Brache
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Eine Brache ist ein aus wirtschaftlichen oder regenerativen Gründen unbestelltes Grundstück (Acker oder Wiese). Auch jedes Grundstück, das sich einmal in menschlicher Nutzung befand (vgl. Kulturlandschaft), die aber wieder aufgegeben wurde und möglicherweise Spuren hinterlassen hat, kann als brachliegend bezeichnet werden. Diese Spuren, wie beispielsweise Gebäude oder Ruinen, können eine Folgenutzung beeinträchtigen oder gar schwere Umweltschäden darstellen. Daher unterscheidet man speziell Kulturbrache (funktionelles Brachliegen aus landbaulichen Gründen) und Brachland als aus sonstigen unbestelltes Land, und unbestellbares Ödland oder unproduktive Fläche.
Brachflächentypen
Landwirtschaftliche Brache
In der Landwirtschaft werden einmal kultivierte Flächen aus wirtschaftlichen oder regenerativen Gründen nicht genutzt.
Historische Ursprünge
In einem dreijährigen Zyklus werden nacheinander Wintergetreide und Sommergetreide angebaut, danach herrscht ein Jahr Brache, in dem sich der Boden erholen konnte. Da die Wiederbearbeitung des brach liegenden Feldes meist wieder im Juni des Folgejahres geschah, war die alte deutsche Bezeichnung für diesen Monat Brachet oder Brachmond.
Gemäß dem Bericht im Alten Testament der Bibel hatten die Bewohner des alten Israel ihre Felder alle sieben Jahre – im sogenannten „Sabbatjahr“ – brach liegen zu lassen.
Regenerative Brache (Kulturbrache)
Das System der Brachejahre wird auch heute noch angewandt, vor allem in sogenannten „Ungunstgebieten“, deren ökologische Rahmenbedingungen eine Bodennutzung ohne Regenerationsphasen nicht zulassen, ohne eine Bodenverarmung zu verursachen. Dies sind zum Beispiel weite Teile der Subtropen, in denen die Böden nur geringe Nährstoffspeicher aufweisen. Werden diese Regenerationszeiten nicht eingehalten, degradiert der Boden schnell und ist nach wenigen Jahren landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar. Je nach vorheriger Nutzung gibt es die Waldbrache oder Gartenbrache.
Als Brache bezeichnet man Feldblöcke die:
- Rotationsbrache
- kurze Zeit
- Dauerbrache
- längere Zeit
- Grünbrache
- mit Bewuchs
- ohne Bewuchs
aus dem landwirtschaftlichen Prozess ausgegliedert werden. In Abhängigkeit von der ehemaligen Nutzung werden Dauerbrachen u. a. in Ackerbrache, Grünlandbrache und Weinbergsbrache untergliedert.
Wirkung der Brache:
- Umsetzung bzw. Zuführung von organischer Substanz
- Überführung von Nährstoffen in lösliche Form (Mineralisation)
- Verbesserung der Bodenstruktur (Gare)
- Verringerung des Wildpflanzendrucks (Schröpfschnitt, Schwarzmulch)
- Schonung des Wasserhaushaltes
Brache in der Kulturlandschaft:
- Dient der Offenhaltung der Landschaft
- Erhaltung des Ackercharakters der Fläche
- Grundwasserneubildung wird gefördert
- Nährstoffaustrag wird vermindert
- Förderung des Lebensraums Acker (Bodenbrüter, Niederwild, Bienenweide, Insekten)
- Verringerung landwirtschaftlicher Überproduktion Flächenstilllegung
Mulchen der Brache ist ab 15. Juli erlaubt. Dies dient der Verhinderung des Zuwachsens durch Sträucher und Bäume. Um das Aussamen der Unkräuter zu verhindern wäre der 15. Juni besser.
Die Sozialbrache ist das Brachfallen landwirtschaftlicher Nutzflächen infolge Nutzungsaufgabe aufgrund von Veränderungen im Sozialgefüge ("Strukturwandel") der ländlichen Bevölkerung.
Industrie- und Gewerbebrache
Industriebrache (engl. auch Brownfields) ist eine Brache, die nach der Aufgabe der industriellen Nutzung von Industrieanlagen entsteht. Die Gebäude und Anlagen werden dann dem Verfall preisgegeben und/oder auch rückgebaut (z. B. Industriebrache Krupp in Essen und das ehemalige Ausbesserungswerk Karlsruhe).
Einer Umnutzung oder Revitalisierung steht häufig eine Schadstoffbelastung der Böden und Anlagen entgegen, die oft erst nach aufwendiger und kostenintensiver Sanierung möglich ist (z. B. Zeche Zollverein in Essen). Die Wiedereingliederung von Industriebrachen in den Wirtschaftskreislauf wird als Flächenrecycling bezeichnet.
Je nach vorheriger Nutzung gibt es die:
- Abriss-, Zerfalls- oder Trümmerbrachen
- Wohnbrachen
- Zechenbrachen
- Bodenabbaubrachen
- Deponiebrachen
- Bahnbrachen
- Straßenbrachen
- Militärbrachen
Vegetationsentwicklung
An vegetationsfähigen Standorten setzt nach der Aufgabe der Nutzung eine Vegetationsentwicklung (Sukzession) ein. Auf offenem Boden beginnt die Vegetationsentwicklung stark vereinfacht mit einer Annuellenflur im ersten Jahr der Brache und führt über staudige Bestände und Hochstaudenflur (Ruderalvegetation) in den Folgejahren bis zu Verbuschungen, die schließlich in Wald übergehen. Diese Entwicklung kann je nach Ausgangsvegetation und anthropogener Veränderung sowie der Produktivität des Standortes, dem Sameneintrag von benachbarten Flächen und durch Tiere und dem Lokalklima sehr unterschiedlich und auch verschieden schnell verlaufen. Die folgenden Bilder stellen Phasen in der Vegetationsentwicklung auf Brachen dar.
Siehe auch
- Fruchtfolge
- Ödland, Unproduktive Fläche
Literatur
- Detloff Köppen (Hrsg.): Bodenfruchtbarkeit im Agroökosystem. 1. Auflage. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2004, ISBN 978-3-8300-1538-3.
- Mathias Güthling: Innerstädtische Brachflächen - Untersuchungen zur Umgestaltung von innerstädtischen Bahnflächen am Beispiel des Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam. Arbeitshefte des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin, Heft 74. Berlin 2009, ISBN 978-3-7983-2107-6