe Längslinie. Der Körper ist gedrungen, der Kopf nach vorne stark abfallend, die Schnauze gerundet, die Pupille waagerecht elliptisch, die Iris zitronengelb bis grünlich. Die Hinterbeine sind auch für Krötenverhältnisse besonders kurz, so dass Kreuzkröten selten hüpfen, sondern sich charakteristischerweise mausartig krabbelnd vorwärts bewegen.

Fortpflanzung

Die Männchen erzeugen zur Laichzeit mit Hilfe einer blau gefärbten, großen, kehlständigen Schallblase laute Paarungsrufe, um fortpflanzungswillige Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Die Rufserien lassen sich als metallisch lautes Rätschen („ärr .. ärr .. ärr“) umschreiben. Nächtliche Kreuzkröten-Rufchöre sind manchmal fast zwei Kilometer weit zu hören. In Mitteleuropa liegt die Hauptrufperiode im April und Mai. Je nach Witterungsverlauf ist aber auch schon ein früherer Rufbeginn (Ende März) möglich oder es finden in den Sommermonaten – ausgelöst durch ausgiebige Regenphasen – weitere Ruf- und Laichperioden statt. Die Rufe können klanglich mit denen des Ziegenmelkers verwechselt werden.

Kreuzkrötenpaar in Amplexus; nach der nächtlichen Eiablage verlassen die Weibchen den Laichplatz sofort wieder
Pfütze mit Kreuzkröten-Kaulquappen in einer Kiesgrube

Die ein- oder zweireihigen, perlenkettenartigen, ein bis zwei Meter langen Laichschnüre werden im Flachwasser direkt auf dem Gewässerboden abgelegt, ohne Bezug zu Pflanzenstängeln oder anderen Vertikalstrukturen. Sie sind nicht in jedem Fall sicher von denen der Erdkröte zu unterscheiden, die aber normalerweise früher ablaicht und die Eischnüre bevorzugt an etwas tieferen Wasserstellen zwischen Stängeln und untergetauchten Ästen verankert. Die Anzahl der schwarzen Eier beträgt zwischen 2800 und 4000, wobei der Eidurchmesser bei einem bis 1,7 Millimetern liegt.

Auch die dunklen, kleinen Kaulquappen ähneln denen der Erdkröte; ab dem Reifestadium mit Hinterbeinen weisen sie allerdings oft einen undeutlichen, hellen Kehlfleck auf. Ihre Länge einschließlich des Ruderschwanzes beträgt bis zu 36 Millimetern. Bei günstigen äußeren Bedingungen benötigen Kreuzkröten-Kaulquappen nur drei bis sechs Wochen bis zur Metamorphose. Die Dauer der Larvalentwicklung wird unter anderem von der Wassertemperatur, dem Nahrungsangebot, der Bestandsdichte, der Konkurrenz mit anderen Larven und der drohenden Austrocknung des Gewässers beeinflusst. Als minimale Entwicklungsdauer im Freiland gelten 17 Tage, und maximal kann diese zwischen 84 und 100 Tagen betragen.[2]

Lebensraum und Verbreitung

Ebenso wie die Wechselkröte ist die Kreuzkröte eine Pionierart warmer, offener Lebensräume in Gebieten mit lockeren und sandigen Böden. Das Vorhandensein vegetationsarmer bis -freier Biotope mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten als Landlebensraum sowie kaum bewachsener Flach- und Kleingewässer als Laichplätze ist Voraussetzung für die Existenz der Kreuzkröte.

Kiesgrube als Ersatzlebensraum
Verbreitungsgebiet der Kreuzkröte in Europa
Die Färbung der Tiere kann stark variieren. Eine gelbliche Rückenlinie ist aber meistens ausgeprägt – wenn auch bei diesem Männchen nur schwach
Recht typische Rückenzeichnung, hier bei einem jungen Tier

Die Bevorzugung sehr flacher Kleinstgewässer für das Absetzen der Laichschnüre birgt einerseits die Gefahr der Austrocknung, bevor die Larven ihre Metamorphose vollendet haben. Andererseits bieten solche Habitate den Vorteil, dass sie sich sehr rasch erwärmen und keine Fressfeinde im Wasser vorhanden sind. Der laute Ruf der Kreuzkröten ist auf Paarung in jährlich wechselnden Gewässern angepasst, die Partnerin muss nicht nur zur männlichen Kröte, sondern auch zum entsprechenden unbekannten Gewässer gelockt werden.[3] Besiedelt werden Abgrabungsflächen, Binnendünen, Bergbaufolgelandschaften, Brachen, Baugelände, Truppenübungsplätze, Küstendünen, Salzwiesen[3] sowie Ruderalflächen im menschlichen Siedlungsbereich. Selbst in strukturarmen Agrarlandschaften wird die Art manchmal angetroffen, sofern geeignete Laichhabitate zur Verfügung stehen.

Die Verbreitung der Art erstreckt sich in West-, Mittel- und Nordosteuropa von der Iberischen Halbinsel über die Südspitze Schwedens bis ins Baltikum und nach Weißrussland. In Deutschland kommt die Kreuzkröte – allerdings zerstreut und unstetig – in weiten Teilen vor; Lücken gibt es vor allem in Mittelgebirgen. In vielen Regionen sind die Bestände offenbar rückläufig.

Auf manchen Nordseeinseln mit Dünenlandschaften ist die Kreuzkröte dagegen die häufigste Amphibienart. Entgegen früherer Vermutungen liegt dies jedoch nicht an einer besonders hohen Salztoleranz, sondern daran, dass die Dünen und sandigen Vorländer der Kreuzkröte hier einen Vorteil gegenüber anderen Amphibienarten gewähren.[3]

Gefährdung und Schutz

Als Pionierbesiedler vegetationsarmer Trockenbiotope mit kleineren, oft sporadischen Wasseransammlungen leiden Kreuzkröten unter dem Fehlen oder zu raschen Austrocknen geeigneter Laichgewässer sowie unter der Verbuschung und Beschattung ihrer Habitate. Besonders betroffen sind sie aber von Eingriffen wie der Rekultivierung oder Umnutzung von Brachland und ehemaligen Bodenabbaugruben. Da die Flussauen in Mitteleuropa oft durch Begradigungen und Deichbau in ihrer hydrologischen und oberflächenstrukturellen Dynamik stark beeinträchtigt sind, können dort meist auch keine natürlichen Lebensräume für Kreuzkröten mehr entstehen.

Gesetzlicher Schutzstatus (Auswahl)[4]

  • Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Anhang IV (streng zu schützende Art)
  • Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG): streng geschützt

Nationale Rote Liste-Einstufungen (Auswahl)[5][6]

  • Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: V – Vorwarnliste
  • Rote Liste Österreichs: CR (entspricht: vom Aussterben bedroht)
  • Rote Liste der Schweiz: EN (entspricht: stark gefährdet)

Quellen

Einzelnachweise

  1. Miguel Vences: The Amphibian Tree of Life: Ideologie, Chaos oder biologische Realität? In: Zeitschrift für Feldherpetologie 14, Heft 2. Laurenti, 2007, ISSN 0946-7998, S. 153–162.
  2. Ulrich Sinsch: Biologie und Ökologie der Kreuzkröte. Laurenti-Verlag, Bochum 1998. ISBN 3-933066-01-8
  3. 3,0 3,1 3,2 Uwe Dierking: Die Kreuzkröten im Vorland von St. Peter-Ording. In: Umweltbundesamt und Nationalparkverwaltungen Niedersächsisches Wattenmeer/Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hrsg.): Umweltatlas Wattenmeer. Bd. 1: Nordfriesisches und Dithmarsches Wattenmeer. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998/1999, ISBN 3-8001-3491-8, S. 130–131.
  4. Kreuzkröte bei www.wisia.de
  5. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands 1: Wirbeltiere. Landwirtschaftsverlag, Münster 2009, ISBN 978-3-7843-5033-2
  6. Online-Übersicht bei www.amphibienschutz.de

Literatur

  • Rainer Günther (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag Jena, 1996. ISBN 3-437-35016-1
  • Andreas Nöllert & Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. Franckh-Kosmos, 1992. ISBN 3-440-06340-2

Weblinks

Commons: Kreuzkröte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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