Mähnengans
Mähnengans | ||||||||||
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Mähnengans (hinten Männchen und vorne Weibchen) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Chenonetta jubata | ||||||||||
(Latham, 1802) |
Die Mähnengans (Chenonetta jubata) ist die einzige überlebende Art in der Gattung der Mähnengänse (Chenonetta) und gehört zur Familie der Entenvögel (Anatidae). Den Namen bekam sie wegen der aufrichtbaren Federn am Hinterkopf des Männchens. Sie gehört zur Fauna Australiens und kommt dort in zwei disjunkten Verbreitungsgebieten vor. Es werden keine Unterarten unterschieden.
In Australien zählt die Mähnengans zum Federwild und wird stark bejagt.[1]
Merkmale
Allgemeine Merkmale
Die Mähnengans ist eine mittelgroße Ente. Sie erreicht eine Körperlänge von 44 bis 51 Zentimeter und wiegt etwa 800 Gramm.[2] In ihrer Körpergestalt und ihrer Nahrungsweise erinnert sie an eine kleine Gans. Der Körperbau ist insgesamt plump, die Beine sind verhältnismäßig lang. Männchen und Weibchen sind gleich groß. Der Schnabel ist kurz und stumpf, der Kopf dagegen ist verhältnismäßig groß. Wegen ihrer Körpergestalt und der auffällig getupften Brust ist sie in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet mit keiner anderen Art zu verwechseln. Sie ist meist in Trupps zu beobachten. Dabei sind die laut miauenden Rufe der Männchen auch noch in einiger Entfernung wahrzunehmen. Im Flug fallen vor allem die weißen Unterflügeldecken auf, die sich stark von dem dunklen Unterschwanzgefieder und dem dunklen Bauch unterscheiden.
Federkleid
Männchen haben einen braunen Kopf und ein gesprenkeltes, weißschwarzes bis grauschwarzes Brustgefieder. Am Hinterkopf haben sie einen mähnenartigen Schopf, den sie auch aufstellen können. Das Körpergefieder ist überwiegend fein grau gezeichnet, das Rückengefieder, der Rumpf, Schwanz und der Bauch sind dagegen schwarzbraun. Der Schnabel ist dunkelgrau. Die Beine und Füße sind graubraun. Die Augen sind dunkelbraun. Das Männchen wechselt im Sommer häufig in ein Ruhekleid, das dem Gefieder des Weibchens gleicht. Es ist möglich, dass das Ruhekleid nur von solchen Männchen angelegt wird, die erfolgreich Nachwuchs hatten.[3]
Das Weibchen hat einen hellbraunen Kopf und ein graubraunes Gefieder. Unter und über den Augen befinden sich weiße Streifen. Die Brust ist ähnlich wie beim Männchen gefleckt, auch wenn bei ihr die Farbintensität etwas gedämpfter ist. Auf der Körperunterseite findet sich eine braune Streifung. Die Jungvögel ähneln in der Gefiederfarbe dem Weibchen. Sie sind aber insgesamt etwas blasser und bei ihnen ist die Brust gestreift und nicht getupft.
Ausgewachsene Mähnengänse wechseln zweimal jährlich ihr Gefieder. Die Schwingenmauser erfolgt nach der Brutzeit. Sie kann entfallen, wenn in dieser Zeit extreme Trockenheit vorherrscht.
Verhaltensmuster und Fortbewegung
Grundsätzlich sind sie paarweise oder noch häufiger in kleinen Trupps in schütter baumbestandenen Arealen in Wassernähe, auf Sandbänken oder Dämmen sowie in Sümpfen zu sehen. 29 Prozent ihrer Tageszeit verbringen sie ruhend, 33 Prozent verbringen sie damit, in Wassernähe zu grasen. Weniger als sieben Prozent des Tages verbringen sie auf dem Wasser. Allerdings fliehen sie bei Beunruhigungen auf das Wasser. In mondhellen Nächten grasen sie auch nachts.[4] An Land ist die Fortbewegungsweise gänseähnlich, auf dem Wasser wirken sie auf den Menschen unbeholfen. Sie tauchen nur sehr selten. Im Flug ist ihr Fügelschlag verglichen mit anderen Entenarten sehr langsam, ihr Flug ist aber insgesamt schnell und sie sind wendige Flieger.[5]
Mähnengänse sind grundsätzlich gesellige Vögel, lediglich während der Fortpflanzungszeit überwiegen Paarbeobachtungen. Die Trupps, die sich nach der Fortpflanzungsperiode bilden, sind selten in ihrer Zusammensetzung stabil, da Paare kontinuierlich den Schwarm verlassen und neue Paare sich dem Trupp anschließen.[6] Trupps können mehr als 2.000 Individuen umfassen, typischer sind jedoch Trupps mit weniger als 100 Individuen.
Verbreitung und Bestand
Das Verbreitungsgebiet umfasst Australien und Tasmanien. Die Mähnengans gilt grundsätzlich als eine sehr weit verbreitete Art. Geeignete Lebensräume, wie sie beispielsweise nach heftigen Regenfällen in ansonsten trockeneren Regionen Australiens entstehen, werden von ihr schnell besiedelt, in Regionen, die permanent geeignete Lebensräume aufweisen, ist sie dagegen ortstreuer.[7] Wiederfunde von beringten Vögeln zeigen, dass viele Mähnengänse in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet umherziehen. Einzelne Funde belegen aber auch Wanderungen von mehr als 3.000 Kilometer.[8]
Die Mähnengans fehlt im äußersten Norden Australiens. Die sehr aride Zone, die sich vom Nordwesten Australiens durch den gesamten Kontinent zieht, stellt die Verbreitungslücke dieser Art dar. Als Irrgast findet sie sich gelegentlich auch auf Neuseeland ein. Beobachtungen auf Neuseeland begrenzen sich bislang auf die Südinsel.
Auf Tasmanien nehmen ihre Bestände offenbar zu. Verlässliche Bestandszahlungen fehlen allerdings. Zählungen werden meist aus Flugzeugen vorgenommen und sind daher nicht immer vollständig. Insgesamt wird der Bestand dieser Art auf mehr als 500.000 Individuen geschätzt. In Jahren mit ausreichend Regenfällen kann ihr Bestand auch die Millionengrenze überschreiten. Die IUCN stuft die Mähnengans als nicht gefährdet (least concern) ein.
Lebensraum
Vorwiegend wird sie in den östlichen und südwestlichen Regionen in Paaren oder kleinen Gruppen auf Wiesen oder bewaldeten Oberläufen der Flüsse vorgefunden. Obwohl sie ein guter Schwimmer ist, befindet sie sich seltener als andere Gänse im Wasser.
Nahrung und Nahrungsweise
Die Mähnengans ernährt sich von Gräsern sowie von Samen und Kräutern. Sie nehmen darüber hinaus auch Insekten auf. Ihre Nahrung finden sie überwiegend durch Grasen, sie nutzen dafür sowohl Tages- als auch Nachtzeiten. Mähnengänse, die in New South Wales über längere Zeit beobachtet wurden, verbrachten 96 Prozent ihrer auf Nahrungssuche aufgewendeten Zeit mit Grasen.[9] Insekten fangen sie durch schnelle Vorwärtsbewegungen sowohl an Land als auch auf dem Wasser. Sie gründeln nur sehr selten und das Durchschnattern von Schlamm dient vermutlich mehr der Aufnahme kleiner Steinchen als ein echter Nahrungssuche.
Dunenküken fressen zunächst fast ausschließlich Insekten, allerdings hat man auch Dunenküken beobachtet, die bereits ab ihrem dritten Lebenstag ihre Zeit überwiegend mit Grasen verbringen.[10]
Fortpflanzungsbiologie
Mähnengänse gehen langfristige Paarbeziehungen ein, die möglicherweise bis zum Tod von einem der Partnervögel bestehen. Bei Mähnengänsen, die man über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtete, war die kürzeste Paarbindung 16 Monate.[11] Sie gehen Paarbeziehungen bereits während ihres ersten Lebensjähres ein und können das Brutgeschäft auch schon im ersten Lebensjahr beginnen. Paare bleiben ganzjährig zusammen und wählen den Niststandort gemeinsam. Während das Weibchen brütet hält sich das Männchen in der Nähe auf und begleitet in der Regel das Weibchen, wenn diese das Nest zum Fressen verlässt.[12]
Mähnengänse sind Höhlenbrüter und nutzen gewöhnlich Baumhöhlen. Erfolgreiche Paare nutzen in der Regel die Bruthöhle des letzten Jahres erneut.[13] Die Fortpflanzungszeit variiert in Abhängigkeit von der geographischen Verbreitung. Im australischen New South Wales fällt die Fortpflanzungsperiode gewöhnlich in den Zeitraum Juli bis Dezember. Grundsätzlich können Mähnengänse jedoch ganzjährig zur Brut schreiten, wenn geeignete Bedingungen vorherrschen. In besonders geeigneten Habitaten ziehen sie auch zwei Bruten pro Jahr groß.[14] Mähnengänse sind während der Fortpflanzungszeit nicht sonderlich territorial. Männchen, deren Weibchen gerade brütet, duldeten Artgenossen in unmittelbarer Nähe des Nestes und schloss sich diesen sogar beim Grasen an.[15]
Das Gelege besteht aus acht bis zwölf cremefarbenen Eiern, die in einem Zeitraum von 28 Tagen ausgebrütet werden. Wird das Gelege zerstört, sind sie in der Lage, ein zweites Gelege zu produzieren.[16] Die Jungen verlassen kurz nach dem Schlupf die Bruthöhle, während der weibliche Elternvogel sie mit Rufen lockt.[17] Beide Elternvögel führen die Dunenküken zu einem Gewässer. Gelegentlich legen sie dabei bis zu einem Kilometer Wegstrecke zurück.[18]
Zu den Fressfeinden von Gelegen und Jungvögeln zählen die Neuhollandkrähe, der Weißwangenreiher und der Jägerliest. Wanderfalke, Habichtfalke, Keilschwanzadler sowie Füchse und verwilderte Hauskatzen können auch adulte Mähnengänse schlagen.[19]
Belege
Literatur
- P. J. Higgins (Hrsg): Handbook of Australian, New Zealand & Antarctic Birds, Band 1, Ratites to Ducks, Oxford University Press, Oxford 1990, ISBN 0195530683
- Janet Kear (Hrsg): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0-19-854645-9
- Hartmut Kolbe; Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1
- Steve Madge, Hilary Burn: Wildfowl: An Identification to the Ducks, Geese and Swans of the World. 1987, ISBN 0-7470-2201-1
Einzelnachweise
- ↑ Higgins, S. 1241
- ↑ Kear, S. 469
- ↑ Kear, S. 469
- ↑ Higgins, S. 1240
- ↑ Higgins, S. 1240
- ↑ Higgins, S. 1242
- ↑ Higgins, S. 1241
- ↑ Higgins, S. 1241
- ↑ Higgins, S 1242
- ↑ Higgins, S. 1242
- ↑ Higgins, S. 1242
- ↑ Higgins, S. 1243
- ↑ Higgins, S. 1242
- ↑ Higgins, S. 1344
- ↑ Higgins, S. 1242
- ↑ Higgins, S. 1244
- ↑ Higgins, S. 1244
- ↑ Higgins, S. 1244
- ↑ Higgins, S. 1245
Weblinks
- Chenonetta jubata in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 31. Januar 2009.
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Chenonetta jubata in der Internet Bird Collection