Brachen fördern die Artenvielfalt



Bio-News vom 26.04.2023

Vogelbestände profitieren deutlich von landwirtschaftlichen Brachflächen, vor allem in Landschaften mit mittlerer struktureller Komplexität.

Bei vielen Artengruppen ist in der Agrarlandschaft in Deutschland in den letzten Jahrzehnten ein starker Rückgang zu verzeichnen, sowohl bei der Individuen- als auch bei der Artenzahl.


Grauammer in einer Brachfläche.

Publikation:


Hertzog L R, Klimek S, Röder N, Frank C, Böhner H G S, Kamp J
Associations between farmland birds and fallow area at large scales: consistently positive over three periods of the EU Common Agricultural Policy but moderated by landscape complexity
Journal of Applied Ecology

DOI: 10.1111/1365-2664.14400



Brachflächen gelten als wirksame Maßnahme, um diesen Rückgang abzubremsen. Forschende des Thünen-Instituts, des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) und der Universität Göttingen haben die Zusammenhänge zwischen dem Anteil der Brachen und der Anzahl und Häufigkeit von Agrarvögeln innerhalb eines neunjährigen Untersuchungszeitraums erforscht.

Dabei zeigte sich nicht nur, dass Brachen generell zu einer Verbesserung der Bestandssituation der Agrarvögel beitragen können – der Nutzen von Brachen hängt auch entscheidend von der Komplexität der umgebenden Landschaft ab.

Um herauszufinden, wo Brachflächen am wirkungsvollsten angelegt werden sollten, hatten die Forschenden Brachen in unterschiedlich komplexen Agrarlandschaften untersucht. Die Komplexität wurde anhand der Dichte an Grenzlinien zwischen Feldern untereinander sowie zwischen Feldern und angrenzenden Gehölzstrukturen wie Hecken oder Waldränder gemessen. Für die Auswertung wurden Daten des bundesweiten Monitorings häufiger Brutvögel (MhB) sowie Daten der Agrarstatistik verwendet.

Die jetzt in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology veröffentlichten Ergebnisse machen deutlich, dass das Anlegen von Brachen in Agrarlandschaften, die eine mittlere Komplexität aufweisen, besonders effektiv ist. Die mittlere Dichte an Grenzlinien liegt in Deutschland bei rund 65 Metern pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Autoren empfehlen daher, Brachen vor allem in solchen Regionen mit mittlerer struktureller Komplexität zu fördern.

„Mit unseren Untersuchungen konnten wir Regionen identifizieren, wo Brachflächen vorzugsweise angelegt werden sollten, um die größte Wirkung zu entfalten“, resümiert Dr. Sebastian Klimek vom Braunschweiger Thünen-Institut für Biodiversität, der die Studie koordiniert hat. „Um bundesweit rückläufige Bestandsentwicklungen von Agrarvögeln aufzuhalten, ist es erforderlich, einen Mindestanteil von Brachen in der Agrarlandschaft zu erhalten“, ergänzt Prof. Dr. Johannes Kamp von der Universität Göttingen, der als Beiratsmitglied auch den DDA vertritt.

Starken Einfluss auf die Gesamtfläche der Brachen in Deutschland hat die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU. Durch Änderungen in der GAP hat die Brachfläche seit Beginn der 2000er Jahre stark abgenommen. Der Verlust an Brachen, insbesondere nach Aufgabe der Flächenstilllegung im Jahr 2007, führte zu einem Mangel an geeigneten Brutplätzen und Nahrung für viele Vogelarten.

Zwar hat das so genannte „Greening“ der vergangenen GAP-Förderperiode ab 2015 die Gesamtfläche der Brachen in Deutschland leicht ansteigen lassen, das Niveau von vor 2007 wurde jedoch bei weitem nicht wieder erreicht. In der 2023 neu angelaufenen GAP-Förderperiode besteht für die Betriebe die Verpflichtung, 4 % ihrer Ackerfläche stillzulegen. Dies könnte zu einer Verbesserung der Bestandssituation bei vielen Agrarvögeln beitragen. Um das Niveau der Agrarvogelpopulation von vor 2007 wiederherzustellen, ist eine weitere Erhöhung des Flächenanteils von wirksamen biodiversitätsfördernden Maßnahmen in der Agrarlandschaft erforderlich.

Die Untersuchungen wurden im Projekt „Monitoring der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften“ (MonViA) mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Das bundesweite Vogelmonitoring wird vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums und der Umweltministerien der Länder unterstützt.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstituts für Ländliche Räume, Wald und Fischenrei via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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